SIEMENSSTADT

Dia-Serie Siemensstadt

S. ist die Bezeichnung für einen Stadtteil im Osten des Bezirks Spandau, der seit 1914 offiziell diesen Namen trägt, nachdem dort am 1.8.1899 das Siemens-Kabelwerk Westend in Betrieb genommen worden war. Zwischen den Siemens-Werksanlagen und dem Volkspark Jungfernheide entstand 1929-1932 eine der vier hervorragenden und beispielhaften GroßsiedlungenGroßsiedlungen jener Zeit. Sie zählt zu den besten Leistungen des sog. Neuen Bauens.

Tragende Idee dieser Großsiedlung in unmittelbarer Nähe der Werksanlagen der Firma Siemens ist der Zeilenbau. Die Entwürfe für die einzelnen Häuser in den ausschließlich durch Wohnwege (2,5 m) erschlossenen Nord-Süd-Zeilen stammen von Architekten der Architektengemeinschaft "Der Ring", wobei Hans Scharoun Scharoun(1893-1972) den ersten Bauentwurf anfertigte. Ferner gehörten Bauhausgründer Walter Gropius Gropius(1883-1969), Hugo Häring Häring(1882-1958), Fred Forbat (eigentl. Alfred Forbath [1897-1972], Otto Bartning Bartning(1883-1959) sowie Paul Rudolf Henning zur Architektengruppe. Den Bebauungsplan, der einen Komplex von 1 800 Wohnungen mit Schule, Läden, einem zentralen Heizwerk und einer Wäscherei vorsah, hatte Scharoun in Absprache mit Martin Wagner Wagner(1885-1957) entworfen. Bauausführend war die "Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin Heerstraße GmbH", der 1928 7,5 Mill. RM eines Sonderbauprogramms (Kleinstwohnungsbauprogramm) zur Verfügung gestellt wurden.

Die Großsiedlung mit 3 471 Einwohnern (1987) umfaßt 1 370 Wohneinheiten in 3- bis 4geschossigen Gebäuden. Die relativ hohe Einwohnerdichte von ca. 160 Ew/ha (1987) ist die Folge eines Baukonzepts, das darauf abzielte, die Wohnfläche - "bei Einhaltung sozialer und hygienischer Anforderungen" - auf ein Mindestmaß zu reduzieren: 30 Prozent aller Wohnungen haben eine Wohnfläche von nur 48 m² und 50 Prozent von nur 54 m². Die Wohnungen sind mit Bad, Zentralheizung, großen Balkons und teilweise sogar Dachgärten ausgestattet; zu den Folgeeinrichtungen gehört eine Zentralwäscherei.

Die ursprüngliche, in zwei Bauabschnitten 1929 bis 1932 errichtete S. wuchs später mit der 1955-1960 entstandenen Siedlung Charlottenburg-Nord, an deren Planung erneut H. Scharoun und O. Bartning mitwirkten, zur heutigen Großsiedlung S. zusammen.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Neues Bauen 1931/90; Hengsbach 1974/9f.; Ribbe/Schäche 1985/13f.; Balg 1986/51-74, 151-156; Hüter 1987/226-236; Lange 1987/645-646; Hofmeister 1990/235-239; Baedeker 1992/205, 368; Burg/Crippa 1991/ 47-51; Berlin Handbuch 1993/1080-1081; Berliner Wohnquartiere 1994/152-155; Dehio 1994/205; Dokumentation Siemensstadt 1994/7f.; [gestr. 3. Aufl.: Berliner Zeitung vom 7. Juli 1999/VI;] Architektur in Berlin und Brandenburg 1997/165-167

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