NIKOLAIKIRCHE / NIKOLAISIEDLUNG ![]() Die
Nikolaikirche ist als älteste Pfarrkirche und erste steinerne Kirche
Berlins zugleich das älteste Bauwerk der Stadt. Ihre Geschichte widerspiegelt
wichtige Abschnitte der Berliner Stadtentwicklung. Die Kirche St. Nikolai,
die "vornehmste des alten Berlin" (PNIOWER, O. 1907), entstand auf einem
besonderen Kirchplatz (Nikolaikirchhof) in der Nähe des Sichere,
d.h. durch Grabung bestätigte Kunde besteht von der Existenz einer
relativ großen, flachgedeckten, dreischiffigen, kreuzförmigen
spätromanischen Pfeilerbasilika aus Granitquadern (gleichmäßig
behauene und gefügte Feldsteine) mit einem Chorquadrat und drei halbkreisförmigen
Apsiden (Chorabschlüssen) sowie einem breiten mehrgeschossigen wehrhaften
Turm-Querbau, dessen unterer Teil noch im heutigen Westbau erhalten ist.
Dieser Rest des alten Turmes gilt als ältestes steinernes Zeugnis
Berlins. Die Gründung dieser ältesten Steinkirche wird um das
Jahr 1230, etwa zur Zeit der Stadtrechtsverleihung, angenommen, d.h. sowohl
in Berlin als auch in Cölln standen bzw. entstanden zur Zeit der
urkundlichen Ersterwähnungen (1244 Berlin, 1237 Cölln) bereits
größere Steinkirchen. Bei den archäologischen Ausgrabungen
unter den Fundamenten der Nikolaikirche in den Jahren 1956-1958 und 1980-1982
wurden, ähnlich wie bei den der Cöllner Noch im 13. Jh., wahrscheinlich zwischen 1260 und 1280, wurde das Langhaus der alten flachgedeckten Feldsteinbasilika zu einer frühgotischen gewölbten dreischiffigen Hallenkirche aus Backstein umgewandelt. 1379, noch vor dem verheerenden Stadtbrand von 1380, wurde damit begonnen, anstelle der alten Choranlage mit den drei Apsiden einen neuen Chor zu bauen, bei dem die Seitenschiffe der Halle um das Chorpolygon herumgeführt wurden. Erst um 1470 war dieser Neubau einer spätgotischen Hallenkirche aus Backstein, der heute noch bestehende Bau, fertiggestellt. Diese dreischiffige Hallenkirche von acht Jochen mit Chorumgang und Randkapellen zwischen den Strebepfeilern ist das früheste Beispiel eines für die spätgotische Baukunst stilbestimmenden Kirchentyps in der Mark Brandenburg, der maßgeblich von der Baumeisterfamilie Parler entwickelt wurde. Über dem vom Vorgängerbau beibehaltenen Westbau wurde ein asymmetrischer Turmaufbau mit achtseitigem Helm errichtet. Während sich die Arbeiten am Langhaus noch bis ins 15. Jh. hinzogen, entstanden einige Anbauten: die 1452 gestiftete zweigeschossige und mit Staffelgiebeln abgeschlossene Liebfrauenkapelle an der Südwestecke und Ende des 15. Jh. die ebenfalls zweigeschossige Chor-Nordkapelle für Sakristei und Bibliothek. Bis
ins 19. Jh. blieb diese Gestalt der Nikolaikirche im wesentlichen erhalten.
Renaissance und Barock hatten sie kaum verändert. Erst im Zuge der
Restaurierung unter Leitung des Berliner Stadtbaurats Hermann Blankenstein
Nach
ersten Sicherungsarbeiten im Jahre 1979 erfolgte im Zusammenhang mit der
Neugestaltung des Nikolaiviertels zwischen Spree und Spandauer Straße
in der Zeit von 1981 bis 1987 auch der Wiederaufbau der Nikolaikirche.
Dabei wurde die Zwillingsturmlösung neu konstruiert. Im August 1982
wurden die Turmhelme aufgesetzt. Erhalten gebliebene Stücke der Ausstattung
fanden beim Wiederaufbau Verwendung. Der gesamte Wiederaufbau des Nikolaiviertels
erfolgte nach denkmalpflegerischen Vorgaben: Berlin sollte seinen altstädtischen
Kern zurückerhalten. Dazu wurden erhalten gebliebene Gebäude
an ihrem ursprünglichen Standort restauriert (zum Beispiel die Nikolaikirche,
das Knoblauchhaus, die kleinen Häuser der Nikolaistraße 5-9,
das Kurfürstenhaus/ Spreeufer 5, dessen Vorgängerbau in der
Poststraße 4 dem Kurfürstlichen Kammerdiener Anton Freytag
(1581-1643) gehörte und in dem Kurfürst Johann Sigismund (1572-1619,
Kfst. ab 1608) am 23.12.1619 (nach dem bis 1700 gültigen Julianischen
Kalender; nach Gregorianischem Kalender am 2.1.1620) gestorben und Verleger
Friedrich Nicolai Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |