Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus

KAVH (ehem.)
Charlottenburg,
Heubnerweg 6-10/Pulsstraße 13.

Dia-Serie Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus KAVH (ehem.) Die Gründung des K. erfolgte auf Initiative von Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921), die zuvor zur Bildung des Deutschen Komitees für Begründung einer Mütteranstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit angeregt hatte. Nachdem man sich unter den Ärzten und Sozialpolitikern lange mit dem Gedanken zur Errichtung einer Zentralstelle zur Erforschung der Ursachen der Säuglingssterblichkeit getragen hatte, wurde das 1907 bis 1909 von Ludwig Hoffmann (1852-1932) und Alfred  Kontext zu: Messel AlfredMessel erbaute Gebäude am 4.6.1909 als "Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im deutschen Reiche" eröffnet. Architektonisch wies das Gebäude Anklänge an die Beginnende Moderne und Barock-Reminiszenzen auf. Erster Direktor des K. war 1907 bis 1911 Arthur Keller (1868-1934). Er berief 1908 die Krankenpflegerin Antonie  Kontext zu: Zerwer AntonieZerwer an das K., die hier von 1909 bis 1938 tätig war. Nachfolger Kellers war 1911 bis 1933 der jüdische Mediziner Leopold  Kontext zu: Langstein LeopoldLangstein, der u. a. das Berufsbild für Säuglingsschwester und Gesundheitspflegerin schuf und den Paritätischen Wohlfahrtsverband begründete, dem das K. angeschlossen war. Während seiner Amtszeit erfolgte 1912/13 die Erweiterung des Säuglingsfürsorgehauses durch den Architekten Edmund May. Im Haupthaus wurde 1912 das Museum für Säuglingskunde seiner Bestimmung übergeben, das bis 1945 bestand und später für Lehrzwecke in einen großen Hörsaal umgewandelt wurde. In der Säuglingsabteilung des K. sollte vor allem die Physiologie und Pathologie der Säuglingsernährung studiert und vermittelt werden. Dementsprechend gab es einen Tierstall, der dem Studium der Gewinnung, Aufbewahrung und Verarbeitung der Kuhmilch diente. Dieser "Säuglingspalast mit Kuhstall" wurde zur Wiege der Pädiatrie in Berlin. Während des NS-Regimes leitete der jüdische Mediziner Kurt Hofmeier (* 1896) das K. als "Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit", dem eine Frauenmilchsammelstelle, das Museum für Säuglingskunde und Erblehre sowie eine Poliklinik für Erb- und Rassenpflege zugeordnet waren. Im Zweiten Weltkrieg wurde das K. stark beschädigt. In den 1950er und 1960er Jahren folgten mehrere Wiederherstellungs- und Erweiterungsbauten, so die Wiederherstellung des Personalwohnhauses (1954), die Errichtung eines eingeschossigen Spielpavillons (1956) und eines Verwaltungsbaus (1957), der Um- und Ausbau der Stationen V und VI (1956/57) sowie die Wiederherstellung des Festsaales (1957) und Errichtung eines Beatmungszentrums (1957/58) durch Hans Bertram Lewicki († 1987) und der Bau eines Schwesternwohnheims (1959) mit 51 Plätzen. Die vielteilige Gebäudegruppe des K. bestand aus einem rechteckigen, in sich reich gegliederten Kernbau und zwei seitlichen, in die selbe Richtung verlaufenden und durch überdeckte Bogengänge mit diesem verbundenen, lang gestreckten Trakten, deren Ecken als Kopfbauten vorspringen. Zum Schlosspark hin schlossen sich die Infektionsstation und das Sektionshaus an, weiter nördlich lag der Stall. Auf der entgegengesetzten Seite befanden sich die Station I, die Poliklinik, das Säuglingsfürsorgehaus und das Maschinenhaus. 1973 wurde das K. von der Freien Universität als Universitäts-Kinderklinik übernommen, die Anfang der 1990er Jahre über 237 Betten verfügte. Nachdem sich die Stiftung "Kaiserin Auguste Viktoria Haus" aufgelöst hatte, wurde die Kinderklinik 1994 in das Universitäts-Klinikum Rudolf-Virchow verlagert. 1995 wurde das K. als Gesamtanlage in die Berliner Denkmalliste aufgenommen. 1996 wurde der Klinikstandort im Heubnerweg aufgegeben. Im selben Jahr bezog das Ressourcenzentrum im Deutschen Humangenom-Projekt der Max-Planck-Gesellschaft das Haus A. Die Häuser B und C wurden 1996/97 für die  Kontext zu: Europaeische Wirtschaftshochschule ESCPEuropäische Wirtschaftsschule (ESCP-EAP) umgebaut.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Denkmalliste Berlin 2003, Charlottenburg, BuB VII Bd. A, Wirth ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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