Havemann, Robert Hans Günther

* 11.03.1910 München,
† 09.04.1982 Grünheide bei Berlin, Physikochemiker.

H. arbeitete nach Chemiestudium und Promotion am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie, am  Kontext: Krankenhaus Moabit Krankenhaus Moabit und von 1937 bis 1943 am Pharmakologischen Institut der Berliner Universität, Dorotheenstraße 28. H., der im Widerstand gegen das NS-Regime wirkte, wurde 1943 verhaftet, zum Tode verurteilt und mit „kriegswichtigen Arbeiten“ in der Todeszelle des Zuchthauses Brandenburg beschäftigt. Nach dem II. Weltkrieg war H. von 1945 bis 1950 Direktor des Berliner Instituts der  Kontext: Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft e. V. Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Unter den Linden 8, ab 1947 auch Leiter dessen Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie Dahlem. Seit 1946 wirkte er außerdem als Professor und seit 1950 als Direktor des Instituts für Physikalische Chemie, Bunsenstraße 1. H. war wegen seines Protestes gegen die US-amerikanische Wasserstoffbombe seiner Ämter in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft enthoben und kurzzeitig inhaftiert worden. 1950 nahm er seinen ständigen Wohnsitz in Ost-Berlin. Er wurde im selben Jahr Mitglied der SED und stand seit 1953 als Präsident an der Spitze des Friedensrates der DDR. Von 1957 bis 1962 war er als Prodekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der  Kontext: Humboldt-Universität zu Berlin Humboldt-Universität und seit 1960 Leiter der Arbeitsstelle für Photochemie an der  Kontext: Akademie der Wissenschaften Akademie der Wissenschaften, zu deren korrespondierenden Mitglied er 1961 gewählt wurde. H. zählte seit den 60er Jahren zu den bedeutendsten Systemkritikern in der DDR. 1964 deshalb aus der SED ausgeschlossen und von der Humboldt-Universität entlassen, 1966 aus der Akademie ausgeschlossen, erhielt er faktisch Berufsverbot und wurde unter Hausarrest gestellt. Trotz einer Vielzahl weiterer Repressalien zählte H. zu den Mitbegründern einer unabhängigen Friedens- und Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Die Havemannstraße (Marzahn) und Schulen in Pankow und Weißensee tragen seinen Namen. Der Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung im  Kontext: Rathaus Mitte Rathaus Mitte ist nach ihm benannt und eine Gedenktafel am  Kontext: Institut für Chemie Institut für Chemie erinnert an ihn.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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