HEILIG-GEIST-HOSPITAL
HEILIG-GEIST-KAPELLE

Dia-Serie Heilig-Geist-Hospital

Das Heilig-Geist-Hospital Heilig-Geist-Kapellelag einst an der zum MolkenmarktMolkenmarkt führenden Spandauer Straße nahe dem damaligen gleichnamigen Tor (Mittelalterliche
        StadtmauerMittelalterliche Stadtmauer). Es war älteste der drei großen kommunalen Einrichtungen unter geistlicher Leitung im mittelalterlichen Berlin/Cölln - neben dem Hospital Georgen- und Gertraudenhospital -, die sich der Kranken- und Altenpflege widmeten. Zugleich trug es zur allgemeinen städtischen Versorgung bei (eine Urkunde von 1354 erwähnt einen "Rüsthof" im Hospitalgelände, ferner gab es einen "Wursthof" und noch im Jahre 1600 ein Brauhaus).

Das Heilig-Geist-Hospital war im Zuge der ersten Erweiterung Berlins in der 2. Hälfte des 13. Jh. (MarienkircheMarienkirche) gegründet worden. Die urkundliche Ersterwähnung von Spital und Kapelle erfolgte zusammen mit dem Georgenhospital (VorstädteVorstädte) 1272 im Gildebrief der Bäcker (weitere frühe urkundliche Erwähnungen liegen von 1288 und 1313 vor - vgl. Tafel am Gebäude). Vermutlich Ende des 13. Jh./Anfang des 14. Jh. entstand als Teil der Hospitalanlage ein einschiffiger, langgestreckter Kapellenbau mit einem Sockel aus Feldsteinen und einem Mauerwerk aus relativ großen Backsteinen. 1476 erhielt der Backsteinbau mit seinem gotischen Ostgiebel und seinen drei tief heruntergeführten Fenstern ein Sterngewölbe; 1752 die großen Südfenster.

Bei der schweren Explosion des "Pulverturmes Pulverturm " am 12.8.1720 (1708 war beim Abbruch des Spandauer Tores nur der 30 m hohe Torturm mit seinen 11 m Durchmesser und 1,30 m dicken Wänden stehengeblieben, um weiter als Pulvermagazin zu dienen) war der Westturm der Kapelle so stark beschädigt worden, daß er beseitigt werden mußte; auch die nahegelegene Garnisonkirche Garnisonkirche Garnisonkirche, erst 1701-1703 von Martin Grünberg Grünberg (1655-1706) erbaut, erlitt so schwere Beschädigungen, daß ein Neubau nötig wurde (unter Philipp Gerlach Gerlach [1679-1748] erbaut, Einweihung am 31.5.1722).

Im Zuge der Reformation verlor auch das Heilig-Geist-Hospital seine ursprüngliche komplexe Funktion. Es wurde Armenhaus und schließlich abgerissen (1818-1825). 1828 trat an die Stelle des Hospitals ein zweigeschossiger Neubau, der jedoch später ebenfalls seine Funktion verlor. Die Kapelle blieb erhalten. Sie wurde nach gründlicher Renovierung durch Karl Ferdinand Langhans Langhans (1782-1869) unter Beibehaltung ihrer gotischen Gestalt 1835 wiedereröffnet. Später wurde sie dem Neubau der Handelshochschule Handelshochschule (1905/06) eingefügt und als Mensa bzw. Hörsaal genutzt. Sie ist neben der MarienkircheMarienkirche einziges mittelalterliches Kirchengebäude Berlins, das nicht zerstört wurde. Seit dem II. Weltkrieg wird die ehemalige Kapelle zum Heiligen Geist von der Humboldt-Universität zu Berlin genutzt.

Die historische Topographie vermerkt im übrigen in der Spandauer Straße neben Hospital und Kapelle zum Heiligen Geist weitere bedeutende Objekte. Nr. 40, in der Nähe der Kapelle, beherbergte einst die Apotheke "Zum Weißen Schwan", in der 1836-1839 Theodor Fontane Fontane (1819-1898) seine Lehrzeit als Apothekergehilfe absolvierte. Das Haus Nr. 36 war die Geburtsstätte von Jakob Liebmann Meyer Beer Meyerbeer (1791-1864), der als Giacomo Meyerbeer später berühmter Komponist und Generalmusikdirektor wurde. Einige Häuser weiter wohnten einst Gotthold Ephraim Lessing Lessing (1729-1781) und Moses Mendelssohn Mendelssohn(1729-1786).

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Berlin 1798/20 f.; Zedlitz 1834/306-308; Ring 1883/54-55; Streckfuß 1886-I/2-4; Schwebel 1888-I/76f; Borrmann 1893/177-179; Osborn 1909/18-19; Rave 1941/12; Bolduan u.a. 1982/23; Trost 1984-I/56-57; Wolterstädt 1985/100; Badstübner 1986/52-56, 74-76; Boeckh 1986/78-86; Löschburg 1986/83-97; Ludewig 1986/160; Herrmann 1987/141-142; Kieling 1987/42; Schulz/Gräbner 1987/46; Baedeker 1992/425-426; Berlin Handbuch 1993/549; Dehio 1994/56; Wörner/Mollenschott/Hüter 1994/7; Peters 1995/33-35

(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung), 2004
Stadtentwicklung