DUSABLEAU-PLAN (1723; 1737)

Der D. mit dem Titel "PLAN VON DER KÖNIGL. RESIDENTZ STADT BERLIN "wird als eines der wichtigsten Dokumente zur städtebaulichen Geschichte Berlins angesehen, da er noch den Umfang der Stadt zeigt, den sie beim Tode Friedrichs I. im Jahre 1713 hatte". (K. LINDNER, 1994). Der gesüdete Stadtplan (Norden unten) im Maßstab ca. 1:9000 und dem Format 76,0 cm mal 48,2 cm ist der erste reine Grundrißplan der Stadt. Er entstand vermutlich als Auftragsarbeit in den ersten Jahren der Regierungszeit König Friedrich Wilhelms I. (1688-1740, Kg. ab 1713), als dieser im Zuge seiner Baupläne neue Vermessungen der Städte veranlaßt hatte. Über den Schöpfer des Planes ist kaum etwas bekannt: Abraham Guibert Dusableau war Oberstleutnant und "Feldmesser", er starb 1723. Nach seiner Vorlage fertigte Georg Paul Busch (gest. 1756), der später Verleger wurde, den Kupferstich an. Der D. diente zahlreichen späteren Autoren wie Johann Friederich Walther (auch Walter, tätig um 1740), Matthäus Seutter (1678-1756/7) und Johann David Schleuen (1711-1771) als Grundlage ihrer Stadtpläne. Der 1723 veröffentlichte Plan (eine verbesserte Neuauflage erschien 1737) enthält die Topographie der Stadt nach der Bildung der vereinten Königlichen
        Haupt- und ResidenzstadtKöniglichen Haupt- und Residenzstadt Berlin von 1710 sowie der fertiggestellten, aber zugleich schon im Abbau befindlichen Festungsanlage
        (Fortifikation)Festungsanlage (Fortifikation). Innerhalb des mächtigen Bauwerks liegen (Alt-)Berlin(Alt-)Berlin,(Alt-)Cölln(Alt-)Cölln und FriedrichswerderFriedrichswerder, außerhalb die Dorotheen-Dorotheen- und die FriedrichstadtFriedrichstadt, die in ihrer markanten Dreiecksform - nach ihrer ersten Bauphase - weiter planvoll zu einer barocken Stadt, begrenzt durch drei gleichfalls geometrisch gestalteten Plätze ("Quarré", "Octogon", und "RondeelRondeel" od. "RondellRondell"), ausgebaut wurde. Der D. läßt das ungeordnete Wachstum der Stadt, insbesondere in den neuen VorstädtenVorstädten, erkennen, dem die Festungsanlage deutlich im Wege steht. Im D. ist bereits deutlich die AkzisemauerAkzisemauer erkennbar, die die 1705 errichtete hölzerne Palisadenumwehrung im Norden der Spandauer Vorstadt einbezog. Die Akzisemauer begann im Westen am UnterbaumUnterbaum an der Spree hinter dem (in damaliger Schreibweise) Brandenburger Thor, ging über das Potsdamer und Hallische Thor nach Süden und verlief dann in östlicher Richtung über das Cotbusische zum Wendischen Thor hin zum OberbaumOberbaum, dabei noch große freie Flächen künftiger Bebauung umfassend. Sie umschloß eine StadtgebietsflächeStadtgebietsfläche von 1.330 ha. Ebenso sind die nördlichen und nordöstlichen Vorstädte bereits von der neuen Mauer umschlossen, die am Oranienburger Thor beginnt, über das Hamburger, Rosenthaler, Schönhausische, Prenzlauer, Landsbergische und Frankfurter Thor in die Gegend des heutigen Strausberger Platzes in der damaligen Königsvorstadt führt. Der D. enthält bedeutende Objekte der historischen Topographie Berlins. Dazu gehören Prachtbauten wie das im Barockstil umgestaltete Königl. SchloßSchloß und ZeughausZeughaus, das halbkreisförmige Cadetten Haus im Bereich der KlosterstraßeKlosterstraße oder die Fridrichs Staedter Teutsche und Fridrichs Staedter Frantzösische Kirche mit dem dazwischenliegenden Großen Marckt, dem heutigen GendarmenmarktGendarmenmarkt sowie der von 1697 bis 1727 entstandene imposante Barockbau des Hospitals in der heutigen Waisenstraße, dessen Kapazität auf immerhin 500 Personen ausgerichtet war.

Der D. ist - wie die meisten Karten jener Zeit - mit einem markanten dekorativen Schmuck ausgestattet. In der rechten oberen Ecke befindet sich das preußische Staatswappen, umgeben von einem Wappenmantel. Die sehr ausführliche Legende füllt die gesamte linke untere Ecke aus: Eine Schriftrolle, auf der ein bekrönter Adler mit einem Zepter in seiner rechten Kralle sitzt, enthält 130 Straßennamen nach 10 Stadtteilen (Berlin, Cöln, Neucöln, Werder sowie die Vorstädte Cöpnicksche, Friedrichs-, Dorotheen-, Stralauer, Königs- und Spandauer Stadt) geordnet, 6 Tore in den Festungsanlagen, 11 Brücken, 18 Kirchen, 11 öffentliche Gebäude ("Königliche Häuser"); in den Plan selbst sind noch die Namen von 12 Toren der neuen AkzisemauerAkzisemauer eingetragen. Zum Schmuck gehört schließlich eine Tafel mit dem Kriegsgott Mars und verschiedenen Waffen rechts neben der Legende.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Clauswitz/Zögner 1906/27 f., 41 f.; Gensch/Liesigk/Michaelis 1930/33-35; Arendt/Faden/Gandert 1937/207, 409; Bauer/Hühns 1980/88-89; Zögner 1985/203; Schulz, G. 1986/83-88; Spitzer/Zimm 1987/20-21, 27/28, Tafel 4; Lindner 1994/18-19; Cullen/Kieling 1995/8-9; Berlin-Brandenburg im Kartenbild 2000/51-54

(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung), 2004
Stadtentwicklung