Mitte (Friedrichstadt),
führt vom Halleschen Ufer (Kreuzberg) bis zum Reichstagufer/Dorotheenstadt.
Sie erhielt ihren Namen um 1740 nach König Friedrich Wilhelm I. (16881740). Die Straße wurde nach 1731 angelegt, hieß zunächst Husarenstraße und war die einzige vollständig neue Anlage in der Friedrichstadt unter der Regierung des Soldatenkönigs. Auf seine Veranlassung entstanden hier zahlreiche Adelspalais, in denen später Ministerien Preußens und nach 1871 auch des Deutschen Reiches ihren Sitz nahmen. Die W. wurde zum Inbegriff des politischen Machtzentrums in Deutschland. Sinnbild dafür war auch, daß ein Prozeß gegen Funktionäre und Minister des Dritten Reiches vor dem Militärtribunal in Nürnberg als Wilhelmstraßen-Prozeß in die Geschichte einging. In der Straße befanden sich das Geheime Civilcabinett des Kaisers, Preußisches Staatsministerium, Reichskanzlei, Reichskanzleramt, Auswärtiges Amt, Reichsfinanzministerium, Reichsministerium der Justiz und das Reichspräsidentenpalais. Die W. war dabei nicht nur die Wirkungsstätte von Politikern wie Otto von Bismarck, Friedrich Ebert und Gustav Stresemann, hier wohnten auch Willibald Alexis (Nr. 97), Walther Nernst (Nr. 16), Friedrich Schleiermacher (Nr. 73), Carl Sonnenschein (Nr. 37) und Bethel Henry Strousberg (Nr. 70). Von der Bebauung ist heute kaum noch etwas vorhanden: während das Gebäude des Preußischen Kriegsministeriums bereits in der NS-Zeit dem Luftfahrtministerium (heute Detlev-Rohwedder-Haus) weichen mußte, fiel die Masse der Bauten dem II. Weltkrieg zum Opfer. Der im Bezirk Mitte verlaufende Straßenabschnitt von der Zimmerstraße bis Unter den Linden wurde 1964 in Otto-Grotewohl-Straße umbenannt, 1970 wurde die Neue Wilhelmstraße (von Unter den Linden bis Reichstagufer) in diese Benennung einbezogen. In den 80er Jahren entstanden hier Wohnungen in Großplattenbauweise. Seit 1993 heißt der Straßenzug durchgängig W. Am Haus Nr. 54 ist eine Gedenktafel Konrad Adenauer gewidmet, der hier zeitweilig eine Dienstwohnung benutzte. An die frühere Bebauung erinnern die denkmalgeschützten Gebäude des Geheimen Civilcabinetts (Nr. 54), der Erweiterungsbau des Preußischen Kultusministeriums (Nr. 60) und das 1910/11 von Ernst Scharnke erbaute Verwaltungsgebäude (Nr. 64). Hier befinden sich auch das ARD-Hauptstadtstudio (Nr. 67 A) mit einer Gedenktafel für das Physikalische Institut und seine Mitarbeiter; die Landesvertretung Berlins (Nr. 67) und die Botschaft des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland (Nr. 70).