Der Sohn von Emil Rathenau studierte Mathematik, Physik, Chemie und Philosophie in Berlin, Straßburg und München und promovierte 1889. Als Leiter der Elektrochemischen Werke in Bitterfeld von 1893 bis 1899 entwickelte er mehrere chemische Produktionsverfahren. 1899 trat er in den Vorstand der AEG ein, wurde 1912 Vorsitzender des Aufsichtsrates und 1915 AEG-Präsident. 1914/15 wirkte er als Leiter der Kriegs-Rohstoff-Abteilung im Preußischen Kriegsministerium. Politisch in der Deutschen Demokratischen Partei organisiert, wurde er 1920 Mitglied des Parteiausschusses und 1921 Mitglied des Parteivorstandes. Von Mai bis Oktober 1921 war er Wiederaufbauminister im Kabinett Wirth, seit 31. 1. 1922 Außenminister. R. verkehrte in literarischen und künstlerischen Kreisen Berlins, verfaßte mehrere Arbeiten zur gesellschaftlichen und politischen Entwicklung und war auch publizistisch tätig. Als Außenminister gelang ihm der Abschluß des Rapallo-Vertrages, mit dem die diplomatischen Beziehungen mit Sowjetrußland wiederhergestellt und die Grundlagen einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit geschaffen wurden. Er wohnte am Tiergarten bis etwa 1909 in der heute eingezogenen Viktoriastraße 3. Am 24. 6. 1922 wurde er auf offener Straße von Angehörigen der Organisation Consul ermordet. Beigesetzt wurde er auf dem Waldfriedhof Wuhlheide (Köpenick). R. erhielt mehrere Gedenktafeln und andere Ehrungen in Berlin.