Reichstag

Tiergarten (Tiergarten-Süd),
Platz der Republik 1 (früher Königsplatz).

Dia-Serie Reichstag Nach langen Debatten um den Standort eines Parlamentsgebäudes in der Hauptstadt des neuentstandenen Deutschen Reiches, in denen erst 1879 die Entscheidung zugunsten des Grundstücks Raczynski am Königsplatz fiel, sowie nach zwei Wettbewerben zwischen 1871 und 1882 erfolgte am 9. 6. 1884 die Grundsteinlegung durch Kaiser  Kontext: Wilhelm I., Preußischer König und Deutscher Kaiser Wilhelm I. Am 5. 12. 1894 fand die Schlußsteinlegung durch Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) statt. In seiner Arbeit wurde der Architekt Paul  Kontext: Wallot, Paul Wallot, dessen Entwurf den Zuschlag erhalten hatte, von einer Reihe anderer Architekten unterstützt, so von Otto Rieth (1858–1911), Alfred  Kontext: Grenander, Alfred Frederik Elias Grenander, Gustav Halmhuber (1862–1932), Otto Schmalz (1861–1908), Paul Graeff (1855–1925), Wilhelm Haeger (1834–1901) und Paul Wittig (1841–1912). Für die Kunst am und im Bau sorgten der Bildhauer Reinhold  Kontext: Begas, Reinhold Begas sowie weitere 28 Bildhauer und Maler. Die von Peter  Kontext: Behrens, Peter Behrens gestaltete Giebelinschrift „Dem deutschen Volke“ wurde erst 1916 angebracht.

Der R. wurde in der Folgezeit zu einem Zentrum politischer Auseinandersetzungen. Am 9. 11. 1918 rief Philipp  Kontext: Scheidemann, Philipp Scheidemann von einem Fenster des R. die Republik aus. In der Weimarer Republik agierten viele namhafte Persönlichkeiten im R., so Gustav  Kontext: Stresemann, Gustav Stresemann und Walther  Kontext: Rathenau, Walther Rathenau, Paul  Kontext: Löbe, Paul Gustav Emil Löbe und Clara Zetkin (1857–1933). Die letzte Reichstagssitzung im Haus fand am 9. 12. 1932 statt. Nach der Brandstiftung vom 27. 2. 1933 brannte der Plenarsaal vollständig aus. Als Tagungsstätte diente nun die  Kontext: Krolloper Krolloper. 1941 für militärische Zwecke ausgebaut, wurde der R. während des II. Weltkrieges teilweise zerstört. Am 30. 4. 1945 hißten sowjetische Soldaten auf ihm ihr Siegesbanner.

Nach Abrißarbeiten ab 1947 und Sicherungsarbeiten von 1954 bis 1957, bei denen u. a. die Reste der Kuppel gesprengt wurden, folgten 1960 bis 1973 Wiederaufbau und Umbau nach Plänen von Paul G. R.  Kontext: Baumgarten, Paul Gotthilf Reinhold Baumgarten. Das Haus konnte 1963 teilweise wieder in Betrieb genommen werden. Am 21. 3. 1971 öffnete hier die Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte“, die heute überarbeitet in der  Kontext: Deutsche Kirche Deutschen Kirche zu sehen ist.

Nachdem unter Teilnahme führender Politiker aus Ost und West am 3. 10. 1990 der Tag der deutschen Einheit vor dem R. begangen wurde, fand sich am 4. 10. 1990 der um 144 ehemalige Volkskammerabgeordnete erweiterte Bundestag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die erste Sitzung des aus gesamtdeutschen Wahlen hervorgegangenen Bundestages, zu der Willy  Kontext: Brandt, Willy Brandt als Alterspräsident die Eröffnungsrede hielt, fand am 20.12.1990 statt. Nach der von Christo (* 1935) und Jeanne-Claude Jowatscheff inszenierten Verhüllung im Sommer 1995 wurde das Reichstagsgebäude als Sitz des Bundestages umgebaut. Bei der Gestaltung nach Plänen des englischen Architekten Sir Norman Foster (* 1935) ging man auf die ursprüngliche Bausubstanz zurück, beseitigte nachträgliche Einbauten und errichtete eine voll verglaste Kuppel direkt über dem Plenarsaal. 1999 bezog der Bundestag den R. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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