BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG Die
B. ist Bestandteil der Bevölkerungsentwicklung in Berlin seit 1920. Zwischen Ende 1990 und Ende 1999 ging die Einwohnerzahl
von Berlin von 3 433 695 auf 3 386 667 zurück. Das bedeutet einen
Einwohnerverlust von 47 028 Personen (= 1,37 Prozent). Nimmt man nur den
Zeitraum von 1993 bis 1999, so betrug der Rückgang sogar 88 725 (=
2,55 Prozent). Bemerkenswert ist, daß zwei Drittel (59 098) des
Rückgangs 1993-1999 auf das ehemalige Stadtgebiet von Berlin-West
entfielen. 1999 belief sich der Rückgang der Einwohnerzahl Berlins
auf 12 155, 1998 auf 26 937 und 1997 sogar auf 33 004 Personen, der höchsten
jährlichen Bevölkerungsabnahme in Berlin nach 1993, als mit
3 475 392 der Höchststand der Einwohnerzahl der 90er Jahre erreicht
war. 1994 betrug der Rückgang 3 383 Personen, 1995 591 und 1996 12
655 . Geburten und Sterbefälle in Berlin 1991-1999
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, lfd. Noch deutlicher fielen bei der Bevölkerungsentwicklung seit Mitte der 90er Jahre die Wanderungsverluste ins Gewicht, das heißt die höhere Zahl von Fortzügen gegenüber der der Zuzüge über die Grenze von Berlin, entweder ins übrige Bundesgebiet oder ins Ausland. Die Zuzugsüberschüsse vermochten bis 1995 in Berlin die Geburtendefizite mehr als auszugleichen. 1996 setzte ein Fortzugsüberschuß ein, der 1997 und 1998 sogar bei jeweils über 20 000 lag und zum skizzierten Rückgang der Wohnbevölkerung Berlins führte. (Tabelle) Wanderungen der Wohnbevölkerung Berlins 1991-1999
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, Betrachtet man die Herkunftsgebiete der 118 308 Zuzüge und die Zielgebiete der 139 633 Fortzüge im Jahre 1998 näher, dann zeigt sich, daß das Ausland mit 34,6 Prozent bei den Fortzügen und 40,4 Prozent bei den Zuzügen einen relativ hohen Rang einnahm. Dabei fällt jedoch der Unterschied zwischen Berlin-Ost und Berlin-West ins Auge: Nur bei 29,2 Prozent der aus Berlin-Ost Fortziehenden war das Ausland attraktives Zielgebiet, während von den aus Berlin-West Fortziehenden 70,9 Prozent das Ausland als Zielgebiet wählten. Bei den nach Berlin-Ost Zuziehenden kamen nur 35,1 Prozent aus dem Ausland, bei den nach Berlin-West Zuziehenden jedoch 43,5 Prozent. (Tabelle) Zielgebiete und Herkunftsgebiete der Wanderungen über die Grenze Berlins 1998
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, 1999 Ende 1999 hatten 433 562 Ausländer ihren Hauptwohnsitz in Berlin. Sie stammten aus rund 180 Ländern der Welt. Über drei Viertel der ausländischen Berliner kommen aus Europa, etwa jeder dritte stammt aus der Türkei. Von 1991-1999 nahm die Zahl der Ausländer in Berlin um 28 Prozent zu; der Anteil an der Berliner Bevölkerung erhöhte sich von 9,9 auf 12,8 Prozent. (Tabelle) Ausländische Wohnbevölkerung in Berlin 1991-1999
Quelle: Statistisches Landesamt, lfd. Die Migration (lat. migratio = Wanderung, Auswanderung) in Berlin vollzog sich in den 90er Jahren in den einzelnen Bezirken sehr unterschiedlich. An der Spitze der Bezirke mit sinkender Einwohnerzahl von 1990-1999 stand mit Abstand Marzahn, der Bezirk mit der größten zusammenhängenden Neubausiedlung Deutschlands (62 135 Wohnungen; Großsiedlungen): Die Einwohnerzahl ging um 27 205 zurück. Es folgten mit Lichtenberg (Rückgang um 11 469) und Prenzlauer Berg (Rückgang um 8 622 ) zwei weitere Bezirke der östlichen Stadthälfte. Unter den 15 Bezirken mit Einwohnerverlusten 1990-1999 befanden sich allerdings neun Bezirke der westlichen Stadthälfte (Tabelle). Das deutet darauf hin, daß - neben traditionell hohen Mieten in einigen Westbezirken - vor allem die nach dem "Fall der Mauer" einsetzende verstärkte Migration zu mehr Umzügen auch in östliche Bezirke und das Berliner Umland führte. Die "Insellage" West-Berlins verhinderte das in der Zeit 1948-1989. Während 1990-1999 die Bevölkerung im Westteil der Stadt um 40 593 Einwohner abnahm, ging sie in der um die Bezirke Marzahn (1979), Hohenschönhausen (1985) und Hellersdorf (1986) erweiterten östlichen Stadthälfte nur um 6 435 Einwohner zurück. Bezirke mit rückläufiger Einwohnerzahl 1990-1999
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, lfd. 1998 waren 237 233 Personen von Umzügen zwischen den Bezirken Berlins und 216 143 Personen von Umzügen im selben Bezirk betroffen - zusammen 453 376 (1991: 269 565; 1995: 370 099). Besonders auch darin kommt die gewachsene Bevölkerungsmobilität nach der Wiedervereinigung Berlins zum Ausdruck. Binnenwanderungen innerhalb von Berlin und Umzüge im selben Bezirk 1998
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, lfd. Zeigen sich bereits bei den Wanderungen innerhalb Berlins in den Salden zwischen Zu- und Fortzügen sowie den Umzügen im selben Bezirk deutliche Unterschiede beim Vergleich der Bezirke, so werden die bezirklichen Wanderungsgewinne und -verluste noch prägnanter bei Einbeziehung der Bevölkerungsbewegung über die Grenze Berlins. Dabei ist ersichtlich, daß sowohl bei den Bezirken mit Gewinnen (Weißensee, Pankow, Köpenick und Treptow) als auch denen mit Verlusten (Marzahn, Lichtenberg, Hohenschönhausen und Hellersdorf) ehemalige Ostbezirke an der Spitze standen. Ist bei ersteren vor allem die Gunst des natürlichen Milieus der Beweggrund der Zuwanderung, so bei letzteren Mängel in der Wohnqualität und die Distanz zu den Arbeitsplätzen vielfach Motiv der Abwanderung. Fortzugs- und Zuzugsüberschuß in den Bezirken Berlins 1998 und 1999
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin, lfd. Ein Szenario, das Sozialwissenschaftler vom Prognos-Institut mit Stand 1997 für die demographische Entwicklung im Zeitraum 1996-2010 entwarfen, geht davon aus, daß bei künftig hoher Lebenserwartung, konstant niedrigen Geburtenraten und weiterhin hoher Dynamik der Zu- und Abwanderung, dann knapp 50 Prozent der heutigen Bevölkerung ausgetauscht sein wird und Berlin von knapp 100 000 Menschen weniger bewohnt sein wird. (Tabelle) Prognose der Bevölkerungsentwicklung 1996-2010 in Berlin
Quelle: Prognos-Institut, 1997. In: Dörries 1999/19 Quellen und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
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