Theater des Westens

Charlottenburg,
Kantstraße, 8-12.

Dia-Serie Theater des Westens Das T. - heute neben dem Musical-Theater am Potsdamer Platz die einzige Berliner Bühne, die sich dem Musical verschrieben hat - hat einen langen Weg der Profilierung unter ständigen finanziellen Zwängen und in Konkurrenz zu anderen Bühnen hinter sich. Geplant hatte desen Architekt Bernhard  Kontext zu: Sehring BernhardSehring angesichts der Gegend und der Nähe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein monumentales Opernhaus für Charlottenburg - in einer noch kaum bebauten Gegend. Sein Partner, der Schriftsteller und Theatermann Paul Blumenreich (1849-1907), mit dem zusammen er 1895 die Theater des Westens GmbH gegründet hatte, favorisierte hingegen ein bürgerliches Abonnementtheater. Entstanden war 1895/96 schließlich ein Theaterbau mit 1 700 - heute 1 354 - Plätzen. Im Inneren - Parkett und drei Ränge - prunkvoll neobarock gestaltet, erinnert das Äußere des Zuschauerhauses trotz des reichen figürlichen Schmucks eher an ein Schloss im Stil der Renaissance, während der Backsteinbau des Bühnenhauses wie eine Burg wirkt. Ursprünglich betrat man das T. von dem der Hardenbergstraße vorgelagerten Theatergarten aus über die "Kaisertreppe". War bereits die Eröffnungsvorstellung am 1.10.1896, ein Märchenspiel, unter der nunmehrigen Direktion Friedrich Witte-Wilds ein Misserfolg, so brachte auch die unter seinem Nachfolger Aloys Prasch (1854-1907) erfolgte kurzzeitige Umbenennung in Goethe-Theater nicht den erhofften Durchbruch. Erfolge stellten sich erst ein, als ab 1899 unter der Direktion von Max Hofpaur (1845-1920) hier neuere Opern ihre Berliner Erstaufführung erlebten, bekannte Sänger als Gäste auftraten und später Hans Pfitzner (1869-1949) als Dirigent wirkte. 1905 gab Enrico Caruso (1873-1921) im T. sein Berlin-Debüt. Indes war dem T. 1905 mit der Gründung der damaligen Komischen Oper an der Weidendammer Brücke eine weitere ernsthafte Konkurrenz entstanden, weshalb Sehring das Haus an den bekannten Operetten-Spezialisten Max Monti (1858-1929) verpachtete. Das T. profitierte als Spielort der "Gemeinnützigen Aktiengesellschaft Große Volksoper" von 1920 bis 1924 von deren anspruchsvollem Programm. 1921 etablierte Trude  Kontext zu: Hesterberg TrudeHesterberg in den im Keller eingerichteten Lokal ihre "Wilde Bühne", auf die 1924 Wilhelm Bendows (1884-1950) "Tütü" folgte. Das ehemalige so genannte Parzivalzimmer diente ab 1931 als Spielstätte von Friedrich  Kontext zu: Hollaender FriedrichHollaenders "Tingeltangel". Ab 1929 waren die Brüder Fritz (1884-1939) und Alfred Rotter Pächter des T. Gespielt wurden nun Operette, Revue, Schauspiel und namhafte Künstler traten auf. Nach 1933 zunächst geschlossen, wurde das T. zur so genannten Volksoper, deren Publikum sich bis zur Schließung im Herbst 1944 über die Deutsche Arbeitsfront und die KdF-Bewegung rekrutierte. Während im Zweiten Weltkrieg die Magazin- und Werkstatträume des T. völlig zerstört wurden, blieb der Zuschauerraum mit Ausnahme des Dachs weitgehend verschont. Von Juni 1945 bis 1961 diente das T. der  Kontext zu: Deutsche Oper BerlinDeutschen Oper als Spielstätte. Seit 1950 im Besitz der Stadt, wurde das Haus 1961 an private Theaterunternehmer verpachtet. Die Wiedereröffnung als T. unter der Direktion von Hans Wölffer (1904-1976) mit "My fair Lady" am 25.10.1961 gestaltete sich zu einem sensationellen Erfolg. Eine Million Zuschauer erlebten in zwei Jahren die Aufführungen. Die folgenden Leitungen setzten wieder klassische Operetten auf den Spielplan. 1978 wurde das T. in eine GmbH überführt. Nach einer umfassenden Renovierung wurde das Theater 1984 unter der Generalintendanz von Götz  Kontext zu: Friedrich GoetzFriedrich und der künstlerischen Leitung von Helmut Baumann wieder eröffnet. Beide bescherten dem Haus mit Aufsehen erregenden Inszenierungen sensationelle Erfolge und gaben ihm wieder künstlerisches Profil. 1999 übernahm Elmar Ottenthal die Intendanz des von der Stadt subventionierten Theaters. Trotz der erfolgreichen Produktion von "FMA - Falco meets Amadeus" wuchs der Schuldenberg, so dass der Berliner Senat im Jahr 2001 entschied, das Theater zu privatisieren. Im Januar 2003 übernahm Europas erfolgreichster Musicalproduzent - die Stage-Holding - das traditionsreiche Haus. Für die Premiere des Musicals "Les Misérables", die am 26.9.2003 stattfand, wurde die Bühne umfassend neugestaltet. Bereits 1997/98 konnten die Gartenanlage an der Hardenbergstraße und die "Kaisertreppe" rekonstruiert werden. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Kulturhandbuch, Charlottenburg.de, BG 19.3.02 ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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