Zentrum Gesundbrunnen

erfaßt als Denkmal die erhaltene Bebauung auf dem Gesundbrunnen,
mit der vor allem der Bereich Badstraße um die Jahrhundertwende zur Citybildung im Norden Berlins beitrug.

Ältestes Bauwerk ist hierbei die 1832–1835 errichtete  Kontext: Evangelische Pfarrkirche St. Paul Evangelische Pfarrkirche St. Paul, mit der der Gesundbrunnen zugleich einen zentralen Bereich an der Kreuzung Badstraße/Prinzenallee erhielt. Charakteristisch für die nach 1870 hier einsetzende aufwertende Bebauung wurde die Ablösung der meist eingeschossigen Wohnbebauung durch große Mietshäuser und Gewerbebauten. Als Einzelbauten entstanden 1862 in der Badstraße 29 und 1875 in der Badstraße 32 und 34 erste mehrgeschossige Mietshäuser. Die Bebauung der Parzellen in die Tiefe mit Stallungen und Remisen bot den Raum für einen späteren Ausbau zu Wohn- und Gewerbezwecken. Im Zeitraum von 1882 bis 1895 verdichtete sich die Bebauung entlang der Badstraße. Carl Galuschki ließ 1884 das Mietshaus Badstraße 31 errichten. 1885 waren die Grundstücke Badstraße 35–39 von den Brüdern Galuschki vereint und nachfolgend bebaut worden. Auf dem Grundstück 37/37A entstand 1885–1887 ein Doppelmietshaus. Auf dem Grundstück 38/39 erfolgte 1892/93 eine Eckhausbebauung. Der Bau erhielt den Namen „Königin Luise Haus“ ( Kontext: Luisenhaus Luisenhaus). Die Bauphase von 1896 bis 1908 brachte die Schließung noch vorhandener Baulücken. Entscheidend zum Bauboom trugen der Ausbau der Straßenfolge Brunnen- und Badstraße für den „modernen“ Massenverkehr und die soziale Öffnung des Gesundbrunnens mit der Erschließung größerer Flächen für Wohnbebauung und Industrieansiedlung bei. 1899–1900 baute H. Eicke das Mietshaus Badstraße 28. Auf dem Grundstück Nr. 35/36 ließ Carl Galuschki als Teil des Baukomplexes Marienbad 1904/05 ein Wohnhaus errichten, das mit seiner aufwendigen Jugendstilfassade den Höhepunkt in der beeindruckenden Häuserfront im nördlichen Teil der Straße bildet. Im Gegensatz zur Einzelbebauung der Badstraße 27–39 wurde der Bebauungsraum Badstraße 42–49 um 1890 nahezu in einem Zug parzelliert und bebaut. 1886 hatte die Handelsgesellschaft Gebrüder Hirschler das ehemalige Parkgelände von den Erben Carl Gropius erworben. Kauf und Bau geschahen zu Spekulationszwekken, die Mietshäuser wechselten oft schon während der Bauzeit die Besitzer. Die damals zulässige Bebauungsdichte wurde voll ausgeschöpft, alle Häuser in der Badstraße 42–49 haben dicht bebaute Hinterhöfe. Die Miethausbebauung dieses großen Areals zwischen Gropiusstraße, Buttmannstraße, Pankstraße erfolgte zwischen 1888 und 1892 bis zur Thurneysserstraße. Auf dem dahinter liegenden parkähnlichen Gelände entstand zwischen 1901 und 1906 das Gebäude des  Kontext: Amtsgericht Wedding Amtsgerichts Wedding. Die Bebauung des Gesundbrunnen ging mit der gewerblichen Nutzung der Wohngebäude und dem Bau kleinerer Fabrikanlagen einher. Das noch freie Gelände Badstraße 40–41, das sich von der Badstraße bis zur Osloer Straße erstreckt, ließ 1892/93 Carl Arnheim (1851–1905) mit einem Wohn-Gewerbekomplex bebauen. Das Mietshaus Arnheim und die  Kontext: Tresorfabrik S. J. Arnheim Tresorfabrik S. J. Arnheim wurden nach Plänen von Wilhelm Martens (1872–1910) errichtet. Einbezogen in den Komplex wurde die zum Bürohaus umgebaute  Kontext: Pankemühle Pankemühle auf dem Grundstück Badstraße 40 A. Die zusammenhängende bauliche Erschließung des Gesundbrunnen mit Wohn- und Industriebauten kann um 1910 als abgeschlossen betrachtet werden. Bau- und sozialgeschichtliche Einflüsse sind im Denkmalbereich Z. ablesbar, zumal es im II. Weltkrieg kaum Zerstörungen gab. Der Komplex Marienbad/ Luisenhaus wurde 1995 rekonstruiert, die Fabrikhallen der Firma Arnheim sind heute zu Werkstätten und Ateliers ausgebaut.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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