Rosenthaler Vorstadt

bezeichnet ein historisches Stadtgebiet,
das auch in die Bezirke Mitte und Wedding einging.

Die R. liegt nördlich des Verlaufs der  Kontext: Akzisemauer Akzisemauer zwischen Rosenthaler und Hamburger Tor, begrenzt etwa von Brunnenstraße und Prenzlauer Allee, der Bahnstrecke der früheren Berlin-Stettiner-Eisenbahn und der Bornholmer Straße. Die auch Äußere Spandauer Vorstadt genannte R. war bis 1740 nahezu unbesiedelt und mit Wald bedeckt. Durch Kahlschlag entstand dann teilweise eine Sandwüste. Am 22. 9. 1751 verfügte  Kontext: Friedrich II., König in Preußen, seit 1772 König von Preußen Friedrich II., dort Wohnhäuser für in Berlin tätige auswärtige Bauarbeiter und deren Familien zu errichten. Darauf folgte mit der Verteilung des Landes am 30. 5. 1752 die Gründung der Ansiedlung. Sofort begann der Bau der ersten 30 einstöckigen Zweifamilienhäuser in der 1. und 2. Reihe, 1754 folgte die Bebauung der 3. und 4. Reihe, später auch der 5. Reihe (heute Brunnen-, Acker-, Berg-, Gartenstraße). Da der größte Teil der hier einziehenden Familien aus dem Vogtland stammte, bürgerte sich für das seit etwa 1800 offiziell R. genannte Gebiet zunächst der Name Vogtland und Neu-Vogtland ein. Wegen der geringen Miete zogen bald auch Arme aus der Umgebung in die Kolonistenhäuser, die dann immer mehr um- und ausgebaut wurden, bis seit den 1870er Jahren mit deren Abriß begonnen wurde. Mehrstöckige Bauten mit Seiten- und Quergebäude traten an ihre Stelle. 1770–1772 haben sich ausländische Gärtnerfamilien in der Gartenstraße angesiedelt. Zwischen 1820 und 1824 ließ Heinrich Otto Baron von Wülknitz an der Westseite der Gartenstraße nahe dem Hamburger Tor die ersten fünf Mietskasernen Berlins errichten, die bald als Wülknitzsche Familienhäuser, nach Erwerb durch H. F. Wiesecke 1831 auch als Wieseckesche Familienhäuser bezeichnet wurden. Die katastrophalen Wohnverhältnisse darin schilderte 1843 Bettina von Arnim (1785–1859) in ihrer Schrift „Dies Buch gehört dem König“. Die über 4 bis 6 Etagen (einschließlich Keller und Dachgeschoß) verfügenden Mietskasernen wurden 1881/82 abgerissen und das Gelände zur Neubebauung parzelliert. 1829–1831 war die R. eingemeindet worden.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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