Mitte (Spandauer Vorstadt),
um den Rosa-Luxemburg-Platz,
etwa zwischen Rosenthaler Straße,
Torstraße,
Münzstraße und Kleiner Alexanderstraße.
Der Name des S. leitet sich von den rund 30 Scheunen her, die es hier um 1700 gab. Diese entstanden vor dem Georgentor jenseits der an diesem Abschnitt bereits 1662 fertiggestellten Memhardtschen Festungsanlage, da aufgrund der kurfürstlichen Feuerverordnung von 1672 das brennbare Erntegut außerhalb der Stadt gelagert werden mußte. Auch die Namen der Straßen orientierten sich an den Scheunen. Noch im 19. Jahrhundert existierten von den ursprünglich 8 Scheunengassen die Erste (heute eingezogen), die Zweite (heute Rosa-Luxemburg-Straße), die Dritte (heute Zolastraße) und die Vierte (heute Weydingerstraße) Scheunengasse sowie die Kleine Scheunenquergasse (heute eingezogen). 1737 befahl Friedrich Wilhelm I. (16881740) allen Berliner Juden, die kein eigenes Haus besaßen, ins S. zu ziehen. Auch den armen ostjüdischen Einwanderern, die seit Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin kamen, sowie den Arbeitern vom 1878 begonnenen Stadtbahnbau bot sich hier billiges Wohnquartier. 1906/07 riß man das Viertel weitgehend ab. Auf dem Terrain entstanden der Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz) mit der Volksbühne, die Verlängerung der Kaiser-Wilhelm-Straße, Wohn- und Geschäftshäuser. In dem Viertel lebten vor allem ärmere Bevölkerungsschichten, insbesondere jüdischen Glaubens. Es geriet in den Ruf, ein Hort der Kriminalität zu sein. Am 5. 11. 1923 nahmen vor dem Arbeitsamt Gormannstraße die sogenannten Scheunenviertelkrawalle ihren Ausgang. Um die in der westlichen Spandauer Vorstadt ansässigen Juden zu verunglimpfen, dehnten die Nationalsozialisten den in Verruf geratenen Namen S. auf die gesamte Spandauer Vorstadt aus. Im II. Weltkrieg teilweise zerstört, blieb u. a. von bedeutenden Bauwerken erhalten bzw. wurde wieder hergestellt: die Volksbühne, das Karl-Liebknecht-Haus und der Wohnblock mit dem Filmtheater Babylon.