Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisgemeinde entstand als eine Tochtergemeinde der Luisengemeinde. Am 22.3.1891 wurde in Anwesenheit des Kaiserpaares Wilhelm II. (1859-1941) und Auguste Viktoria (1858-1921) der Grundstein zur Kirche gelegt. Der Bau stand unter dem Patronat der Kaiserin und wurde nach den Plänen des Architekten Franz Schwechten ausgeführt. Von 1893 bis 1895 wirkte Heinrich Jassoy (1863-1939) an der Errichtung dieses im spätromanischen Stil erbauten Gotteshauses mit. Am 1.9.1895 wurde die K. im Beisein Wilhelms II. feierlich eingeweiht und erhielt ihren Namen nach Kaiser Wilhelm I. Die innere Ausgestaltung, zu der Fritz Schaper (1841-1919) die Christus-Statue schuf, sollte noch bis 1906 andauern. In der Nacht vom 22. zum 23.11.1943 wurde die K. weitgehend zerstört. Seitdem vollzog sich das kirchliche Leben vor allem im Gemeindehaus in der Achenbachstraße. Einige Jahre fanden die Gottesdienste am Totensonntag und Karfreitag in der Städtischen Oper statt. 1951 bildete sich die Vereinigung der Freunde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, die im Einvernehmen mit der Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, der Eigentümerin des Gotteshauses, den Wiederaufbau der K. betrieb. Ihm flossen auch die Erlöse aus Wohlfahrtsbriefmarken zu. Die neue K. wurde 1959 bis 1963 nach Plänen des Architekten Egon Eiermann errichtet und am 17.12.1961 eingeweiht. Um die Turmruine des von Franz Schwechten erbauten Gotteshauses gruppieren sich vier neue Stahlbetonskelettbauten: im Westen der achteckige Kirchraum und der Foyeranbau, im Osten der 53,5 m hohe sechseckige Glockenturm und die rechteckige Kapelle. Eine Bronzetafel in der ehemaligen Eingangshalle der alten K. erinnert daran, dass sie am 7.1.1987 als Gedenkhalle wiedereröffnet wurde. Sie trägt die Inschrift: "Sie ist ein Ort der Mahnung gegen Krieg und Zerstörung und ein Ruf zur Versöhnung in Jesus Christus." Den Altarraum bestimmt die schwebende Christusfigur von Karl Hemmeter (* 1904). Nördlich der Empore mit der Schukeorgel (1961) befindet sich eine Nische des Gedenkens an die Jahre 1933 bis 1945. Die prächtigen, zum Teil stark beschädigten Mosaiken, sie sollten der Verbindung von Thron und Altar repräsentativen Ausdruck geben, entwarf Hermann Schaper (1853-1911). Vier große Wandreliefs von Adolf Brütt symbolisieren Begebenheiten aus dem Leben Wilhelms I (1797-1888). Zeichen der Versöhnung setzen das Nagelkreuz von Coventry und das russisch-orthodoxe Ikonenkreuz. Der Gedanke der Versöhnung findet sich auch in den 1988 von Stefan Kaehne (* 1961) geschaffenen Sandsteinskulpturen an der östlichen Außenwand wieder. Der Bildhauer Paul Dierkes schuf das Kreuz auf der K. sowie verschiedene Reliefs in der Kirche. Das Glockenspiel der K. stifteten die Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft München-Berlin und die Allianz Lebensversicherung-A.-G. Stuttgart. Eine Sandsteintafel an der Gedenkhalle der K. erinnert an den evangelischen Theologen Paul Conrad, den erster Pfarrer an der K. Außer den Portalen mit Gestaltungen des Bildhauers und Zeichners Gerhard Marcks (1889-1981) findet man hier vor allem Glasfenster von Heinz Trökes, Ludwig Peter Kowalski (1891-1967), Georg Meistermann (1911-1990) und Willy Fries.
Quellen und weiterführende Literatur: [ Gemeindebuch, Tauschwitz, Bauen in Berlin, Wille, Dehio, Goetz, Charlottenburg, Wirth
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