Zellengefängnis Moabit

befand sich in Tiergarten (Moabit),
Lehrter Straße 1–5.

Es wurde von 1842 bis 1849 nach einem Entwurf von Carl Ferdinand Busse (1802–1868) als preußisches Mustergefängnis errichtet. Im Zuge der Gefängnisreform sollte die Erziehung der Häftlinge durch Isolation in separaten Zellen erleichtert werden. Das Gefängnis bestand aus fünf sternförmig angeordneten Flügeln mit Einzelzellen, die vom Zentralbau aus überwacht werden konnten. Zu dem Komplex gehörten auch eine Kirche, einige Beamtenwohntürme und der  Kontext: Friedhof des Zellengefängnisses Moabit Friedhof des Zellengefängnisses. Noch in der Bauphase wurden die ersten Gefangenen, polnische Freiheitskämpfer, in das Gefängnis eingeliefert. Drei Jahre verbrachte hier der Schuster Wilhelm  Kontext: Voigt, Wilhelm Voigt, der spätere Hauptmann von Köpenick, als Gefangener. 1878 wurde im Z. Max Hödel (1857–1878) wegen seines Attentats auf Kaiser  Kontext: Wilhelm I., Preußischer König und Deutscher Kaiser Wilhelm I. hingerichtet. Nach der Novemberrevolution waren hier u. a. der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Georg Ledebour (1850–1947) und der Kommunist Karl Radek (1885–1941) inhaftiert. Seit 1940 nutzten erst Wehrmacht sowie Polizei und nach dem 20. 7. 1944 auch Gestapo Teile des Gefängnisses als Untersuchungshaftanstalt. Mehrere Teilnehmer der Verschwörung vom 20. Juli waren hier eingesperrt, u. a. der spätere Bischof Hanns Lilje (1899–1977). In der Nacht vom 22. zum 23. 4. 1945 wurden 16 Häftlinge, darunter Klaus  Kontext: Bonhoeffer, Klaus Hans Martin Bonhoeffer und Albrecht  Kontext: Haushofer, Albrecht Georg Haushofer, aus dem Gefängnis auf ein nahe gelegenes Grundstück verbracht und ermordet. Trotz teilweiser Zerstörung im II. Weltkrieg wurde das Z. bis 1955 genutzt. 1957/58 erfolgte der Abriß. Auf dem Gelände des Z. befinden sich heute ein Wohnblock und eine Kleingartenanlage. Auf der Verkehrsinsel Lehrter Straße/Seydlitzstraße erinnert ein Gedenkstein an die Opfer des Nationalsozialismus im Z. Die noch erhaltenen Teile der Gefängnismauer, drei Beamtenwohnhäuser und der Friedhof stehen unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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