Hobrechts Kanalisationssystem (1873-1893) Die
als Hobrecht-Plan zusammengefaßten Bebauungspläne, insbesondere
der 1862 genehmigte "Bebauungsplan der Umgebungen Berlins", gehören
zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten Ereignissen in der Stadtentwicklung
Berlins. Die Pläne waren von einer Kommission unter Vorsitz des Regierungsbaumeisters
James F.L. Hobrecht Der Hobrecht-Plan teilt die Umgebung von Berlin und Charlottenburg in 14 Abteilungen und erfaßt kartographisch das unbebaute Gebiet der Stadt Charlottenburg sowie der Gemeinden Reinickendorf, Weißensee, Lichtenberg, Rixdorf und Wilmersdorf. Ausgehend von einem angenommenen Bevölkerungsstand von 1,5 bis 2 Mill. für die kommenden 50 Jahre (am 3.12.1861, dem Stichtag einer Volkszählung, hatte Berlin 523 678 Einwohner auf 5 923 ha nach der Eingemeindung am 1.1.1861) sowie einer dementsprechend zu erwarteten raschen Verkehrs- und Verwaltungsentwicklung war eine einheitliche städtische Administration und Planung dringend notwendig geworden. Diesem Bedürfnis entsprach der neue umfassende Bebauungsplan von Berlin. "Es handelte sich um ein absolutistisches Planschema mit großen Achsen und einem gleichförmigen Straßenraster. Die sehr groß gehaltenen Quartiere sollten am Rande mit Bürgerwohnungen bebaut, im Innern aber für Wohnungen der arbeitenden Massen, für Werkstätten und Manufakturen oder als Gärten genutzt werden." (HÜTER, K.-H. 1987/148). Der
Hobrecht-Plan wurde zum maßgebenden neuen Ordnungsfaktor des bisherigen
ungeregelten Wachstums der Stadt. Er ging von der Instruktion des preußischen
Innenministers aus, alle voraussichtlich für den Verkehr notwendigen
Straßen festzulegen und entsprach dem Wunsche des Königs, das
Stadtgebiet nach dem Vorbild von Paris durch eine Ringstraße einzufassen,
die die Städte Berlin und Charlottenburg umschließen sollte
( In
der Wohnungsfrage begünstigte der Hobrecht-Plan zwar eine rasche
und dichte Besiedlung außerhalb der Schließlich steht der Name Hobrecht im engen Zusammenhang mit der Entwässerung Berlins. 1869 war Hobrecht zum Chefingenieur der Berliner Kanalisation berufen worden. Hobrechts Kanalisationsprojekt sah vor, die Abwässer nicht mehr in die fließenden Gewässer einzuleiten, sondern auf weit außerhalb der Stadt gelegene Rieselfelder durch Druckleitungen zu transportieren. Zwischen 1873 und 1893 wurde ein umfangreiches Abwassersystem (Radialsysteme I bis X und XII) mit Ableitung über Pumpwerke auf Rieselfelder der Umgebung angelegt. Damit wurde ein entscheidender Schritt in Richtung einer modernen Verbindung ökologischer, technischer und hygienischer Aspekte eingeleitet. 1890 wurde bei einer Einwohnerzahl von 1,579 Mill. auf 23 302 Grundstücken über 143,855 km unterirdische Kanäle und 584,185 km Rohrleitungen eine Fläche von 5 595,07 ha entwässert (nach KIELING, U. 1987/251). Quellen
und weiterführende Literatur: (c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004 |