Preußisches Herrenhaus

Mitte (Friedrichstadt),
Leipziger Straße 3–4.

Dia-Serie Preußisches Herrenhaus Das Grundstück war seit 1761 im Besitz von Johann Ernst  Kontext: Gotzkowsky, Johann Ernst Gotzkowsky, der hier eine Porzellanmanufaktur und eine Seidenmanufaktur betrieb. Von 1825 bis 1851 gehörte das Haus Nr. 3 der Familie Mendelssohn Bartholdy, danach erfolgte ein Umbau für das Herrenhaus. Zudem tagte hier von 1867 bis 1870 der Reichstag des Norddeutschen Bundes. Auf dem Grundstück Nr. 4 entstand nach einem Entwurf von Friedrich  Kontext: Hitzig, Georg Friedrich Heinrich Hitzig 1871 ein provisorisches Sitzungsgebäude, das bis 1894 der Reichstag des Deutschen Reiches nutzte. 1898 wurden beide Gebäude abgerissen. 1899–1903 baute Friedrich  Kontext: Schulze, Johann David Friedrich Otto Schulze einen Komplex im Stil einer spätbarocken Palastanlage mit zurückgesetztem Mittelbau und zwei Seitenflügeln, die den zur Straße offenen Ehrenhof umrahmen. Erd- und 1. Geschoß weisen Sandsteinrustika, das 2. und 3. eine Pilastergliederung auf. Im Mittelteil befindet sich ein sechssäuliger Vorbau mit Giebelfeld und dahinterliegender Attika, die Attikafiguren sind nicht mehr vorhanden. Im Tympanon steht – geschaffen von Otto  Kontext: Lessing, Otto Lessing (1846–1912) – eine Borussia mit allegorischen Figuren, die verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung symbolisierend. Im Ost- und Westflügel befanden sich Wohnungen der Präsidenten des Preußischen Herren- wie des Abgeordnetenhauses und der Bürodirektoren. Im Zentralbau sind Plenarsaal, Fest- und weitere Sitzungssäle angeordnet. Übergänge wurden gebaut zum Abgeordnetenhaus und später auch zum Reichsluftfahrtministerium ( Kontext: Detlev-Rohwedder-Haus Detlev-Rohwedder-Haus). Im II. Weltkrieg schwer beschädigt, blieb beim Wiederaufbau 1949–1964 die Grundstruktur des Gebäudes zwar erhalten, wurde aber von einer Vielzahl von Ein- und Umbauten überlagert (Aufteilung großer Räume in mehrere Bürozellen). Das P., hier 1904 eingezogen, war 1855–1918 die erste Kammer des Preußischen Landtages. Es setzte sich zusammen aus den über 18 Jahre alten Prinzen des königlichen Hauses, aus erblich stimmberechtigten Vertretern des hohen Adels und des Grundbesitzes, aus ernannten Vertretern von Städten, Universitäten usw. sowie aus vom König auf Lebenszeit berufenen Mitgliedern. 1920–1934 diente das Haus dem Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt und dem Preußischen Staatsrat. Am 10. 5. 1933 wurde im Plenarsaal die Deutsche Arbeitsfront gegründet. 1934–1945 war das Gebäude als Preußenhaus Teil des Reichsluftfahrtministeriums. Der Ostflügel wurde Ende der 50er Jahre abgeteilt und vom benachbarten Haus der Ministerien mit genutzt, Mitteltrakt und Westflügel bezogen Anfang der 60er Jahre Einrichtungen der  Kontext: Akademie der Wissenschaften Akademie der Wissenschaften. Nach den Umzugsplanungen der Bundesregierung sollte das P. Zweitsitz von fünf Ministerien werden. Doch am 27. 9. 1996 beschloß der Bundesrat, nach Berlin zu ziehen und seinen Sitz im P. zu nehmen. Daraufhin begann am 20. 3. 1997 unter Leitung von Peter Schweger der Umbau. Am 28. 9. 2000 bezog der Bundesrat das unter Denkmalschutz stehende Gebäude.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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