Seit 1883 Sozialdemokrat und Mitglied des Buchdruckerverbandes, arbeitete er von 1895 bis 1911 als Redakteur an verschiedenen Zeitungen und war von 1903 bis 1918 Mitglied des Reichstages, 1912 bzw. 1918 kurzzeitig dessen Vizepräsident. 1917 wurde Sch. neben Friedrich Ebert Vorsitzender der SPD. Anfang Oktober 1918 trat er als Staatssekretär ohne Portefeuille in die Regierung Max von Baden ein, legte sein Amt dann am 8. 11. 1918 nieder und rief am 9. 11. 1918 vom Reichstagsgebäude die Republik aus. Daran erinnert seit 1976 eine Gedenktafel im Reichstag. Am 10. 11. 1918 in den Rat der Volksbeauftragten und am 19. 1. 1919 in die Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung gewählt, bildete er als Ministerpräsident die erste sozialdemokratisch-bürgerliche Koalitionsregierung der Weimarer Republik. Wegen Differenzen über den Abschluß des Versailler Friedens trat Sch. am 20. 6. 1919 von seinem Amt zurück. Er gehörte bis 1933 dem Reichstag an und floh im Juli 1933 über die Tschechoslowakei, die Schweiz, Frankreich und die USA nach Dänemark. Die Scheidemannstraße trägt seinen Namen.