Kreuzberg Süd-Ost/SO 36

Kreuzberger Stadtteil, der das Gebiet östlich der Luisenstadt, zwischen der  Kontext: SpreeSpree im Norden, dem  Kontext: LandwehrkanalLandwehrkanal im Osten und Süden, der Mariannen- und Manteuffelstraße im Westen und das "Sanierungsgebiet Kottbusser Tor" umfasst – SO 36 ist ein ehemaliger Postbezirk. Ein Gebiet, dass im Zuge der Umsetzung des Hobrechtplanes von 1862 dicht bebaut wurde. Mit dem Bau des Kontext: Görlitzer BahnhofGörlitzer Bahnhofs ab 1865 wurde es ein wichtiges Gewerbe- und Arbeiterwohngebiet. Arbeitskräfte aus Schlesien wurden hier in schnell und billig errichteten Mietskasernen untergebracht. Bauspekulanten wie Emil Paul  Kontext: Haberkern, Emil PaulHaberkern verwandelten das Gebiet bis zum Ersten Weltkrieg in ein überbevölkertes Berliner Arbeiterquartier. Typisch waren die fünfgeschossigen "Haberkern-Blöcke" Lübbener, Sorauer und Oppelner Straße mit Kleinstwohnungen, Toiletten und Wasserpumpe auf dem Hinterhof oder das Gebiet an der Kottbusser Brücke mit fünfgeschossigen Gewerbehöfen hinter den Vorderhäusern. Im Zweiten Weltkrieg wurde hier vergleichsweise wenig zerstört. Nur der Görlitzer Bahnhof und Häuser in der Köpenicker, der Wiener und der Skalitzer Straße waren betroffen. Nach dem Bau der  Kontext: Berliner MauerBerliner Mauer 1961 wurde Kreuzberg zum Stadtrandbezirk. Zusammen mit der Sanierungs- und Einwanderungspolitik des Senats führte das zur Schließung vieler Geschäfte, zum Verfall der Gebäude und zur Konzentration sozial schwacher Bevölkerungsschichten und Einwanderer vorwiegend aus der Türkei im Stadtteil SO 36. Initiativen der Bevölkerung für ein neues Herangehen an die Sanierung des Wohnungsbestandes und die Entwicklung des Gebietes entstanden. Am 01.06.1978 gründeten sich aus verschiedenen Gruppierungen und Initiativen der Verein SO 36, der sich die Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse zum Ziel setzte. Mit Hausbesetzungen u. ä. Mitteln trugen die Initiativen zu einem neuen Sanierungskonzept, der behutsamen Stadterneuerung, bei. Die Auseinandersetzungen um die Sanierung der Wohngebiete, Kosten, Mieten und Bauspekulation erreichten mit den gewaltsamen Aktionen im Mai/Juni 1987 und dem faktischen Belagerungszustand in Kreuzberg ihren Höhepunkt, setzten sich aber bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 fort. Der Stadtteil SO 36 befindet sich seitdem in einer neuen Situation, aus dem isolierten Stadtrandgebiet wurde wieder ein Innenstadtbereich mit allen Konsequenzen für Wohnen, Leben, Verkehr usw.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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