LEIPZIGER PLATZ
POTSDAMER PLATZ

Dia-Serie Potsdamer Platz

Beide Plätze im Grenzbereich der Bezirke Mitte und Tiergarten sind topographisch und historisch eng miteinander verbunden und haben klangvolle Namen in der Geschichte Berlins. Entstanden an dem im Zuge des Baus der AkzisemauerAkzisemauer 1735 an der Ausfallstraße nach Südwesten errichteten Potsdamer Tor (stadtauswärts vor dem Tor der Potsdamer Platz, stadteinwärts hinter dem Tor der Achteckplatz, das "Octogon"), wurde der Potsdamer Platz Potsdamer Platz in den 20er Jahren des 20. Jh. verkehrsreichster Platz des europäischen Kontinents. Nach seiner Zerstörung im II. Weltkrieg und der Verödung in der Zeit des Kalten Krieges rückte der Bereich beider Plätze nach der Vereinigung mit den Plänen zur Neubebauung abermals in den Brennpunkt des Interesses.

Der nur etwa 160 mal 160 m große Leipziger Platz Leipziger Platz liegt im Bezirk Mitte zwischen dem Potsdamer Platz Potsdamer Platz und dem westlichen Ende der Leipziger Straße Leipziger Straße. Er entstand im Zusammenhang mit dem Bau der AkzisemauerAkzisemauer 1732-1735 und der Erweiterung der FriedrichstadtFriedrichstadt nach Westen und Süden. Nach den Vorstellungen König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740, Kg. ab 1713) von der Barockstadt entwickelte Oberbaudirektor Johann Philipp Gerlach (1679-1748) einen Bebauungsplan nach streng geometrischen Mustern. Dazu gehörte die Anlage von drei Plätzen an der AkzisemauerAkzisemauer in geometrischen Grundformen: der kreisförmige Platz Rondell "Rondell" (oder Rondeel, heute Mehringplatz) am Halleschen Tor im Süden, der quadratische Platz "Quarré" (Pariser Platz) am Brandenburger Tor Brandenburger Tor und Eingang zur Straße Unter den LindenUnter den Linden im Norden und dazwischen der achteckige Platz "Octogon" am Potsdamer Tor, der (wie die beiden anderen Plätze) unter dem Einfluß des Sieges über Napoleon 1814 umbenannt wurde: Zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig erhielt er den Namen "Leipziger Platz Leipziger Platz".

In der ersten Hälfte des 19. Jh. erhielt der Platz eine veränderte Funktion und ein verändertes Aussehen. Nachdem K.F. Schinkel Schinkel(1781-1841) das Potsdamer Tor neu errichtet und zugleich stadteinwärts versetzt hatte, schloß das Tor den Leipziger Platz noch unmittelbarer nach Westen ab. Zugleich wurde der Platz nach Plänen von Peter Joseph Lenné (1789-1866) gärtnerisch neu gestaltet (u.a. Figurengruppen, Standbilder). Nach der ersten Phase der Umbauung des L. durch prachtvolle Palais folgte Ende des 19./Anfang des 20. Jh. eine Neubebauung durch repräsentative Hotel- und Geschäftsbauten, darunter das seit 1897 am Eingang zur Leipziger Straße das von Alfred Messel Messel(1853-1909) erbaute und später erweiterte 330 m lange Kaufhaus Wertheim (Georg Wertheim Wertheim, 1857-1939), das mit 5 000 Angestellten, einer Verkaufsfläche von 18 680 m², 54 Fahrstühlen, 2 Rolltreppen und 105 000 Glühbirnen damals das größte Kaufhaus Europas war. Diese Bebauung fiel weitgehend den Bombenangriffen im II. Weltkrieg zum Opfer, wobei die Platz-Struktur und die Schinkel-Torbauten noch erkennbar geblieben waren. Nach dem Mauerbau 1961 wurden auch diese Reste abgetragen. Im Ergebnis der Vereinigung begann eine Wiederherstellung des L. in Anpassung an die historischen Formen und im Zuge eines Gesamtkonzeptes für den Bereich Potsdamer/Leipziger Platz.

Der Potsdamer Platz grenzt unmittelbar westlich an den Leipziger Platz, und über ihn verläuft die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Tiergarten (1945 bis 1990 Sektorengrenze). Er hieß vor 1831 nach dem an der AkzisemauerAkzisemauer errichteten alten barocken Potsdamer Tor "Platz vor dem Potsdamer Tor". Dieses Tor war im 18. Jh. das belebteste von allen Stadttoren. "Die Thorpfeiler aus Sandstein zeigten über mäßig hohem Sockel an den 4 Ecken toskanische Wandsäulen, darüber ein Gebälk mit einem Aufsatz, welcher eine von Trophäen umgebene Kartusche mit Krone und Namenszug trug. Zwischen den Säulen befanden sich gleichfalls Trophäen und Schilder mit dem zur Sonne fliegenden Adler und der bekannten (altpreußischen) Devise: non soli cedit" [Er weicht selbst der Sonne nicht]. 1822 mußte dieses Tor wegen Baufälligkeit abgetragen werden und schon zwei Jahre später, am 3.8.1824, wurde die neue, von K.F. Schinkel entworfene klassizistische Toranlage mit den beiden kleinen dorischen Torhäusern dem Verkehr übergeben. An diesem Tor entstand aus einer ursprünglichen Grünanlage ein Platz, der sich im folgenden Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte im Zentrum Berlins entwickeln sollte. Auf den P. mündeten die Potsdamer Straße, die Linkstraße, die Bellevuestraße, die Leipziger Straße, Königgrätzer Straße (heute Stresemannstraße) und die Budapester Straße (heute Ebertstraße). Seine exponierte Verkehrslage wurde maßgeblich durch die Anlage des Potsdamer Bahnhofs gefördert, von dem am 29.10.1838 die erste Berliner Eisenbahn fuhr. Hinzu kam 1902 der U-Bahnhof am P. Neben S- und U-Bahn kreuzten den Platz einst 26 Straßenbahn- und fünf Buslinien.

Seit dem letzten Drittel des 19. Jh. entstanden um den Potsdamer Platz mehrere bedeutende Hotels (u.a. das nach Entwürfen von Ludwig Heim [1844-1917] 1887/88 entstandene Grand-Hotel Bellevue und 1892/93 errichte Palast-Hotel sowie der 1907 nach Richard Bielenberg [1871-1929] und Josef Moser [1872-1963] erbaute Fürstenhof), ferner Vergnügungsstätten und Cafés (u.a. das 1911/12 nach Franz Schwechten [1841-1924] errichtete 6geschossige Haus Potsdam, ab 1914 Haus Vaterland, mit den Cafés Piccadilly und Josty, einem beliebten Treffpunkt von Politikern, Schriftstellern und Künstlern). Am P. lag das 1921 von Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940) zum Funkhaus umgebaute Vox-Haus, 1923 die Geburtsstätte des deutschen Rundfunks (Hörfunk). Städtebaulich von besonderer Bedeutung war das 1931/32 von Erich Mendelsohn (1887-1953) entworfene Columbushaus, einem 10geschossigen Stahlskelettbau im Stil der Neuen Sachlichkeit. Auf der Platzmitte wurde 1924 nach einem Entwurf von Jean Krämer der berühmte fünfeckige Verkehrsturm Verkehrsturm mit der ersten Verkehrssignalanlage Berlins errichtet, jedoch beim Bau des 1939 eröffneten S-Bahnhofs für die Nord-Süd-Bahn wieder abgebrochen.

Trotz der schweren Zerstörungen stand der Potsdamer Platz Verweis nach 1945 im Brennpunkt der Berliner und sogar Weltpolitik, insbesondere beim Arbeiteraufstand Arbeiteraufstand in der DDR am 17.6.1953 und beim Bau der Mauer nach dem 13.8.1961 Verweis. Die DDR ließ auf ihrer Seite alle Gebäude abtragen, weiträumige Sperranlagen errichten und Verkehrseinrichtungen schließen bzw. unterbrechen. Auch auf westlicher Seite blieben nur wenige Häuser erhalten, darunter das 1912 entstandene und 1979 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude der Weinhandlung Huth in der Linkstraße sowie der Gebäudetorso des 1906-1908 von Otto Rehnig (1864-1925) erbauten Grand-Hotels Esplanade in der Bellevuestraße. 1972 erwarb der Senat von der DDR einen 85 ha großen Streifen zwischen Linkstraße und Köthener Straße, wo einst der Potsdamer Bahnhof stand. 1988 kam das sog. Lenné-Dreieck hinzu: ein 4 ha großes, von der Lenné-, Bellevue- und Ebertstraße umgrenztes Gebiet, das seit 1961 als Brachfläche nach Berlin-West hineinragte und die durch Sperranlagen abgeschnitten war.

Der Fall der Mauer eröffnete einen neuen Abschnitt in der Geschichte des P. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wurde im März 1992 der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn mit dem Bahnhof P. wieder in Betrieb genommen, später folgte auch die Schließung der Lücke in der über den P. führenden U-Bahnlinie. Nach dem Verkauf von Grundstücken 1990/91 [gestr. 3. Aufl.: (die Daimler-Benz-Tochter "debis" zum Beispiel kaufte im Juli 1990 ein 61 710 m² großes Grundstück für 92,9 Mill. DM zum halben Verkehrswert, den der Gutachterausschuß des Landes Berlin erst später ermitteln ließ)] wurde die Neubebauung nach dem 1991 aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangenen preisgekrönten Entwurf der Münchner Architekten Heinz Hilmer (* 1936) und Christoph Sattler (* 1938) begonnen, die eine bis zu 35 m hohe Blockbebauung bei 20prozentiger Verwendung der Bruttogeschoßfläche für Wohnungen vorsah. Die Neubebauung des P. wurde in der Folgezeit zur größten Baustelle Europas, wo nach den Entwürfen von Architekten aus aller Welt (u.a. Helmut Jahn [*1940] / Chicago, Renzo Piano [* 1937] und Christoph Kohlbecker / Paris, Arata Isozaki [* 1931] / Tokio und José Rafael Moneo [* 1937] / Madrid) bis zum Jahre 2002 am und um den Potsdamer Platz mehrere Großinvestoren mit einem Investitionsvolumen von rund 8 Mrd. DM auf 15 ha mehr als 700 000 m² Bruttogeschoßfläche errichten. Dabei werden 17 Mill. Tonnen Sand und Kies, Stahl und Zement verbaut sowie 2 Mill. Tonnen Stückgüter zu den Baustellen transportiert werden. Auf dem Logistikzentrum Gleisdreieck wurden 3 Transportbetonmischwerke errichtet. Großinvestoren sind neben der Daimler-Benz-Tochter "debis" der japanische Elektronik-Konzern Sony mit dem New Yorker Projektentwickler Tishman Speyer Properties und der japanischen Baufirma Kajima GmbH, die Firma A+T, die Stiftung des Kaufhauskonzerns Hertie, die BEWAG, die Deutsche Bahn AG, die Deutsche Telekom AG, die Bundesregierung und der Berliner Senat. Anfang Oktober 1998 wurde mit "Daimler-City" der erste große Gebäudekomplex eröffnet, ein Jahr später mit dem 1,5- Milliarden-Komplex "Sony-Center" (7 Gebäude) der zweite. Die Sony-Europa-Zentrale verlagerte ihren Sitz von Köln nach Berlin. Wo jahrzehntelang verlassen das denkmalgeschützte Hotel "Esplanade" in einer Wüstenei herausragte, entstanden 26stöckige moderne Büro-Paläste, eine überdachte Einkaufszone über 4 Stockwerke sowie der gigantische "Regenschirm" des Sony-Forums, eine in Berlin einzigartige überdachte 4 000 m² große Arena. Es entstanden am Potsdamer Platz Wohnungen und Hotels, ein Musical-Theater, ein Multiplex-Kino mit 8 Leinwänden und das dreidimensionale Discovery IMAX-Theater (in dem allein im ersten Jahr 4 950 Vorstellungen mit 25 000 km Film vor 1,4 Mill. Besuchern liefen), ferner Deutschlands größte Spielbank (10 000 m² auf vier Etagen), gastronomische Einrichtungen, Kindertagesstätten, eine Schule, der "Tilla-Durieux-Park" und der "Henriette-Herz-Park", Wohnungen und Tiefgaragen. Das Hotel "Esplanade" mit dem historischen neobarocken Kaisersaal wurde auf Luftkissen um 75 m verschoben und auf dem Hotel der 12 500 t schwere Neubau Esplanade-Residence schwebend "draufgesetzt". Etwa 20 m unter Straßenniveau entsteht bis 2005 der neue Bahnhof Potsdamer Platz, in Ergänzung zu den gleichnamigen S-und U-Bahnhöfen. Der neue Bahnhof wird ein Ausmaß von 260 m Länge und 50 m Breite (2 Bahnsteige mit 4 Gleisen) haben, rund 260 Mill. DM kosten und die Expreß-Bahnverbindungen Dessau-Stralsund, Wittenberge-Jüterbog und Stralsund-Elsterwerda unter dem Tiergarten über den neuen Lehrter Bahnhof herstellen.

Bei der Neubebauung des benachbarten 25 600 m²-Areals des Leipziger Platzes hingegen gab es größere Schwierigkeiten. Sie entstanden, nachdem das ehemalige Wertheim-Areal (27 000 m²) an der Nordseite des Platzes und weitere Grundstücke an die Münchener Investoren Isolde und Peter Kottmair vergeben und nach einem Entwurf des Mailänder Architekten Aldo Rossi (1931-1997) bebaut werden sollten. Ein Streit (u.a. wegen Ungereimtheiten im Grundstücksvertrag zwischen Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) und den Investoren sowie Einsturzgefahr des unter dem Leipziger Platz verlaufenden sanierungsbedürftigen U2-Bahn-Tunnels) verhinderte letztlich die Realisierung des 1,2-Milliarden-Projekts. Nachdem bereits 1998 das Mosse-Palais (Baukosten: 100 Mill. DM) an historischer Stelle am Leipziger Platz neu entstanden war, erfolgt nun bis 2003 - bei Wahrung der historischen Achteck-Form des einstigen Weltstadt-Platzes - die Neubebauung gemäß Wettbewerbs-Entscheidungen von 1998. Der Platz soll nach Pariser Vorbild zu einer noblen Flaniermeile mit Luxusboutiquen und edlen Restaurants umgestaltet werden. Auf der Nordseite, an der Nahtstelle zur Ebertstraße, wird u.a. das Gebäude des Deutschen Reisebüros (DER) errichtet, daran angrenzend in Richtung Mosse-Palais, die Kanadische Botschaft. Bebauung und Nutzung des ehemaligen Wertheim-Areals ist nach dem Rückzug von Kottmair ungeklärt. Auf der Südseite des Leipziger Platzes entstehen u.a. das "Haus Knauthe" nach Entwurf von Axel Schultes (* 1943) und das "Palais am Bundesrat" der Züblin GmbH nach Entwurf von Walter A. Noebel (* 1953). Am historischen Stadtort der beiden berühmten Schinkelschen "Torhäuschen am Leipziger Platz" werden zwei einfache, symmetrische Pavillonbauten nach Entwurf des Kölner Architekten Oswald Matthias Ungers (* 1926) errichtet.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Zedlitz 1834/419-420, 667; Ring 1883/33, 109; Borrmann 1893/150; Pniower 1907/51, 52; Osborn 1909/142-145, 180-181, 212, 216; Gottwald 1926/151; Hagemann/Rave 1949/16; Schäche/Streich 1985/45-46; Wolterstädt 1985/84; Kleines Berlin-Lexikon 1989/145-146; Baedeker 1992/158-159, 421; Berlin Handbuch 1993/754-755, 940-942; Mauter 1993-2/7f.; Projekte der räumlichen Planung 1993/10-11; Dehio 1994/125; Ratei 1994/16-17; Deutsche Bahn AG 1995/12-13; Plewnia/Mauter 1995; Stimmann 1995/9-10; Berlin-Visionen 1996/60-81; Neue alte City 1996/13-14; Der Spiegel, Nr. 49/1996/22-34; Bellmann 1997; Schneider 1997/16; Schweitzer 1997/94-109; Bauen in Berlin 2000/412 u. 438

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