Am Südhang des Kreuzbergs gründeten die Gebrüder Gericke 1829 den Vergnügungspark Tivoli mit Kreisfahrbahn und Gaststätte mit Festsaal, nach dem Vorbild des Pariser Tivoli. 1857 gründete sich die Berliner Brauereigesellschaft Tivoli, die in zwei Baustufen 18571859 durch Baumeister Junghahn und 18621873 die umfangreichen Brauereigebäude errichten ließ. 1891 übernahm die Sch. den Komplex und richtete hier ihre Abteilung II ein. Aus bis zu 120 m Tiefe förderten sieben Brunnen das Wasser für das Bier nach oben. Neben den eigentlichen Brauereianlagen, wie Mälzerei, Sudhaus, Gärkeller, Eismaschinen, Fass- und Flaschenreinigung, Abfüllerei, Lagerkeller und Lagertanks sowie Laboratorium, befanden sich hier dicht gedrängt Werkstätten für Stellmacher, Sattler, Tischler, Maler, Schmiede und Hufschmied, eine Flaschenverschlussfabrik, eine Hefezuchtanlage und Ställe für 275 Brauereipferde. Von den ersten Brauereigebäuden haben sich nur wenige erhalten, u. a. die "Gotische Halle" mit ihren ausgeprägten Rippengewölben. 1901 wurde nach Plänen von Carl Teichen (18581903) das heute noch vorhandene Schankgebäude im Stil einer mittelalterlichen Burg errichtet. 1893/94 verließen eine viertel Million Flaschen "Märzen", "Versand" und "Bock" täglich das Werk, die Brauerei war zur wichtigsten Produktionsstätte der Schultheiss-Brauerei geworden. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Brauerei schwere Schäden erlitten. Nachdem anfangs noch im teilweise zerstörten Schankgebäude ein Bierausschank stattfand, wurde es 1953 zum Wohnhaus für Hans Sixtus (19071975), 1945 Direktor und ab 1956 erster Generaldirektor der Brauerei, ausgebaut. Unter der Leitung von Sixtus konnte die Bierherstellung gesteigert, die Produktion automatisiert und ein Bereich alkoholfreier Getränke aufgebaut werden. 1978/79 wurde das Wohnhaus als Labor eingerichtet. Bis 1993 wurde in der Braustätte am Kreuzberg Bier produziert, dann wurde der Betrieb wegen Verlagerung der Produktion geschlossen. Am 24.06.1999 wurde der Grundstein zum hier neu entstehenden Komplex des Viktoriaquartiers gelegt, in den die denkmalgeschützten Gebäude einbezogen werden. Zu der Firma Schultheiss gehörten in Friedrichshain und Kreuzberg u. a. auch die Bockbrauerei, die Berliner Unions-Brauerei mit dem Kaisersaal und die Aktienbrauerei Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer.