Gymnasium zum Grauen Kloster

befand sich in Mitte (Alt-Berlin),
Klosterstraße 73 A. Das Franziskanerkloster,
wegen der grauen Kutten seiner Mönche auch Graues Kloster genannt,
wurde vermutlich zwischen 1250 und 1265 aus Feldsteinen gebaut und um 1300 durch einen Ziegelbau ersetzt.

Im II. Weltkrieg wurde das Kloster zerstört. Reste der Klosterkirche sind 1951 als Ruine gesichert worden, die übrigen Gebäudereste hat man 1968 beseitigt. Nach Einführung der Reformation in Brandenburg 1539 wurde das Kloster säkularisiert und den Mönchen lebenslanges Wohnrecht eingeräumt. Seit 1571 nutzte der kurfürstliche Leibarzt Leonhard  Kontext: Thurneysser, Leonhard Thurneysser, einige Räume, wo er u. a. die erste Druckerei Berlins einrichtete. Obwohl er 1579 die Stadt verlassen mußte, blieb die Druckerei bis 1659 im Kloster. Am 13. 7. 1574 gründete sich im Kloster auf Anordnung des Kurfürsten Johann Georg (1525–1598) eine Lehranstalt, hervorgegangen aus den beiden schon zuvor zusammengelegten Pfarrschulen St. Marien und St. Nikolai. Das spätere Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster war die höchste Bildungseinrichtung in Berlin mit der ersten Schulordnung der Stadt und gleichzeitig die erste Landesschule der Mark Brandenburg. Berühmte Absolventen waren u. a. Reichskanzler Otto von  Kontext: Bismarck, Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck und Baumeister Karl Friedrich  Kontext: Schinkel, Karl Friedrich Schinkel. 1712 zerstörte ein Brand die Bibliothek des Gymnasiums. 1767–1824 war das Cöllnische Gymnasium mit dem G. vereinigt. Nach der Zerstörung des Schulgebäudes 1945 zog noch im Sommer des gleichen Jahres das G. in die Weinmeisterstraße und 1949 in die Niederwallstraße. Es mußte 1958 seinen Namen ablegen und wurde 2. Erweiterte Oberschule (1982 aufgelöst). Um die Tradition des G. fortzuführen, gründete 1963 die Evangelische Kirche das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster in der Salzbrunner Straße 41 (Wilmersdorf). Eine Gedenktafel in der Klosterstraße erinnert an die Gründung des G. Die Ruine der Klosterkirche steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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