Café Bauer

befand sich in Mitte (Dorotheenstadt),
Unter den Linden 26 (heute Nr. 29)/Friedrichstraße.

Als Eigentümerin des Eckgebäudes wird 1820 die Witwe Sommerbrodt ausgewiesen, die hier ein Wechselgeschäft betrieb. Als das Haus 1876/77 von Ende & Böckmann (Hermann  Kontext: Ende, Hermann Gustav Louis Ende und Wilhelm  Kontext: Böckmann, Wilhelm Böckmann) zu einem sich über zwei Etagen erstreckenden Café mit Hotel umgebaut wurde, war es etwa 100 Jahre alt. Der Baustil tendierte nun zum Neobarock. Balkone mit schmiedeeisernen, in den Mittelteilen vergoldeten Gittern an jedem Gästezimmer schmückten die Fronten. Stattlich wirkte das hohe Dach mit den Gaubenreihen und Ecktürmchen, das eine Zwiebelkuppel trug. Am 13. 10. 1877 eröffnete Mat(t)hias Bauer (1833–1894) hier ein Wiener Café. Bereits am 1. 10. 1875 hatte er im gerade fertiggestellten Hotel Kaiserhof ein Wiener Café eröffnet, das aber wenige Tage später einem Brand zum Opfer fiel. Das erste Wiener Café in Berlin gab es bereits 1873 in der gerade eröffneten  Kontext: Kaisergalerie Kaisergalerie. Das C., rege besucht vom gutsituierten Bürgertum, verfügte im Erdgeschoß über einen großen Saal, im Obergeschoß über ein Billard-, ein Lese- und ein Damenzimmer sowie einen Gesellschafts- und Spielsaal. Anton von  Kontext: Werner, Anton Alexander von Werner stattete die Räume mit sechs Wandbildern des Zyklus „Das römische Leben“ aus. Christian Wilberg und seine Schüler malten 1882–1885 sechs Wandbilder des Zyklus „Römische Landschaften“. 1884 schuf Albert Hertel (1843–1912) weitere Wandbilder. Das Hotel Behrens wurde bald zum Hotel im Café Bauer und dann zum Hotel Bauer für 100 Gäste. Am 13. 9. 1884 ist das C. das erste Lokal Berlins, das mit elektrischem Licht beleuchtet wird. Nach dem Tod des Gründers führten dessen Witwe Therese Bauer (1843–1906) und deren Söhne das Geschäft weiter. 1924 verkauften die Erben Josef und Oskar Bauer das Haus an die Deutsche Gaststätten AG, die eine neue Gaststätte unter dem Namen Café Unter den Linden an dieser Stelle einrichtete. Im II. Weltkrieg wurde das Haus zerstört und die Ruine später abgetragen. 1964 entstand an der Stelle das  Kontext: Lindencorso Lindencorso.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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