KÖNIGLICHE HAUPT- UND RESIDENZSTADT
Zu
Beginn des 18. Jh. bestanden noch die fünf selbständigen städtischen
Gemeinwesen (Alt-)Berlin,
(Alt-)Cölln,
Friedrichswerder,
Dorotheenstadt
und Friedrichstadt.
Auf dem kleinsten und originellsten "Stadtplan", den es von Berlin gibt
(SPITZER, H./ZIMM, A. 1987/7), hat der Berliner Hofmedailleur Raimund
Faltz (1658-1703) im Jahre 1700 das damalige Stadtbild aus der Vogelperspektive
auf der Rückseite einer Medaille (Durchmesser 66 mm) festgehalten.
Auf der Vorderseite der Medaille ist das Portrait des Kurfürsten
Friedrichs III. (1657-1713, Kfst. ab 1688, Kg. Friedrich I. ab 1701) abgebildet,
der laut Inschrift auf der Rückseite die Stadt "schmückt und
vergrößert". Die auf der Medaille abgebildete Stadtansicht
enthält alle wesentlichen topographischen Objekte jener Zeit und
ist ein bedeutendes Dokument der historischen Topographie Berlins.
Die
genannten fünf Städte waren nach der Krönung des Kurfürsten
am 18.1.1701 in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen
in den Rang von königlichen Residenzen erhoben worden.
Durch das
"Rescript von der Kombinierung der rathäuslichen Kollegien" vom 18.1.1709
verfügte König Friedrich I. mit Wirkung zum 1.1.1710 die Vereinigung
der fünf Städte zur "Königlichen Haupt- und Residenzstadt
Berlin". Die vergrößerte Stadtgemeinde war nun die Haupt- und
Residenzstadt eines durch die Verbindung von Brandenburg mit dem Herzogtum
Preußen wesentlich vergrößerten Königreichs. Zugleich
wurden in Berlin das Georgentor in Königstor, durch das Friedrich
I. 1701, von Königsberg kommend, in seine Residenz einzog, sowie
die Georgen(vor)stadt in Königs(vor)stadt ( Vorstädte)
umbenannt. Zugleich wies der König an, "daß der von Uns neugesetzte
Magistrat seine Zusammenkünfte auf dem Rathaus allhier in Cölln
haben solle, anerwogen selbiges nicht allein in der Mitte der übrigen
Städte, sondern auch bei Unserem Residenzschloß gelegen". Aber
diese Direktive wurde nicht mehr ausgeführt. Nachdem die feierliche
Einführung der neuen gemeinschaftlichen Stadtverwaltung vor einer
großen Kulisse schaulustiger Bürger am 18. Januar 1709 im Berlinischen
Rathaus stattgefunden hatte und der Grundstein zum neuen Rathaus in Cölln
am 8.8.1710 gelegt worden war, zog sich der Rathausbau in Cölln über
ein Jahrzehnt hin, und nach dem Tod Friedrichs I. wurde auch der Umzug
des Rats ins Cöllner Rathaus begraben.
Lange
Zeit hatten die Markgrafen von Brandenburg bei ihren gelegentlichen Aufenthalten
in Berlin keine feste Residenz. Das Hohe
Haus in der Klosterstraße
war im 14. und 15. Jh. Sitz brandenburgischer Markgrafen (bzw.,
ab 1356, Kurfürsten) und ersten beiden Hohenzollern-Kurfürsten,
Friedrich I. (1371-1440, Kfst. ab 1415) und Friedrich II. "Eisenzahn"
(1413-1471, Kfst. 1440-1470), und zwar bis zur Fertigstellung des Schlosses
auf dem Nordteil der Spreeinsel am Cöllnischen Spreeufer im Jahre
1451. Seit Albrecht III. Achilles (1414-1486, Kfst. ab 1470), dritter
Hohenzollern-Kurfürst von Brandenburg, war Berlin Residenz und seit
seinem Nachfolger Johann Cicero (1455-1499, Kfst. ab 1486) Dauerresidenz
des jeweiligen Landesherrn: von 1470 bis 1701 von zehn Kurfürsten
von Brandenburg bzw. Brandenburg-Preußen (Albrecht III. Achilles,
Johann Cicero, Joachim I., Joachim II., Johann Georg, Joachim Friedrich,
Johann Sigismund, Georg Wilhelm, Friedrich Wilhelm [Großer Kurfürst],
Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I.); von 1701 bis 1871 von
sieben Königen Preußens (Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. ),
Friedrich II., Friedrich Wilhelm II., Friedrich Wilhelm III., Friedrich
Wilhelm IV., Wilhelm I./ab 1871 Deutscher Kaiser); seit 1871 von drei
Deutschen Kaisern (Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II.).
Ausgewählte
Daten zur Stadtentwicklung 1709 bis 1800
|
1709
|
1800
|
Zuwachs
|
Stadtgebiet (ha) Einwohner Wohngebäude mit Wohnungen (WE) Kirchen Rathäuser Gewerbliche Gebäude Öffentliche Gebäude Straßen, Plätze Brücken Stadttore |
626 55 000 3 800 - 13 3 24 26 124 24 5 |
1 330 172 000 6 889 34 400 33
2 317 68 268 36 15 |
704 117 000 3 089 - 20
-1 293 42 144 12 10
|
Quelle:
PETERS, G. 1995/94
Quellen
und weiterführende Literatur: 
Schwebel 1888-II/179f.; Osborn 1909/69-90; Louis 1936/3-12; Oschilewski
1951/12-14; Kotschenreuther 1967/46-76; Bauer/Hühns 1980/80-85; Brandler
1986/193-220; Demps 1987/82-83; Demps/Materna 1987/211-232; Schulz/Gräbner
1987/10-12; Holmsten 1990/154; Baedeker 1992/106-112; Mieck 1993/474-483;
Schäche 1993-1/210-215; Ribbe/Schmädeke 1994/37-123; Peters
1995/72, 94; Berlin-Brandenburg 2000/51
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2004
Stadtentwicklung
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