12 GRUNDSÄTZE DER STADTERNEUERUNG (1983)

Die "12 Grundsätze für die Stadterneuerung" entstanden Anfang der 80er Jahre im Zusammenhang mit der Diskussion um die sog. behutsame Stadterneuerung in der ehemaligen LuisebnstadtLuisebnstadt, im heutigen Bezirk Kreuzberg. Sie entstand aus einer StadterneuerungKritik der Stadterneuerung der 60er Jahre, vor allem der damaligen Altstadterneuerung und der Sanierung des Wilhelminischen MietskasernengürtelsWilhelminischen Mietskasernengürtels. Im Zusammenhang damit kam es zu Kahlschlagsanierungen (Abriß/Neubau) oder zu Modernisierung/Teilabriß unter Beibehaltung der Wohnnutzung, "in jedem Falle aber eine Verringerung des vermietbaren Bauvolumens, eine Verringerung der Wohnfläche". (BODENSCHATZ, H. 1985) Außerdem war in den 80er Jahren mit dem Sanierungsbedarf der in den in 60er und 70er Jahren entstandenen GroßsiedlungenGroßsiedlungen ein weiteres Hauptfeld der Stadterneuerung entstanden.

In seiner Regierungserklärung vom 2.6.1981 hatte der (1981-1984) Regierende Bürgermeister Richard von Weizsäcker Weizsäcker als neue Leitlinie formuliert: "Instandsetzung vor Modernisierung und Modernisierung vor Sanierung, also vor Abriß und Neubau". In diesem Sinne wurden im laufenden Arbeitsprozeß "12 Grundsätze für die Stadterneuerung" entwickelt und im Frühjahr 1982 vom Bezirk Kreuzberg und vom Bausenator sowie im März 1983 vom Berliner Abgeordnetenhaus als Konzept für das weitere Verfahren in der Stadterneuerung förmlich beschlossen.

Die 12 G. stellen eine Absage an die Kahlschlagsanierung dar. Sie fordern, die Erneuerung an den Bedürfnissen der jetzigen Bewohner zu orientieren ("soziale Verträglichkeit"), sie mit ihnen zu planen und zu realisieren, und zwar in zeitlichen Stufen. Die im Wohnungsbestand angelegten Möglichkeiten, neue Wohnformen zu entwickeln, sollten behutsam ausgeschöpft werden. Öffentliche Einrichtungen seien in bedarfsgerechter Weise zu erneuern, zu ergänzen und neue Trägerformen der Stadterneuerung zu entwickeln. Alle getroffenen Maßnahmen sollten die Stadterneuerung auch über 1984 hinaus sichern. (Vgl. Faksimile)

Eine bedeutende Rolle bei der folgenden Stadterneuerung spielte die 1985 auf Betreiben des Landes Berlin ursprünglich als Abwicklungsgesellschaft der Internationalen Bauausstellung (IBA) gegründete "S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH". Gestützt auf öffentliche Fördergelder, war sie insbesondere bei der Sanierung der Gründerzeitquartiere von Kreuzberg und später auch Tiergarten und Prenzlauer Berg tätig. Unter den veränderten Bedingungen der Sanierung nach der Wiedervereinigung veränderte sich auch S.T.E.R.N. selbst, was der an die Bankgesellschaft Berlin verkauften Gesellschaft den Vorwurf eines "verlängerten Arms des Bauträgers" einbrachte.

LOUIS HENRY SULLIVAN (1856-1924), 1901: ARCHITEKTUR IST EINE SOZIALE MANIFESTATION

"Architektur ist eine soziale Manifestation. Wenn wir wissen wollen, weshalb gewisse Dinge in unserer Architektur so und nicht anders sind, müssen wir auf die Gesellschaft schauen; denn unsere Bauten und Städte sind ein Abbild unserer Gesellschaft. So gesehen wird das kritische Studium der Architektur in Wirklichkeit zum Studium der sozialen Verhältnisse, die sie hervorbringen."

Quelle: Zitiert nach: Katalog zur Ausstellung "Profitopolis": Von der Profitopolis zur Stadt der Menschen, München 1979, S. I/2

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Bauen und Wohnen 1984/24-27; Bodenschatz 1985/68-88; Bodenschatz 1987/206f.; Stadterneuerung 1990/11-12, 64-66; Kühne 1993/228-229; Peters 1995/324.- Faksimile: Bauen und Wohnen 1984/27; Stadt der Architektur 2000/283-347

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