50 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
Gerhard Keiderling Heißes Pflaster im Kalten Krieg Der Potsdamer Platz zwischen 1945 und 1990 (II) Einem Paukenschlag gleich riß der 13. August 1961, der Tag des Mauerbaus, den Potsdamer Platz aus seinem politischen Dornröschenschlaf, in den er Ende der 50er Jahre versunken war. Noch einmal rückte er in den Brennpunkt der großen Politik. Als in den 70er Jahren der Entspannungsprozeß zwischen Ost und West vorankam, wurde es wieder ruhiger.
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»Der Potsdamer Platz, da ist das meiste Leben. Und Leben ist nun mal das Beste, was eine große Stadt hat.«
13. August 1961
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51 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, trifft gegen 8.30 Uhr, vom Bundestagswahlkampf aus Hannover kommend, auf dem Flughafen Tempelhof ein und begibt sich sofort zum Potsdamer Platz, um sich ein Bild von den Ereignissen zu machen. Später erscheint auf der Ostseite der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, mit einem großen Gefolge von Partei- und Armeefunktionären zu einer Frontbesichtigung.
Im Laufe des Vormittags sammelt sich auf der Westseite des Platzes eine auf mehrere Tausende anwachsende Menge, die ihrem Protest lautstark und mit Steinwürfen Luft macht. Die Situation ist explosiv. Über Lautsprecher fordert die Volkspolizei, einen Abstand von 100 Metern zur »Staatsgrenze« zu halten, und unterstreicht dies durch Rauch- und Tränengasgranaten. Aus Furcht, die Lage könne völlig außer Kontrolle geraten, drängt schließlich Westberliner Polizei die Menge ab. Ostberliner, durch Morgenpresse und Sonderberichte im Rundfunk informiert, werden von der Volkspolizei schon an der Leipziger Straße zurückgehalten. 15. August 1961
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Auf der Ostseite des Platzes beginnt wie auch an anderen Grenzabschnitten die Errichtung einer von Stacheldraht bewehrten Mauer aus 1,5 Meter hohen Betonplatten.
22. August 1961
21. November 1961
23.26. Mai 1962
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52 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
22. Juli 1962
In der Stresemannstraße, unweit der Ruine des Hauses Vaterland, explodiert ein Sprengsatz, der ein etwa zweieinhalb Meter breites und einen Meter hohes Loch in die Mauer reißt. Am 25. Juli wird im benachbarten Grenzabschnitt in der Niederkirchnerstraße erneut ein Sprengkörper gezündet. 17. August 1962
29. Juli 1965
Anfang der 70er Jahre
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und Gebäude abgerissen, die dem DDR-Grenzsystem im Wege standen. Wo einst die Leipziger Straße in den Leipziger Platz mündete, endet in Höhe des ehemaligen Preußischen Herrenhauses, das noch Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR birgt, der öffentliche Verkehr an einer vorgezogenen Sperrmauer.
Auf Westberliner Seite steht neben der Halbruine des Hotels »Esplanade« nur noch das Weinhaus Huth. Auf einem benachbarten Grundstück hat sich eine Hundedressieranstalt angesiedelt. Zwischen Potsdamer Straße und Kemperplatz entsteht seit Mitte der 60er Jahre das Kulturforum nach den Plänen von Hans Scharoun. Direkt an der mit bunten Graffitis und Sprüchen »verzierten« Grenzmauer halten Reisebusse. Von einer Besucherplattform kann man einen Blick auf das beängstigend leere Terrain mit seinen Grenzanlagen werfen. Zahlreiche Budenbesitzer leben vom Verkauf von Souvenirs und Currywürsten an Mauer-Touristen. Im Untergrund rattern ununterbrochen die S-Bahn-Züge. Grenzpolizisten kontrollieren Tag und Nacht im fahlen Lampenschein die beiden Geisterbahnsteige, um »Provokationen« zu verhindern. 21. Juli 1972
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53 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
Regelung der Frage von Enklaven kommen die Regierung der DDR und der Senat von Berlin (West) überein, ein Gebiet am ehemaligen Potsdamer Bahnhof bei einem Wertausgleich von 31 Millionen DM dem Senat zu übereignen. Für die weitere Nutzung der U-Bahn-Anlage am Potsdamer Bahnhof zahlt der Senat in einer Zusatzvereinbarung vom 3. Juni 1975 jährlich 9 000 DM.
15. Oktober 1983
6. Dezember 1983
1. Mai 1984
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Nord-Süd-Tunnel zwischen Gesundbrunnen und Anhalter Bahnhof wieder auf.
27. Mai 1985
4. Oktober 1986
31. März 1988
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54 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
1. Juli 1988
Vor der offiziellen Übergabe des Lenné-Dreiecks in die Hoheit West-Berlins am 1. Juli haben Umweltschützer und autonome Jugendliche das rund vier Hektar große Areal, das westlich der Mauer nur durch einen Maschendrahtzaun abgesperrt ist, besetzt und ein »alternatives Hüttendorf« errichtet. Sie wollen das »Grenz-Biotop« mit seinen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten vor der Vernichtung durch einen Autobahnbau bewahren. Die Westberliner Polizei provoziert tagelang die Jugendlichen mit Tränengaseinsätzen und sperrt die Zugänge ab. Am Morgen des 1. Juli räumt sie mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Tränengas das »Öko-Dorf«. Mehr als 180 Jugendliche flüchten über die Mauer nach Ost-Berlin, wo sie freundlich aufgenommen werden und mit der U-Bahn nach Kreuzberg zurückkehren. 9. November 1989
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12. November 1989
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55 Probleme/Projekte/Prozesse | Potsdamer Platz |
»Und wir werden in guter Nachbarschaft und Freundschaft leben«, erwidert Krack.
In den Folgetagen sind überall »Mauerspechte« am Werk; sie brechen mit Hammer und Meißel Souvenir-Brocken aus den Betonplatten heraus, wobei bunt besprühte Teile besonders begehrt sind. 19. Februar 1990
14. April 1990
24. April 1990
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26. April 1990
Im »Esplanade« wird eine Ausstellung über die künftige Gestaltung des Gebiets um Potsdamer und Leipziger Platz eröffnet. Daimler-Benz hat bereits sein Interesse an einem Bau-Areal bekundet. 8. Juli 1990
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© Edition Luisenstadt, 1999
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