Das S. ist heute neben dem Zeughaus (Mitte) die bedeutendste erhaltene Barockanlage in Berlin und die größte der neun bestehenden Schlossanlagen der Stadt. Obwohl verschiedene Architekten über ein Jahrhundert an ihm gebaut haben, wirkt das S. als einheitliches Ganzes. 1694 gab Kurfürstin Sophie Charlotte ihrem Gemahl Friedrich III. (1657-1713, ab 1701 König Friedrich I.) das Schloss in Caputh zurück, das dieser ihr vier Jahre zuvor als persönlichen Landsitz geschenkt hatte. Caputh war ihr zu abgelegen. Deshalb wurde von Friedrich III. an hiesiger Stelle für seine Gattin ein Lustschloss in Auftrag gegeben, das nach dem in der Nähe befindlichen Dorf Lietze Lietzenburg genannt wurde. Der Kern des Schlosses, der Corps de logis, wurde von Johann Arnold Nehring (auch Nering)) entworfen und nach dessen Tod 1695 bis 1699 von Landbaumeister Martin Grünberg errichtet. 1699 wurde Einweihung gefeiert. Als Preußen 1701 Königreich wurde, ließ Friedrich I. das S. zu einem königlichen Residenzschloss ausbauen. 1702 bis 1713 erfolgte durch den schwedischen Baumeister Johann Friedrich Eosander von Göthe eine Erweiterung zur nun U-förmigen Dreiflügelanlage mit Turm (1710 bis 1712), Kapelle und Orangerie (1709 bis 1712), auch Eosanderflügel genannt. Die vergoldete Fortuna auf dem Turm wurde 1711 vollendet. Nach dem Tod der Königin, 1705, benannte Friedrich I. das Schloss in Charlottenburg um und ließ es zum Andenken an seine verstorbene Gemahlin weiter ausbauen. In den folgenden Jahren wurde das S. zu seiner Sommerresidenz. Als Friedrich I. 1713 verstarb, war das Bauwerk außen wie innen weitgehend fertiggestellt. Auch Friedrich II. wählte das S. 1740 für kurze Zeit zu seiner Residenz. Unter seiner Herrschaft errichtete Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1740 bis 1746 den Neuen Flügel, das östliche Pendant zur Orangerie. 1790 entstand südlich zur Orangerie und parallel zu dieser die Kleine Orangerie, die heute vom Café-Restaurant Kleine Orangerie genutzt wird. 1787 bis 1791 verlängerte Karl Gotthard Langhans (1732-1808) den Orangerietrakt durch das Theater. Außerdem baute er 1788 das Belvedere im Park. König Friedrich Wilhelm III. ließ 1810 das Mausoleum sowie 1829 den Schinkel-Pavillon hinzufügen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt. 1956 bis 1962 erfolgte die äußere Rekonstruktion der Ruine. Eine innere Wiederherstellung fand bis in die späten 1970er Jahre statt. Bereits 1952 war das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter, das bis zum Zweiten Weltkrieg auf der Langen Brücke gestanden hatte, im Ehrenhof des Schlosses aufgestellt worden. Der 55 ha. große Schlosspark (Schlosspark Charlottenburg) ist das bedeutendste historische Gartendenkmal Berlins. Im Kernbau des Schlosses werden die barocken Prunkräume des ersten preußischen Königspaares gezeigt. Im Obergeschoss befinden sich die Wohnräume Friedrich Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Elisabeth (1801-1873), die Hoftafel- und Silberkammer sowie das Kronkabinett. Der Neue Flügel zeigt die Rokokoräume Friedrich II., die Goldene Galerie, die Winterkammern Friedrich Wilhelm II., das Zimmer der Königin Luise von Preußen und die Wohnung Friedrich Wilhelm III. Im Theater (Langhansbau) befindet sich das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Das Corps de logis (Kerngebäude) ist ein elfachsiges, zweieinhalb-geschossiges Gebäude mit einem dreiachsigen Mittelrisalit mit Giebel. In der Breite des Risalits erhebt sich der 48 m hohe Kuppelturm mit Kronen über den Dachfenstern sowie mit der vergoldeten Fortuna obenauf. Die Erweiterungsbauten um den Ehrenhof sind ein halbes Geschoss niedriger. Westlich schließt sich die 143 m lange, eingeschossige Orangerie an, die im elfachsigen Theaterbau endet. Auf der Ostseite erstreckt sich der zweigeschossige Neue Flügel (Knobelsdorff-Flügel). Auf der Gartenseite wölbt sich am Kerngebäude ein dreiachsiger Mittelpavillon nach außen. Die Gesamtanlage des Schlosses steht unter Denkmalschutz.
Quellen und weiterführende Literatur: [ Schloss Charlottenburg, Dehio
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