UNTERBAUM / OBERBAUM
Die
Mittelalterliche
Stadtmauer wurde an zwei Stellen von der Spree durchbrochen. Um auch hier Schutz und Kontrolle
zu gewährleisten (wobei der massive Mühlendamm
ohnehin den Schiffsdurchlaß verhinderte), um zum Beispiel den Warenschmuggel
zu verhindern, versperrte ein Pfahlwerk aus eisenbewehrten, eingeschlagenen
Eichenpfählen mit Ausnahme eines schmalen Durchlasses den Spreelauf.
Ein langer Schwimmbalken ("Baum"), "mittelst welchem unter dem Wasser
die Fahrt auf der Spree zur Nachtzeit gesperrt wird" (ZEDLITZ, L., 1834/542)
verschloß auch dieses "Wassertor". Solche Passierstellen bestanden
auf beiden Seiten der Doppelstadt. Ursprünglich lagen beide Kontrollstellen
im Bereich der alten Städte Berlin und Cölln: der O. am "Spreekessel"
bei der Abzweigung des Cöllner Spreekanals in Höhe der ehemaligen
Waisenbrücke nahe des heutigen Märkischen Museums/Stadtmuseums;
der U. befand sich unweit des heutigen Domes am sogenannten Mönchsturm,
der am Wiedereinfluß des Berliner Stadtgrabens an der heutigen Friedrichsbrücke
stand. Im 18. Jh. wurden auch der Ober- und Unterbaum mit dem Bau der
letzten Stadtmauer, der Akzisemauer,
um einige Kilometer weiter nach außen verlagert. Der O. im Osten
lag nun zwischen dem Stralauer und Schlesischen Tor, etwa in der Trasse
der heutigen Oberbaumbrücke , der U. im Westen wurde beim Bau der
Festungsanlage
(Fortifikation) in die Gegend der heutigen Kronprinzenbrücke
und des Reichstages verlegt.
Mit
den Namen O. und U. sind markante Spreebrücken verbunden. Nach dem
O. wurde eine 1724 errichtete 154 m lange und 8,5 m breite hölzerne
Jochbrücke benannt. Sie wurde 1894-1896 nach Entwürfen von Otto
Stahn (1859-1930) durch eine 160 m lange Steinbrücke ersetzt, die
mit ihrer kunstvollen märkischen Backsteinarchitektur und ihren sieben
Bögen und zwei Türmen an ein mittelalterliches Stadttor erinnern
sollte. Am 15.2.1902 (offiziell am 18.2.1902) fuhren die ersten Züge
der Hochbahn über die Oberbaumbrücke ( U-Bahn).
Die im II. Weltkrieg schwer beschädigte und 1950-1953 provisorisch
wiederhergestellte Brücke hatte nach dem Mauerbau 1961 ihre Funktion
weitgehend verloren. Nach der Vereinigung umfassend wiederhergestellt,
wurde sie am 9.11.1994 wieder für den Verkehr freigegeben und damit
der innerstädtische Hauptstraßenring (Innenstadtring) geschlossen.
Seit Oktober 1995 wird die O. auch wieder von der U-Bahn
genutzt.
Nachdem
1853 schon das "Alte Wachthaus für den Unterbaum" an die Spree gesetzt
worden war, entstand 1879 in der Nähe des heutigen Reichstagsgebäudes
eine Unterbaumbrücke , die später den Namen " Kronprinzenbrücke"
erhielt. Im II. Weltkrieg zerstört, wurde die neue Kronprinzenbrücke
seit November 1993 nach einem Entwurf des Spaniers Santiago Calatrava
(* 1951) mit hohem Aufwand wiederaufgebaut.
Quellen
und weiterführende Literatur: 
Zedlitz 1834/541-542, 799; Stein 1951/1-3; Schulze 1962/91-92; Jäger/Steinhardt
1961/26; Natzschka 1971/32-33, 37; Schich 1988/ 165-170; Geschichtswerkstatt
1991/11-13, 90; Gottwaldt/Nowak 1991/96-97; Berlin Handbuch 1993/893-94;
Mauter 1993-1/84-85; Bauen in Berlin 2000/404
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2004
Stadtentwicklung
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