RONDELL / RONDEEL (BELLE-ALLIANCE- / MEHRINGPLATZ)
Rondell
od. Rondeel war die ursprüngliche Bezeichnung des heutigen Mehringplatzes
(Bezirk Kreuzberg). Der Platz war seit 1730 im Zuge der Erweiterung der
Friedrichstadt
an deren südlichem Ende von Oberbaudirektor Johann Philipp Gerlach
(1679-1748) nach dem Vorbild der Piazza del Popolo in Rom als 1,5 ha großer
Rundplatz am Halleschen Tor im Zusammenhang mit dem Bau der Akzisemauer
(1732-1735) angelegt worden. Der Platz war ursprünglich mit 23 Häusern
besetzt. Vom R. erstrecken sich radial drei Straßenachsen nach Norden:
in der Mitte die Friedrichstraße,
nach Nordosten die Lindenstraße mit der 1680 erweiterten Jerusalemer
Kirche und, auf der ersten Strecke nach Nordwesten abgeknickt, die Wilhelmstraße.
Der
Platz hat eine bewegte Geschichte. Am 22.10.1815 wurde er in Belle-Alliance-Platz
umbenannt und darauf 1843 eine 19 m hohe "Friedenssäule" mit einer
bronzenen Viktoria des Bildhauers Christian Daniel Rauch (1777-1857) aufgestellt,
nachdem der Platz seit 1842 durch Peter Josef Lenné (1789-1866)
künstlerisch gestaltet worden war. Der Name des Platzes erinnerte
an das Gehöft "Belle Alliance" im Raum Waterloo südlich von
Brüssel, wo am 18.6.1815 die Entscheidungsschlacht gegen Napoleon
stattgefunden hatte; die "Friedenssäule" mahnt den Sieg der Allianz
über Napoleon an.
Fünfgeschossige
Bauten umsäumten damals das markante Rund des Platzes. Im II. Weltkrieg
fiel diese Bebauung Bombenangriffen zum Opfer; die "Friedenssäule"
blieb jedoch erhalten. Seit dem 31.7.1947 trägt der Platz den Namen
des sozialdemokratischen Politikers und Historikers Franz Mehring (1846-1919).
Die Neugestaltung des Mehringplatzes erfolgte nach dem städtebaulichen
Konzept des Architekten Hans Scharoun (1893-1972) und wurde 1975 fertiggestellt,
begleitet von heftiger Kritik bis in die Gegenwart: die Tristesse der
Neubebauung sei "eine Provokation für jeden Stadtplaner" (SCHWEITZER,
E. 1997). Ebenso umstritten ist die weitere Bebauung durch neue Hochhäuser. Der
Mehringplatz ist nicht zu verwechseln mit dem Franz-Mehring-Platz im Bezirk
Friedrichshain (bis 1972 Küstriner Platz).
Quellen
und weiterführende Literatur:  Zedlitz
1834/58; Ring 1883/108-109; Osborn 1909/144; Gottwald 1926/151; Kaeber
1962/254-255; Reuther 1985/20; Karwelat 1985/38-40; Baedeker 1992/295;
Berlin Handbuch 1993/814; Berliner Wohnquartiere 1994/207-212; Dehio 1994/283;
Schweitzer
1997/33
(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004
Stadtentwicklung
|