Charité

Mitte (Friedrich-Wilhelm-Stadt),
Schumann-/Luisen-/Invalidenstraße/Alexanderufer.

Dia-Serie Charité Die älteste medizinische Bildungsanstalt Deutschlands, 1710 als Pesthaus errichtet, wurde auf Vorschlag des Stadt- und Amtsphysikus Christian Gottfried Habermaaß 1726 Armenhospiz (Auszug 1798), Garnisons- und Bürgerlazarett sowie Übungsschule des 1724 gegründeten Collegium medico-chirurgicum. Am 9. 1. 1727 schrieb  Kontext: Friedrich Wilhelm I., König in Preußen Friedrich Wilhelm I. auf den Rand eines Gesuches der königlichen Armendirektion den Vermerk „Es soll das Haus die Charité heißen“. Es gab zunächst ein quadratisches Gebäude, in dessen erstem und 1727 bis 1729 aufgesetzten zweitem Stockwerk die Kranken untergebracht waren (1800 abgerissen). Von 1785 bis 1797 entstand eine Dreiflügelanlage, später „Alte Charité“ genannt. Die Bedeutung der C. wuchs mit der 1795 gegründeten Pepinière ( Kontext: Kaiser-Wilhelm-Akademie Kaiser-Wilhelm-Akademie). Die Berliner Universität errichtete zunächst in Privathäusern Kliniken. 1816 wurde der Bau einer Universitätsklinik für Chirurgie und Augenheilkunde auf dem Gelände der C. angeordnet, weitere Kliniken folgten. Endgültig zum Universitätsklinikum wurde die C. 1927, als nach der Berufung von Ferdinand  Kontext: Sauerbruch, Ernst Ferdinand Sauerbruch die letzte Chirurgische Universitätsklinik zur C. verlagert wurde. 1831–1834 entstand die „Neue Charité“ mit Abteilungen für Geisteskrankheiten, Syphilis und einer Gefangenenstation. 1836/37 wurde das dreigeschossige Pockenhaus mit Rundbogenfenstern gebaut, heute ältestes erhaltenes Gebäude. 1896 bis 1917 entstanden, nach Abriß fast aller alten Anlagen, die mit klimmendem Wein bewachsenen Bauten mit roten und gelbbraunen Backsteinfassaden und großen Segmentbogenfenstern sowie loggienartigen offenen Hallen. Ihren Bau leiteten hauptsächlich Georg Diestel (1854–1926) und Georg Thür (1846–1924). Im II. Weltkrieg wurden ca. 20 % der Charitégebäude vollständig zerstört, 40% sehr schwer und nur 30% leicht beschädigt. Nach dem Krieg wurden diese Gebäude wieder instandgesetzt. Von 1954 bis 1959 errichtete man die Hautklinik und 1959 wurde die Geschwulstklinik (heutige Strahlentherapie) gebaut, deren Eingang in der Invalidenstraße liegt und die sich hinter dem ehemaligen Pockenhaus von 1836 befindet. Ab 1975 wurde umfassend rekonstruiert. 1982 entstand ein Bettenhaus mit 1000 Betten und ein chirurgisch orientiertes Zentrum mit 24 OP-Sälen. Das 86 m hohe Bettenhaus prägt seitdem die Silhoutte der Berliner Innenstadt mit. 1997 bildeten die medizinischen Fakultäten  Kontext: Rudolf-Virchow-Klinikum Rudolf-Virchow-Klinikum und C. die Medizinische Fakultät Charité der  Kontext: Humboldt-Universität zu Berlin Humboldt-Universität. Zur Zeit entsteht auf dem Terrain der C. ein Forschungsneubau für das Max-Planck-Institut und das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum. Die beiden Gebäude sind U-förmig angeordnet und bestehen aus Glas und rotem Betonstein, der Bezug auf die roten Ziegel der Jahrhundertwendebauten nehmen soll. Von Beginn an gehörten zum Krankenhaus Freiflächen, die erstmals 1822 und 1834 von Peter Joseph  Kontext: Lenné, Peter Joseph Lenné gestaltet wurden. In figürlichen Denkmälern wurden bedeutende Mediziner der C. geehrt, u. a. mit dem  Kontext: Virchowdenkmal Virchowdenkmal (Karlplatz) und dem  Kontext: Robert-Koch-Denkmal Robert-Koch-Denkmal (Robert-Koch-Platz). Auf dem Platz vor dem Haupteingang Schumannstraße/Luisenstraße wird der Augenarzt Albrecht von  Kontext: Graefe, Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe geehrt. Eingefaßt in eine Reliefwand steht die Bronzefigur Graefes. 1995 wurde das Denkmal der ersten Medizin-Professorin Preußens, Rahel Hirsch (1870–1953), enthüllt. Die Gesamtanlage der C. mit ihren Freiflächen und figürlichen Denkmälern ist als Ensemble denkmalgeschützt.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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