DOM (BERLINER DOM)

Dia-Serie Dom

Der heutige evangelische Berliner D., der auf der Spreeinsel an der östlichen Seite des Lustgartens/MuseumsinselLustgartens/Museumsinsel steht, hat eine lange Vorgeschichte, die eng mit der des SchlossesSchlosses verbunden ist. Das heutige imposante Bauwerk, das "die Monumentalität der Peterskirche in Rom oder der St. Pauls-Kathedrale in London erreichen sollte" (BOLDUAN, D. u.a. 1982), wurde von 1894-1905 nach Plänen von Dombaumeister Julius Carl Raschdorff Raschdorf(1823-1914) errichtet und gilt als eines der umstrittensten Hauptwerke des sog. Historismus. Es ist der vierte Dombau in Berlin und der dritte an dieser Stelle. Der Berliner D. entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg zur Hof- und Grabkirche der Hohenzollernherrscher und verkörpert so "mehr die Staatlichkeit und eine protestantisch-politische Gesinnung als eine Predigtkirche" (KLINGENBURG-1, K.H. 1986).

Der erste D. war aus der um 1345 (nach BORRMANN, R. [1852-1931], 1893) gegründeten Klosterkirche des Dominikanerkonvents der "Schwarzen Brüder", dessen Kloster in Cölln auf der Spreeinsel in unmittelbarer Nachbarschaft südlich des Hohenzollern-Burgschlosses zwischen Brüderstraße und Breiter Straße stand, hervorgegangen. 1536 löste Kurfürst Joachim II. (1505-1571, Kfst. ab 1535) kurz vor Einführung der Reformation den Dominikanerkonvent auf, versetzte die Mönche in das Kloster Brandenburg, verlegte das bei der Erasmuskapelle des Schlosses zu Ehren der Heiligen Magdalena und des Heiligen Erasmus bestehende Domstift in die alte Dominikanerkirche und weihte sie zum ersten D. Berlins. 1545 bestimmte Kurfürst Joachim II. die Domkirche für sich und seine Familie als Begräbnisstätte. Nachdem 1716 die letzten Gebäude des ehemaligen Klosters abgebrochen worden waren, erfuhr die alte Domkirche, eine dreischiffige gotische Hallenkirche, zwar 1717/18 durch Martin Böhme (1676-1725), Schüler und Mitarbeiter Schlüters (1659-1714), eine gründliche Erneuerung und 1726 einen neuen Abputz, der Verfall der mittelalterlichen Kirche war jedoch nicht mehr aufzuhalten. 1747 erfolgte ihr Abriß und gleichzeitig der Neubau eines neuen barocken D., den Friedrich II. (1712-1786, Kg. ab 1740) nach eigenhändigen Skizzen und Plänen von Johann Boumann d.Ä. Boumann(1706-1776) 1747-1750 nördlich des SchlossesSchlosses am LustgartenLustgarten errichten ließ.

Dieser am 6.9.1750 alte Dom eingeweihte zweite Berliner D. war ein Saalbau von 68 m Länge, 20 m Breite und 12 m Höhe. Wie der alte D. war auch der neue Begräbnisstätte der Hohenzollern. Nach weiteren nicht verwirklichten Plänen für einen noch größeren Domneubau erfolgte von 1816 bis 1820 unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel Schinkel (1781-1841) ein durchgreifender Umbau des barocken D. im klassizistischen Stil.

Ein 1845 begonnenes drittes Vorhaben für einen Dombau nach Plänen von Friedrich August Stüler Stüler(1800-1865) nördlich des heutigen D. wurde 1848 infolge der Revolutionsereignisse wieder abgebrochen. Erneute Diskussionen für den Bau eines größeren D. setzten im Zusammenhang mit den Kriegen vor der Reichseinigung ein. Nach langwierigen Planungen entschloß sich Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, Ks. 1888-1918) im Jahr seines Amtsantritts für die Entwürfe von Julius C. Raschdorff. Der Abriß des alten D. begann 1893; die Grundsteinlegung für den neuen erfolgte am 17.6.1894; die Übergabe am 27.2. 1905. Dieser vierte D. war als Hauptkirche des preußischen Protestantismus und als Hof- und Denkmalskirche der hohenzollernschen Landesherren errichtet worden. Der mächtige Zentralbau mit dem gewaltigen Kuppelraum der Predigtkirche und den zahlreichen Nebenräumen wurde aus schlesischem Granit errichtet. Vom Boden bis zum vergoldeten Kuppelkreuz betrug die Höhe 114 m; die Kuppel war 31 m breit. Im Innern war der D. dreigeteilt: die achteckige Predigtkirche im Kuppelraum (2.100 Sitzplätze, insgesamt Platz für rund 4.500 Besucher), die Tauf- und Traukirche (Südseite) und die Denkmals- oder Gruftkirche (Nordseite).

Im  II. Weltkrieg schwer beschädigt und in den ersten Nachkriegsjahren durch Witterungseinflüsse weiter zerstört, wurde der Dom 1951 zunächst über der eingestürzten Kuppel lediglich mit einem Notdach versehen. Nach längeren Debatten über Abriß oder Wiederaufbau der Ruine begannen 1975 die Arbeiten zur Wiederherstellung des D., wofür allein 3 500 Tonnen Sandstein benötigt wurden. Die alte Denkmals- oder Gruftkirche an der Nordseite wurde durch Abriß beseitigt und die Nordfassade völlig neu gestaltet. Die Tauf- und Traukirche an der Südseite konnte bereits 1980 wieder eingeweiht werden. Im Bereich der Kuppeln wurden im Verlauf der Instandsetzungsarbeiten Vereinfachungen vorgenommen; auf der großen Kuppel befindet sich seit 1981 ein weithin sichtbares vergoldetes Kreuz; die Höhe des D. vom Boden bis zur Kreuzspitze wurde auf 98 m reduziert.

Die Wiederherstellung des Äußeren war 1984 abgeschlossen, 1993 wurde der D. wieder eingeweiht. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus wurden bis 1999 ca. 118 Mill. DM von der Bundesregierung und den Evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik zur Verfügung gestellt. Der Innenausbau wurde im wesentlichen abgeschlossen. Wiederhergestellt wurde auch die Domgruft Domgruft mit einem Kostenaufwand von 5,6 Mill. DM (seit 1995). Seit November 1999 werden die Hohenzollernsärge und -sarkophage der Öffentlichkeit wieder gezeigt. Unter den hier aufgestellten mehr als 90 Särgen aus fünf Jahrhunderten befinden sich auch die von Andreas Schlüter Schlütergeschaffenen prächtigen Sarkophage der Königin Sophie Charlotte Verweis(1668-1705) und König Friedrich I. Verweis (1657-1713, Kfst. Friedrich III. ab 1688 und Kg. ab 1701). Nach Beendigung der Restaurierungsarbeiten in der Predigtkirche, die zu den größten Kirchenräumen der Stadt gehört, können dort, neben den Gottesdiensten, große Veranstaltungen der Kirche stattfinden. Vorgesehen ist eine vielseitige Nutzung des D. Bis zum 100jährigen Jubiläum des Dombaus im Jahr 2005 soll auch die beim Wiederaufbau gesprengte Denkmalkirche neu errichtet und ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Zedlitz 1834/148-151; Ring 1883/85-88; Streckfuß 1886-II/897-898; Borrmann 1893/159-168; Krieger 1923/15-21; Gottwald 1926/154; Rave 1941/57; Volk 1973/127, Hoppe 1981/79-104; Bolduan u.a. 1982/221-223; Trost 1984-I/91-109; Brozat 1985; Boeckh 1986/87-128; Hoth 1986/259-280; Klingenburg-1 1986/244-258; Ludewig 1986/135; Demps 1987/118-119; Kieling 1987/130/131, 135, 175/176, 228/229; Kunstdenkmäler 1987/147-148; Schulz/Gräbner 1987/39; Baedeker 1992/396; Klingenburg 1992; Berlin Handbuch 1993/306-308; Dehio 1994/63-68

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