ZEHLENDORF-PLAN (1945/46) Der Z. ist nebst dem sog. Kollektivplan die bedeutendste Gesamtkonzeption zum Wiederaufbau Berlins nach dem II. Weltkrieg. Seine Bezeichnung geht auf ein vom Zehlendorfer Bürgermeister geschaffenes Planungsamt des Bezirks Zehlendorf zurück, dessen Amtsleiter Walter Moest, früher Assistent bei Hermann Jansen (1869-1945), maßgeblich an der Ausarbeitung eines Planes beteiligt war. Der Plan wurde am 16.6.1946 in einer Ausstellung in Zehlendorf der Öffentlichkeit vorgelegt. Die Architekten und Stadtplaner Walter Moest, Willi Görgen, Joachim Hildenbrand und Heinz Scheidling gingen in ihrem Planungskonzept zum Wiederaufbau Berlins angesichts der großen Wohnungsnot von raschen Realisierungsmöglichkeiten aus (Motto: "In den Grenzen der Möglichkeiten"). Hatte der Kollektivplan eine völlige Umstrukturierung des gesamten Stadtgebietes zum Ziel, ging der Z. von den damaligen begrenzten wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten aus und orientierte die Planung auf eine Entwicklung der vorhandenen Stadtstruktur ausschließlich durch Verkehrs- und Freiflächenverbesserung. Dabei sollte sich ein "leistungsfähiges und klares Verkehrsnetz" (W. MOEST) an den vorhandenen Straßen und dem vorhandenen Nahverkehrssystem ausrichten. Dazu war vorgesehen, ein "Band" von zentralen Bahnhöfen für den Personenfernverkehr (Schlesischer Bahnhof, die Bahnhöfe Friedrichstraße, Zoo und Charlottenburg) sowie ein Hauptnahverkehrsstraßennetz zu erstellen. Dessen Kernstück sollte - in Anlehnung an die "Speer'sche Achsenplanung" (Speer-Plan [1936-1942]) - ein Straßenkreuz sein, das die City und den Großen Tiergarten berührt und die Innenstadt durchquert. Eine Verbindung zwischen dem Kurfürstendamm und der Leipziger Straße sollte als "Geschäftsader" das Stadtzentrum durchziehen und ein Netz von "gleichwertigen Hauptstraßen" als Ringstraßen und Ausfallstraßen gestaltet werden. Das Freiflächenkonzept des Z. sah neben den vorhandenen Waldgebieten im ruhigeren Stadtgebiet eine um das Stadtzentrum geführte "Grünzone" von etwa drei Kilometer Durchmesser sowie einen Ersatz der Rieselfelder durch biologische Kläranlagen und ihre Umwandlung in Waldgebiete vor. Obwohl auch der Z. in seinem Gesamtumfang nicht verwirklicht wurde, bildeten Planungsprinzip und methodischer Ansatz die Grundlage weiterer Stadtplanung und Stadtentwicklungspolitik. Aus ihm wurden 1947 die sog. Pläne A und B der Berliner Stadtverwaltung entwickelt, die 1948 zum Bonatzplan zusammengefaßt wurden. Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |