Wohnanlage Proskauer Straße

Friedrichshain,
Proskauer Straße 14-17, Bänschstraße 25-30 und Schreinerstraße 63/64.

Dia-Serie Wohnanlage Proskauer Straße Alfred  Kontext: Messel, AlfredMessel errichtete die Anlage 1896–1898 in der Nähe der  Kontext: SamariterkircheSamariterkirche für den Berliner Spar- und Bauverein. Messels Reformbestrebungen zeigten sich in den Wohnungsgrundrissen und im Verzicht auf eine enge Hofbebauung. Die fünfgeschossige Blockrandbebauung erfolgte ohne Quergebäude und Seitenflügel. Messel unterließ auch die so genannten Berliner Zimmer, ordnete dafür in den Ecken die Treppenhäuser an. Die Wohnungen boten für damalige Verhältnisse großen Komfort auf kleinster Fläche. Sie verfügten über abgeschlossene Flure und wurden mit Innentoiletten ausgerüstet. Ein vierstöckiges Gartenhaus im umbauten Innenraum bot als Vermittlungsstätte Wohnungen, Kindergarten, Bibliothek und Versammlungsräume. Mit seinem Entwurf unterschritt Messel die baupolizeilich erlaubte Ausnutzung, gewann dadurch Raum für den begrünten und als Kinderspielplatz nutzbaren Hof. Sein Entwurf wurde auf der Pariser Weltausstellung 1900 preisgekrönt. Äußerlich formal an den Landhausstil angelehnt, unterschied sich der Komplex auch von den damals üblichen üppig ornamentierten und historisierenden Stuckfassaden anderer Mietshäuser. Mit der Putzrustika im Erdgeschoss, der Gliederung der Fassade durch Loggien und konsolengestützte Balkone und der mit Giebeln und Mansarden variierten Dachzone nutzte Messel die üblichen Elemente der Renaissancearchitektur, um die soziale Stellung des genossenschaftlich organisierten Projekts architektonisch aufzuwerten. Die Wohnanlage, von der die Gebäude Proskauer Straße 14/15, Schreinerstraße 63/64 und Bänschstraße 28-30 erhalten sind, gilt als wichtiges Zeugnis des Reformwohnungsbau. Die bei einer Bombardierung 1945 zerstörte Eckbebauung Proskauer Straße 16/17 und Bänschstraße 26 wurde 1954/55 durch Neubauten nach Entwürfen des Architekten R. Reichardt ersetzt. In ihrer Architektur nehmen sie Bezug auf die Fassadengestaltung der  Kontext: StalinalleeStalinallee, folgen jedoch Messels Disposition der Baukörper. Die W. steht unter Denkmalschutz.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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