HUFEISENSIEDLUNG Die H. ist die erste der beispielhaften Großsiedlungen, die schon vor dem II. Weltkrieg im Zuge des "Neuen Bauens" in mehreren Bauabschnitten von 1925-1936 entstanden und die beachtliche Entwicklungen des modernen Wohnungsbaus zeigen. Es folgten die Onkel Tom Siedlung, die Siemensstadt und die "Weiße Stadt". Die H., bei der die sozial engagierten Architekten Ideen der Gartenstadtbewegung aufgegriffen, wurde "richtungsweisend für den Siedlungsbau der 20er Jahre" (DEHIO 1994/320). Die Siedlung, in der 1 901 Einwohner leben (1987), liegt im Bezirk Neukölln zwischen Alt-Britz und der Buschkrugallee und umfasste einst rund 1 300 Geschoßwohnungen und fast 700 Einfamilienhäuser, heute 1 027 Wohneinheiten. Alle der nach vier Grundrißtypen errichteten Wohnungen der 2- bis 3geschossigen Bauten wurden mit Bad und teilweise sogar mit Zentralheizung ausgestattet. Die relativ niedrige Einwohnerdichte von ca. 100 Ew/ha (1987) spricht für eine im Verhältnis zu später gebauten Großsiedlungen (zum Beispiel "Karl-Marx-Allee I", 1949-1958, mit ca. 160 Ew/ha oder "Gropiusstadt", 1962-1975, mit 225 Ew/ha) verhältnismäßig lockere Bebauung. "In der Hufeisensiedlung hatte das politisch und organisatorisch Neue der genossenschaftlichen Großsiedlung erstmalig einen architektonischen Ausdruck gefunden." (HÜTER, K.-H. 1987/205) Angelegt auf dem Gelände des ehemaligen, bis 1858 herausgebildeten und 1873 mit der Landgemeinde vereinigten Gutes Britz, begannen 1924 erste Planungen für eine Großsiedlung. 1925 erwarb die Stadt Berlin das Baugelände. Die städtebauliche Planung unter Beteiligung von Bruno Taut (1880-1938) und Martin Wagner (1885-1957), Stadtbaurat von 1926 bis 1933, sah zwei Teilbereiche vor, die durch einen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden "Grünen Ring" (der der heutigen Fritz-Reuter-Allee entspricht) getrennt sind. Dementsprechend wurde der Bauauftrag an zwei Bauherren vergeben: die Bebauung des westlichen Teils nach Plänen von Taut und Wagner (von ihm stammt ein Block nördlich der Stavenhagener Straße) an die GEHAG ("Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft") und der östliche Teil nach Plänen von Engelmann & Fangmeyer an die DeGeWo ("Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus, gemeinnützige AG"). Beide Teile waren bis 1927 fertiggestellt. Nach 1954 wurde die H. nach Süden erweitert und erhielt U-Bahn-Anschluß. Die westlich der Fritz-Reuter-Allee von Taut und Wagner geschaffene Großsiedlung erhielt ihren Namen nach der hufeisenförmigen Umbauung eines eiszeitlichen Kolks, der das Zentrum der Siedlung bildet. Während der östliche, in Verantwortung der DeGeWo geschaffene Siedlungsbereich noch in konventioneller romantisierender Formensprache errichtet wurde, verkörpert der Baustil B. Tauts in der westlich des "Grünen Rings" gelegenen H. die "neue Sachlichkeit". Vor allem Stadtbaurat Wagner drängte energisch darauf, auf der Britzer Baustelle auch rationeller, schneller und kostengünstiger zu bauen. Nachdem er zunächst versucht hatte, die Beton-Großtafelbauweise direkt auf der Baustelle der H. zu erproben, sich jedoch damit nicht durchsetzen konnte und die Erprobung an anderer Stelle vornehmen mußte ("Splanemann-Siedlung" im Bezirk Lichtenberg), kam in Britz zum ersten Mal auf einer Berliner Großbaustelle Maschinenarbeit anstelle schwerer Handarbeit (Bagger, Transportbänder, Schienenfahrzeuge) zum Einsatz.
Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |