Schwedische Kirche

- Svenska Kyrkan (Victoriagemeinde, evang.-luth.)
Wilmersdorf,
Landhausstraße 26-28.

Die am 18.6.1922 erfolgte Einweihung der S. durch den Erzbischof von Uppsala Nathan (eigentlich Lars Olof Jonathan) Söderblom (1866-1931) war zugleich der Beginn der Geschichte des Baus eigenständiger Kirchen für fremdsprachige Gemeinden in Wilmersdorf. Die offizielle Gründung der Schwedischen Victoriagemeinde in Berlin erfolgte am 7.6.1903 in der Klosterkirche in der Klosterstraße (Mitte). Die Gemeinde hielt ihre Gottesdienste zunächst in der Kapelle des Domkandidatenstifts in der Oranienburger Straße 67 a (Mitte) ab. Die schwedische Königin Victoria (1862-1930), eine geborene Prinzessin von Baden, gab der Gemeinde ihren Namen und bildete 1911 in Stockholm ein Hauptkomitee für den Bau einer schwedischen Kirche in Berlin. 1920 war es der Baugesellschaft der Schwedischen Victoriagemeinde zu Berlin m. b. H. gelungen, in Schweden Geld für den Kauf des Grundstücks Landhausstraße 27/28 und Kaiserallee 39/40 (heute Bundesallee) aufzubringen. Alfred  Kontext zu: Grenander AlfredGrenander baute auf diesem 9 300 m² großen Areal die dort gelegene Villa zu einer Kirche mit Glockenturm um, der sich eine Schule, ein Schwesternheim und eine Pfarrwohnung anschlossen. Pfarrer Birger  Kontext zu: Forell BirgerForell, von 1929 bis 1942 Geistlicher an der Victoriagemeinde, entwickelte in der NS-Zeit enge Kontakte zu führenden Mitgliedern der Bekennenden Kirche, so zu Martin Niemöller (1892-1984) und Otto Dibelius (1880-1967). Daran und an das Wirken Birger Forells erinnert eine Bronzetafel an der S. Nachfolger Forells wurden Erik  Kontext zu: Perwe ErikPerwe bzw. Erik Mygren, die seine Arbeit fortsetzten. Nachdem die Kirche am 22.11.1943 durch Bomben schwer beschädigt worden war, brannte sie während der Kämpfe um Berlin am 1.5.1945 völlig aus. Einige Schweden, die den Krieg überlebt hatten, unter ihnen Pfarrer Mygren, gelangten mit Hilfe der Sowjetarmee über Moskau in ihre Heimat. In Berlin zurückgebliebene Mitglieder der Gemeinde versammelten sich anfangs in privaten Räumen zu Gottesdiensten. Während der Berlin-Blockade trafen 1948 neben Lebensmitteln und Kleidung für die Gemeindemitglieder auch zwei Baracken aus Schweden ein, und Ende des selben Jahres konnte der erste Gottesdienst in der Barackenkirche abgehalten werden. Am 5.6.1949 erfolgte die Einweihung des Glockenturmes. Nach Gründung der Stiftung "Schwedische Victoriagemeinde" am 25.9.1952 wurde in Schweden ein Wettbewerb zur Errichtung eines neuen Gemeindezentrums in Berlin ausgeschrieben, den der Architekt Peter Celsing (1920-1974) gewann. Das von ihm entworfene Gotteshaus wurde am 25.9.1955 in Anwesenheit des Bischofs Arvid Runestam (1878-1962), des Dompfarrers Olof Herrlin und des Evangelischen Bischofs von Berlin-Brandenburg Otto Dibelius feierlich eingeweiht. 1961 erhielt die Kirche eine von Karl Ludwig Schuke (1906-1987) gebaute Orgel sowie ein von Peter Celsing und seiner Gattin gestiftetes Taufbecken. 1989 wurde die Schwedische Victoriagemeinde in Berlin mit den übrigen schwedischen Gemeinden im Ausland (SKUT) zusammengeführt. Durch die neue Gemeindeordnung können auch Nicht-Schweden Gemeindeglieder werden. 1991 wurden eine Gedenktafel für Pfarrer Erik Perwe und der neu gestaltete Kirchensaal eingeweiht sowie das neue textile Altarbild "Die Jakobsleiter" als ein Geschenk des schwedischen Königspaares übergeben. Am 13.12.1998 wurde ein neues Gemeindehaus mit Schule und Kindergarten, Küche, Café, Sauna, Gästezimmer und großem Gemeindesaal eingeweiht. Zum Anlass der "Svenska Victoriaförsamlingen" enthüllte die schwedische Gemeinde am 14.6.2003 eine Gedenktafel zu Ehren der Polizisten Mattick und Hoffmann, die während der NS-Zeit Wachtmeister auf dem Polizeirevier 155 waren und der Victoriagemeinde halfen, einige Hundert Menschen vor der Deportation retten. Von den etwa 3 000 Schwedinnen und Schweden, die 2003 in Berlin lebten, gehörten ungefähr 650 der Victoriagemeinde an. Jeden Sonntag wird zu den in schwedischer Sprache gehaltenen Gottesdiensten die schwedische Flagge am Eingang gehisst.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Metzger Kirchen, Christophel/Lieth, Christoffel, ÖMI, BM 16.06.2003, Goetz ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon