SPEER-PLAN (1936-1942) "Die Krone aller städtebaulichen Arbeit soll aber die Neugestaltung der Reichshauptstadt sein". (WOLTERS, R. 1943) Diesem Ziel zufolge sollte der größenwahnsinnige Machtanspruch des Nationalsozialismus in den Planungen zur "Neugestaltung der Reichshauptstadt" absolute Priorität einnehmen. Riesige monumentale Anlagen und Bauten sollten der Reichshauptstadt das Gepräge einer gigantischen Machtzentrale verleihen. Von der dereinst 8-10 Mill. Einwohner beherbergenden Metropole sollte der "magische Zauber eines Mekka oder Rom" ausgehen (Hitler). Es war vorgesehen, Berlin im Rahmen einer für 1950 geplanten "Weltausstellung" in "Germania" umzutaufen. Zur Verwirklichung dieser Pläne erhielt 1936 Albert Speer (1905-1981) von Adolf Hitler (1889-1945) den Auftrag, ein Konzept zur Neugestaltung Berlins zu entwickeln. Am 30.1.1937 wurde der als "Architekt des Führers" apostrophierte A. Speer zum "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin" ernannt, und ein Jahr später legte er bereits einen Generalbebauungsplan und die erste detaillierte Ausarbeitung des Kerngebietes vor. Dazu war die Vernichtung ganzer Stadtviertel vorgesehen und damit bereits 1938 begonnen worden. Hauptmotiv des unter maßgeblichem persönlichem Einfluß Hitlers entwickelten Planes zur Neugestaltung Berlins war eine das neue Zentrum Berlins prägende "Speer'sche Achsenplanung": ein gigantisches Achsenkreuz von breiten Straßen, an denen repräsentative Gebäude errichtet werden sollten, teilte die Stadt in vier ungleichmäßige Sektoren, und auf vier annähernd konzentrischen, um die Innenstadt gelegten Ringen sollte der Verkehr bewältigt werden. Die in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung verlaufenden Achsen sollten die gesamte Stadt durchqueren und an den geplanten und zum Teil schon ausgeführten, außerhalb des Stadtgebietes verlaufenden Autobahnring anschließen. Den Achsen und Reichsbahnanlagen sollten 52 144 Wohnungen (Anforderung Speers vom 28.2.1941) geopfert werden, das wären 3,6 Prozent des damaligen Gesamtwohnungsbestandes Berlins. Ein ca. 7 km langes Mittelstück der Nord-Süd-Achse sollte dabei zu einer monumentalen "Prachtstraße" mit bis zu 156 m Breite ausgebaut werden. Auf dem Königsplatz (Platz der Republik) sollte das mächtigste Bauwerk der Welt von fast 300 m Höhe entstehen: eine "Große Halle" oder "Halle des Volkes" für 150.000 bis 180.000 Menschen. Auf einem quadratischen Unterbau (315 m Seitenlänge) sollte sich eine Kuppel von über 200 m Höhe und einem Durchmesser von 250 m spannen, gekrönt von einem Reichsadler über der Weltkugel. Die Bauarbeiten sollten im August 1946 abgeschlossen sein; 1940 wären dafür rund 4.600 und 1942 sogar 4 900 Bauarbeiter nötig gewesen. Speer wollte selbst die Spree unter der Treppe der monströsen "Großen Halle" hindurchführen. Ein nicht minder gigantisches Bauwerk sollte der "Südbahnhof" werden, eine Durchgangsstation in ostwestlicher Richtung mit vier Verkehrsebenen, die die Grand Central Station in New York weit übertroffen hätte. Den Vorplatz (300 mal 800 m) sollte ein "Triumphbogen" von 170 m Breite, 117 m Höhe und 119 m Tiefe abschließen. Obwohl mit der Realisierung des Sp. begonnen worden war (Abriß von Gebäuden an der Tiergartenstraße, Entfernung von Denkmälern auf dem Königsplatz, Verlegung der Siegesallee, Verbreiterung der Ost-West-Achse im Bereich der heutigen Straße des 17. Juni, einige Neu- bzw. Umbauten im Gebiet des südlichen Tiergartens, Aufschüttungen für Bahnanlagen, einige halbfertige Brückenfundamente), scheiterte seine Verwirklichung letztendlich mit dem Zusammenbruch der Naziherrschaft. "Unter seinem Führer Adolf Hitler geht Deutschland einem Zeitalter des Bauens entgegen" (WOLTERS, R. 1943) - gigantische Kriegszerstörungen und Trümmerschutt dokumentieren das Gegenteil: den Weg von der Gigantomanie in die Katastrophe. Ausgewählte Daten zur Stadtentwicklung 1933 bis 1939
Quelle: PETERS, G. 1995/177 Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |