FRIEDRICHSGRACHT Die topographische Bezeichnung F. hat einen doppelten Bezug. Ursprünglich wurde mit F. ein Teil des Spreearms bezeichnet, der die Spreeinsel und Alt-Cölln westlich umfließt. Dieser Spreearm, der vermutlich seit Jahrtausenden Altwässern eiszeitlicher Herkunft folgt, wurde wahrscheinlich schon im Mittelalter künstlich ausgebaut und "Spreekanal" genannt. Der südliche Teil des Spreearms zwischen der Insel- und Gertraudenbrücke führte seit der zweiten Hälfte des 17. Jh.s die Bezeichnung Friedrichsgracht oder Friedrichsgraben und bezog sich auf Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688, Kfst. ab 1640 ) und seine Wasserbauten nach holländischem Vorbild ("Gracht" ist die holländische Bezeichnung für einen Kanal bzw. Graben innerhalb einer Stadt). Der anschließende Teil des Spreearms ab Gertraudenbrücke wurde schon seit Errichtung der ersten hölzernen Kammerschleuse um 1550 auch Schleusen- oder Schiffsgraben genannt. Der Cöllnische Spreearm hat noch bis ins 17. Jh. hinein einen anderen Verlauf genommen (Mittelalterliche Stadtmauer). Der nördliche Teil des Spreearms, der sog. Kupfergraben , ist eine künstliche Wasserstraße, die, wahrscheinlich zwischen 1650 und 1655 angelegt, auch im Memhardt-Plan als "Neuer Ausfluß der Spree" bezeichnet wird. Dieser Kanal wurde jedoch im Zuge des Baus der Festungsanlage (Fortifikation) 1670 wieder geschlossen. Die andere, spätere Bezeichnung Friedrichsgracht bezieht sich auf einen zwischen 1670 und 1681 im Zusammenhang mit dem Bau der Festungsanlage (Fortifikation) angelegten schmalen Uferweg, der den ganzen südlichen Teil des Cöllnischen Spreekanals von der ehemaligen engen Spreegasse (seit 1931 Sperlingsgasse ) bis zum Hauptlauf der Spree umzieht. Der Uferweg entstand, als der Spreearm reguliert, verengt und vertieft sowie eine neue Schleuse anlegt wurde. Zum Bau der Festungs- und Grabenanlagen kamen zahlreiche holländische Spezialisten nach Berlin/Cölln, die meist Wohnungen unmittelbar an dem neuen Uferweg bezogen. Aus dieser rechtsseitigen Bebauung entlang des Spreearmes in einem Halbkreis von der Inselbrücke bis zur ehemaligen Spreegasse (heute Sperlingsgasse ) entwickelte sich eine einst eindrucksvolle Häuserreihe, die zunehmend von Hofbeamten und reichen Patriziern bewohnt wurde. Auf der gegenüber liegenden linken Seite des Spreearmes war in Verlängerung der Bebauung des Friedrichswerder seit 1681 der kleine, 19-ha-Stadtteil "Neu-Cölln am Wasser" angelegt und dem alten Cöllner Magistrat unterstellt worden, etwa der heutige Bereich von Märkischem Ufer und Wallstraße. Im II. Weltkrieg wurde dieses für Alt-Berlin typische Milieu zerstört. Die Häuser zwischen Roßstraßenbrücke und Inselbrücke wurden ab 1965 im Zuge der Neugestaltung der Fischerinsel abgerissen. Das Haus Nr. 15 wurde an das gegenüberliegende Märkische Ufer versetzt (Nr. 12 ). Die Bezeichnung F. trägt heute nur noch das Straßenstück nördlich der Gertraudenbrücke. Zwischen dieser Brücke und der Scharrenstraße existiert von der alten F. noch ein 1975/76 restaurierter Block sowie ein einstiges Geschäftshaus. Das vom Senat am 18.5.1999 verabschiedete städtebauliche Konzept "Planwerk Innenstadt" (Innenstadt) sieht vor, entlang der Gertraudenstraße und gegenüber dem Ermelerhaus weitere Neubauten zu errichten. Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |