Parochialkirche

Mitte (Alt-Berlin),
Klosterstraße 66/67/Parochial-/Waisenstraße.

Dia-Serie Parochialkirche Nachdem Johann Arnold  Kontext: Nering, Johann Arnold Nering 1694 den Bauplan entworfen hatte, legte am 15. 8. 1695 Kurfürst Friedrich III. ( Kontext: Friedrich I., König in Preußen, Friedrich III. als Kurfürst von Brandenburg Friedrich I.) den Grundstein. Da Nering bald danach starb, übernahm Martin  Kontext: Grünberg, Martin Grünberg die Bauleitung und entwickelte einen sparsameren Plan. Am 27. 9. 1698 stürzte das fast vollendete Gewölbe ein, so daß Grünberg erneut umplante. Am 8. 7. 1703 konnte die P. geweiht werden. 1713–1715 fügten Jean de Bodt (1670–1745) und Johann Philipp Gerlach (1679–1748) einen Turm hinzu. Der verputzte Barockbau ist mit wuchtigen Pilastersäulen zu beiden Seiten des übergiebelten Rundbogenportals versehen. Die Fassade der Kirchenhalle ist durch hohe Rundbogenfenster luftig gegliedert. Johann Jakobi (1661–1726) hatte ein Glockenspiel gegossen, welches ursprünglich für den Münzturm bestimmt war.  Kontext: Friedrich Wilhelm I., König in Preußen Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) schenkte es 1713 der P. Da das Spiel unsauber klang, bekam Jan Alberts de Graveden den Auftrag für ein neues Carillon, das er 1714–1717 fertigte. Von den nun 37 Glocken stammten die beiden größten noch von Jakobi. Nachdem 1705 Georg Gottfried Weyhenmeyer (1666–1715) eine Kanzel eingebaut hatte, erhielt die P. 1732 eine Orgel von Joachim Wagner (1690–1749). 1884/85 brachen Gustav Knoblauch (1833–1916) und Eduard Wex die alte Empore ab und errichteten eine neue im Westflügel. Am 24. 5. 1944 zerstörten Brandbomben den Turm und ließen das Kirchenschiff ausbrennen. 1946 wurde das Obergeschoß der Vorhalle zur Not- und Winterkirche ausgebaut. 1950/51 sicherte man die Ruine. 1961 schuf Fritz  Kontext: Kühn, Fritz Kühn aus Schrott-Fundstücken, die er teilweise mit Bronze überzog, ein großes hängendes Metallkreuz im Altarraum. Der letzte Gottesdienst fand am 20. 8. 1961 statt, danach nutzte man die P. für Konzerte und Ausstellungen, 1970–1991 als Möbellager, seitdem wieder im Sommer für Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen. 1988 neu eingedeckt, wird die P. seit 1993 wieder aufgebaut. Dabei hat man 1997 dem teilrekonstruierten Turm zwei Flammenvasen aufgesetzt. Die in der Gruft gut erhaltenen Sarkophage werden für eine ständige Ausstellung vorbereitet. Hinter der P. liegt ein alter Friedhof. Rechts davon steht das Gemeindehaus der Evangelischen Georgen-Parochialgemeinde, ein klassizistischer dreigeschossiger weiß verputzter Bau mit Seitenflügel. Dazu gehört noch links ein Barockbau von 1708. Das ehemalige Gemeindehaus und Hospital dient heute der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität, die auch das jetzige Gemeindehaus mit nutzt. Als erster Prediger an der deutsch-reformierten P. wirkte 1701–1728 Johann Daniel Schmidtmann (1663–1728). Das höchste Dienstalter erreichte Karl August Reinhardt († 1811),
der 68 Jahre lang als Prediger wirkte, zuletzt an der P. 1968 erfolgte der Zusammenschluß der Parochial- mit der St.-Georgen-Kirchgemeinde zur Georgen-Parochialgemeinde. Der derzeitige Pfarrer ist Friedrich Wilhelm Hünerbein. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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