Wilmersdorf,
Laubenheimer Platz,
heute Ludwig-Barnay-Platz.
1927 wurde hier von der Bühnengenossenschaft und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller der Grundstein zu einer Künstlerkolonie gelegt, die armen Künstlern billiges Wohnen ermöglichte. 1929 wurden die ersten Häuser bezugsfertig. Die Künstlerkolonie wurde Heimstatt vor allem für linke Intellektuelle und profilierte sich nach der Errichtung des NS-Regimes auch politisch. Neben einer schweigenden Front der Ablehnung des NS-Systems gab es auch einige, die zum aktiven Widerstand bereit waren. So wurde im Herbst 1940 in der Wohnung des parteilosen Schriftstellers Alexander Graf Stenbock-Fermor im Haus Laubenheimer Platz 5 die Widerstandgruppe RAS gegründet. Beteiligt daran waren neben Graf Stenbock-Fermor der ehemalige Freikorpsführer Josef (Beppo) Römer und der kommunistische Mechaniker und Schriftsteller Willy Sachse (1896-1944). Alexander Graf Stenbock-Fermor hatte in der Künstlerkolonie bereits die Nazi-Razzia vom 15.3.1933 (daran erinnert der Gedenkstein für die politisch Verfolgten der Künstlerkolonie) überlebt und Josef (Beppo) Römer war von 1934 bis 1939 im KZ Dachau inhaftiert gewesen. Ein weiteres Mitglied der RAS war der Schauspieler Hans Meyer-Hanno (1906-1945). Man traf sich - in der Regel einmal wöchentlich - in Wohnungen um den Laubenheimer Platz, verfasste illegale Flugschriften und sorgte für deren Verbreitung. Dabei musste die Gruppe möglichst klein gehalten werden. Auch beim Anfertigen der Flugschriften wurden die Autoren der Texte streng von den technischen Herstellern und Verbreitern getrennt. Die wichtigste Flugschrift war der "Informationsdienst". Josef (Beppo) Römer, der militärische Fachmann, veröffentlichte dort ausführliche Analysen über die militärische Lage an allen Fronten sowie über die politische Situation und forderte zum aktiven Widerstand gegen Nationalsozialismus und Krieg auf. Willy Sachse konnte seine Erfahrungen aus der Arbeiterbewegung beisteuern, Hans Meyer-Hanno berichtete vom illegalen Kampf der revolutionären Schauspieler und Bühnenarbeiter und seine Frau, Ilse Meyer-Hanno, von den Judenverfolgungen. Die Flugschriften, unauffällig getarnt, wurden von verschiedenen Postämtern an Hunderte von Adressen geschickt, in Deutschland sowie im Ausland, darunter auch an die Front. Im Herbst 1941 schloss sich die Gruppe der Widerstandgruppe Uhrig an. Im Februar 1942 begann die Verhaftung der führenden Funktionäre. Josef (Beppo) Römer wurde verraten und die Gruppe flog auf. Römer und Willy Sachse starben in der Strafanstalt Plötzensee (Justizvollzugsanstalt Plötzensee) unter dem Fallbeil. Hans Meyer-Hanno wurde 1943 verhaftet, zu drei Jahren Zuchthaus in Bautzen verurteilt und am 20.4.1945 bei einem Fluchtversuch erschossen. Alexander Stenbock-Fermor überlebte und schuf später die antifaschistischen Filme "Grube Morgenrot" und "Die letzten Stunden".
Quelle: Künstlerkolonie.de, Kraushaar