KURFÜRSTENDAMM ![]() Der
K. gilt neben der Straße Dieses Bauwerk im Stil der rheinischen Spätromantik mit seinem ehemals 113 m hohen Mittelturm und dem Grundriß eines gedrungenen lateinischen Kreuzes wurde nicht nur einer der markantesten Berliner Kirchenbauten, sondern zu einem die neue City-West prägenden Bauwerk. Von der im II. Weltkrieg stark beschädigten Kirche wurde 1957-1963 nur die ruinöse Westfassade mit dem Turm-Torso erhalten, dessen Innenraum heute als Gedächtnishalle dient. Der Teil des K. östlich des Auguste-Viktoria-Platzes wurde schon 1925 in Budapester Straße (unter Beibehaltung der alten Nummerierung des Straßenzuges) umbenannt. Die
Bebauung des K. zwischen 1890 und 1912 zielte auf die neue reiche bürgerliche
Klientel. Die Wohn- und Geschäftshäuser haben aufwendige Stuckfassaden,
dekorative Treppenaufgänge, Großwohnungen (häufig nur
zwei pro Stockwerk), Dienstbotenaufgänge und "eine in dieser Zusammensetzung
und Dichte in Berlin einzigartige Erdgeschoßnutzung" (PAPE, CH.
1987/36). Das Bild der vornehmen Wohngegend mit Vorgärten, zwei Fahrdämmen,
zwei Bürgersteigen, einem (von Bismarck durchgesetzten) Reitweg und
einer Promenade wandelte sich jedoch nach dem I. Weltkrieg. Der K. wurde
zum Vergnügungsviertel. Es etablierten sich Luxusgeschäfte,
aber auch eine Vielzahl von Restaurants, Kaffeehäusern, Hotels, Kneipen,
Weinstuben, Cafés, Tanzlokalen, Imbißstuben, Kinos (aus denen
z.T. große Lichtspieltheater wie das Marmorhaus, Capitol, Universum
hervorgingen), Kabaretts und andere Vergnügungsetablissements. "In
diesem kleinen Abschnitt ballt sich Abend um Abend Vergnügungslust,
Eleganz und Uneleganz, Besitz und Scheinbesitz..." (DÖBLIN, A., zit.
in LANGE, A. 1987/435). Am Westende des K., in Halensee, entstand nach
der Jahrhundertwende der berühmte Lunapark. Der "Amüsierbetrieb
am Kudamm" mit seinem bunten Nachtleben erlangte ebenso Weltruf wie seine
kulturelle Vielfalt. Caféhäuser wurden zum Treffpunkt von
Literaten, Schauspielern und anderen Künstlern (Café Größenwahn,
wo Rosa Valetti 1921 ihr Kabarett eröffnete; Romanisches Café,
Café Schilling, ab 1932 Café Kranzler usw.). Am K. etablierte
sich die "Berliner Sezession", eine Vereinigung Berliner Künstler
(zum Beispiel Max Liebermann, Max Slevogt, Alfred Lesser, Lovis Corinth,
Lesser Ury, Walter Leistikow, Käthe Kollwitz) mit einem eigenen Ausstellungshaus
für Bildende Kunst, dessen Räume 1921 zum Theater am Kurfürstendamm
umgestaltet wurden. Max Reinhardt eröffnete 1924 seine Komödie
am Kurfürstendamm. Der K. entwickelte sich mit seinen Juweliergeschäften,
Bekleidungsboutiquen, Buchläden, Geschäften mit Kunstgewerbe-
und Geschenkartikeln, Autosalons usw. zu einer der attraktivsten Einkaufsmeilen
Berlins. Zu einem besonderen Magneten wurden auch die großen Kaufhäuser,
allen voran das 1906/07 von Johann Emil Schaudt Der
K. entwickelte sich so zu einem der belebtesten Boulevards der Reichshauptstadt
und zum Mittelpunkt des "Neuen Westens", der West-City, die sich vom Wittenbergplatz,
der Budapester und Tauentzienstraße zum Bahnhof Zoologischer Garten,
zur Gedächtniskirche und zum K. erstreckte. Damit hatte die schon
vor dem I. Weltkrieg begonnene Westsausdehnung der Nach
dem II. Weltkrieg verlor die schwer zerstörte einstige "Flaniermeile"
ihren früheren Glanz. Es wurden viele der beschädigten Gebäude
abgerissen und durch Neubauten des sog. Neuen Nachkriegsbaustils ersetzt.
Das historische "Kudamm-Flair" erlitt durch Maßnahmen wie die Einstellung
der Straßenbahn (1954) und die Umgestaltung des Mittelstreifens
zu Autoparkplätzen weiteren Verlust. 1969-1972 entstand das von Werner
Düttmann Bei
der Neugestaltung Berlins als Bundeshauptstadt erfährt auch die City-West
Veränderungen. Hinter dem unter Denkmalschutz stehenden und seit
Januar 2000 im Umbau befindlichen Café Kranzler, am sog. Neuen
Kranzler Eck, errichtete die Deutsche Immobilienfonds AG Hamburg (DIFA)
einen 55 Meter hohen, 16stöckigen gläsernen Bürokomplex
(Architekt: Helmut Jahn [* 1940], Chicago). Auf dem Gelände zwischen
Kant-, Hardenberg- und Joachimstalerstraße entsteht an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
bis 2002 das 37geschossige, 118,8 m hohe "Zoo-Fenster" (Kosten: 350 Mill.
DM, Architekt: Christoph Mäckler), gegenüber an der Kantstraße,
zusammen mit dem "Zoo-Fenster" ein "Tor" bildend, bis 2003 das gleichhohe
"Atlas"-Hochhaus (Kosten: 400 Mill. DM, Architekt: Christoph Langhof [*
1948]). Beide Projekte sind umstritten, weil befürchtet wird, daß
die Turm-Riesen die Gedächtniskirche "in den Schatten" stellen könnten.
Das gilt erst recht für den Turm-Giganten am Bahnhof Zoologischer
Garten, der nach dem städtebaulichen Entwurf des Architekten Josef
Paul Kleihues (* 1933) entstehen soll; mit 300 m Höhe wäre er
das höchste Haus Europas ( Der
K. als die "Seele der West-City" wird auch künftig - auf seine Geschichte
und sein "Flair" bauend - mit seiner Mischung aus Alt- und Neubauten,
Geschäften, Gastronomie und Kultur ein international unverwechselbarer
Boulevard bleiben und in der Konkurrenz mit den neu entstehenden Zentren
im Osten Berlins ( Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |