HACKESCHE HÖFE
HACKESCHER MARKT

Dia-Serie Hackesche Höfe

Hackescher Markt und Hackesche Höfe gehören heute zu den bekanntesten topographischen Objekten im Zentrum Berlins. Die Entstehung des "Haakischen (Haakschen) Marktes" steht im Zusammenhang mit dem Abbau der Festungsanlage
        (Fortifikation)Festungsanlage (Fortifikation), die zwischen 1658 und etwa 1683 unter Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688, Kfst. ab 1640 Friedrich Wilhelm ) entstanden war. Mit der Leitung des schrittweisen Abbruchs des vermutlich aufwendigsten Bauwerks in der Geschichte Berlins, der schon 1734 einsetzte, hatte König Friedrich  II. (1712-1786, Kg. seit 1740 Friedrich II. ) seinen General Hans Christoph Graf von Hacke Graf von Hacke (auch Haake; 1699-1754), 1749-1854 Stadtkommandant von Berlin, beauftragt. Als das bei der Befestigung Berlins 1662 erbaute Spandauer Tor 1750 abgebrochen wurde, ließ Graf von Hacke auf der Fläche vor dem ehemaligen Tor einen unregelmäßigen Platz anlegen. Der Platz wurde allgemein (aber noch nicht offiziell) nach dem General "Haakischer" oder "Haakscher Markt", jedoch erst seit 23.7.1840 offiziell "Hackescher Mark" genannt. Friedrich Nicolai Nicolai (1733-1811) beschreibt ihn in seiner Topographie von 1786 so: "Der Haakische Markt liegt zwischen der Spandauer Brücke, der Kommandanten-, Großen Präsidenten-, Oranienburger und Rosenthaler Straße. Er ist mit ansehnlichen Häusern besetzt, unter denselben ist das vorzüglichste: das große Kleinsche Haus, fünf Geschoß hoch. Auch ist hier ein Kraut- und Fischmarkt, Fleischscharren und verschiedene Krambuden ... Um den Haakischen Markt ... sind 1785 acht Häuser auf königliche Kosten von 3 Geschoß von Unger, nach seinen Zeichnungen, erbauet worden." (NICOLAI, F. 1786/41)

Bereits vor 1700 hatte die Besiedlung vor dem Spandauer Tor eingesetzt, woraus sich die größte und bedeutendste der Berliner VorstädteVorstädte entwickelte, die 1712 mit der Sophienkirche Sophienkirche ihr eigenes Gotteshaus erhielt. Der Hackesche (Haakische, Haaksche) Markt lag im Umfeld des sog. Scheunenviertels Scheunenviertel , das sich im östlichen Teil der Spandauer Vorstadt, im Übergangsbereich zur Georgenvorstadt, herausgebildet hatte. Mit dem Bau der Berliner Stadtbahn 1874-1882 (S-Bahn
        [Stadtschnellbahn]S-Bahn [Stadtschnellbahn]), die zum Teil dem Lauf des zugeschütteten "Königsgrabens" (des nördlichen Wassergrabens der alten Festungsanlage) folgte, erhielt der Hackesche Markt mit dem Bahnhof Börse (1951-1992 S-Bahnhof Marx-Engels-Platz, seitdem Hackescher Markt) einen bedeutenden Anschluß an des innerstädtische Verkehrsnetz. Der Bahnhof wurde 1878-1882 nach Entwurf von Johannes Volmer (1845-1920) erbaut.

Um die Jahrhundertwende wurde auch das Stadtquartier um den Hackeschen Markt von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Berlins erfaßt. Geschäftstüchtige Unternehmer erwarben die Grundstücke am historischen Markt, ließen sie teilweise zusammenlegen, die alten Gebäude niederreißen und neue Anlagen für Gewerbe- und Wohnzwecke errichten. Berühmtheit erlangte vor allem das Hof-Labyrinth zwischen Rosenthaler Straße 40/41 und Sophienstraße 6, auf dem ein ausgedehnter verschachtelter Wirtschafts- und Wohnkomplex mit acht Innenhöfen als größter seiner Art in Europa entstand: die sog. Hackeschen Höfe. Sie wurden 1905-1907 nach Entwürfen von August Endell (1871-1925) und Kurt Berndt mit zahlreichen 4- bis 5geschossigen Quer- und Seitengebäuden für Gewerbe- und Wohnzwecke an den Hinterhöfen erbaut. Architektonisch bemerkenswert ist vor allem der erste Hof, dessen Jugendstil-Fassade Endell mit glasierten Kacheln in sechs Farben gestaltete. Von ihm stammen auch zwei Festsäle für das Weinlokal Neumann (von denen noch einer erhalten ist und der heute von einem Varieté genutzt wird). Am Ausgang des fünften Hofes wurde 1904/05 das Handwerkervereinshaus nach Entwürfen von Joseph Franckel und Theodor Kampfmeyer für den 1844 gegründeten Handwerkerverein neu erbaut; das alte Vereinshaus, in dem 1874 auch die Versammlungen zur Vereinigung der Eisenacher und Lassalleaner stattfanden, befand sich seit 1864 in der Sophienstraße 15 Sophienstrasse. Die Hackeschen Höfe entwickelten sich zum Musterbeispiel der sog. innerstädtischen "Berliner Mischung" von Wohnen, Arbeiten und Amüsieren, zum Prototyp einer unverwechselbaren Stadtkultur und der "magischen Anziehungskraft" des berühmten Altberliner Flairs. Die Höfe beherbergten Fabrikanten, Geschäftsleute und Dienstleister aller Art, hier etablierten sich die Gastronomie und Kunstszene, aber auch seit 1916 der Jüdische Mädchenclub. Letzter Besitzer vor dem II. Weltkrieg war der jüdische Großkaufmann Jacob Michael (1894-1979).

In der DDR 1979 unter Denkmalschutz gestellt, wurde die alte Gewerbe-, Geschäfts- und Wohnanlage der Hackeschen Höfe nach 1990 durch die Unternehmensgruppe Roland Ernst aufwendig restauriert (100 Mill. DM). Auf einer Gesamtmietfläche von 25 000 m² entstanden in historischem Ambiente alte Werkstätten, Läden, Varietés, Tanzsäle und Restaurants in neuer Pracht. In den Hackeschen Höfen pulsiert wieder "Alt-Berliner Leben". Die Anlage wurde zum "größten Gewerbehof der Europäischen Union" (Projektentwickler Horst Sinnig) und attraktiven Touristen-Magnet in der CityCity - nicht ganz problemlos für die zahlreichen Anwohner. Direkt gegenüber entstanden 1996-1998 am Hackeschen Markt mit einem Investitionsaufwand von 125 Mill. DM auf einem fast 6 000 m² großen Areal zwischen Rosenthaler und Dircksenstraße der "Neue Hackesche Markt": Zwölf 6- bis 7stöckige Wohn- und Bürohäuser, die drei Höfe einschließen und von denen jedes seinen eigenen Charakter hat, mit 114 Wohnungen, 14 Ladeneinheiten, diverse Galerien, Restaurants und Bistros.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen

(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung), 2004
Stadtentwicklung