Schiller-Theater

Charlottenburg,
Bismarckstraße 110.

Dia-Serie Schiller-Theater Das S. wurde 1905/06 nach Plänen von Jacob Heilmann (1846-1927) und Max Littmann (1862-1931) als vergleichsweise schlichter, vom Jugendstil beeinflusster Theaterbau errichtet. Partner waren die Stadt Charlottenburg als Besitzer von Grund und Boden und die Schiller-Theater-Gesellschaft als Betreiberin des Theaters. Als bildungsbürgerliches Volkstheater konzipiert, wurde es am 1.1.1907 mit Schillers (1759-1805) "Räubern" eröffnet.1923 kam das S. zunächst in städtischen Besitz und wurde in der NS-Zeit zum repräsentativen Staatstheater mit nunmehr zwei Rängen umgebaut. Intendant wurde Heinrich  Kontext zu: George HeinrichGeorge. Am 23.11.1943 durch Bomben stark beschädigt, war das Haus nicht mehr bespielbar. 1948 wurde es nach Entwürfen von Heinz Völker und Rudolf Grosse (* 1906) unter Einbeziehung von erhalten Gebliebenem wieder aufgebaut: ein Mauerwerksbau auf rechteckigem Grundriß mit glatter Fassade aus Travertin, deren Strenge durch die geschwungene Fensterfront über dem Eingangsbereich gemildert wird. Als Kompromiss gilt die nunmehrige Gestaltung des Zuschauerraumes mit seinen 1085 Plätzen. Am 5.9.1951 wurde das S. feierlich wiedereröffnet. Als das repräsentative Theater im Westteil der Stadt konzipiert, blieb das S. nicht unbeeinträchtigt vom Kalten Krieg. Dies bekam sein erster Intendant Boleslaw Barlog (1906-1999) bereits mit seiner Einladungspolitik zur Eröffnungspremiere mit Schillers "Wilhelm Tell" am 6. 9. 1951 zu spüren: Er musste die üblicherweise geladenen Intendanten der Ostberliner Bühnen wieder ausladen. Ab Mitte der 1950er und vor allem in den 1960er Jahren konnte das S. mit künstlerischen Spitzenleistungen aufwarten. So wurden hier erstmals auf einer Westberliner Bühne Stücke von  Kontext zu: Brecht BertoltBertolt Brecht (1898-1956), Edward Albee (* 1928), Harold Pinter (* 1930) aufgeführt, erlebten Stücke von Günter Grass (* 1927) und Peter Weiss (1916-1982) ihre Uraufführung, wurden mehrere Stücke von Samuel Beckett (1906-1989) inszeniert. Ein Schwerpunkt zu Beginn der 1980er Jahre war die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, so die Hans-Fallada-Revue "Jeder stirbt für sich allein". Intendant bzw. Generalintendant des S., an dem namhafte Schauspieler und Regisseure agierten, waren nach dem Zweiten Weltkrieg: 1951-1972 Boleslaw Barlog, 1972-1980 Hans Lietzau (1913-1991), 1980-1985 Boy Gobert (1925-1986), 1985-1990 Heribert Sasse als Generalintendant der drei Staatlichen Schauspielbühnen Berlins. 1990 bis 1993 leitete ein Viererdirektorium das Haus. Das S. samt Werkstattbühne ( Kontext zu: Schiller Theater WerkstattSchiller-Theater-Werkstatt) sowie das ebenfalls 1959 errichtete Magazin- und Werkstättengebäude im rückwärtigen Geländeteil stehen unter Denkmalschutz. Im Zuge der Sparmaßnahmen des Berliner Senats wurde das S. trotz vielfältiger Proteste am 3.10.1993 geschlossen und anschließend privatisiert. Pächter wurde der Unterhaltungsunternehmer Peter Schwenkow, 1997 dann der Produzent Wolfgang Boksch, der hier Musicals zur Aufführung bringt.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Kulturhandbuch, Handbuch ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon