Mitte (Dorotheenstadt), Friedrich-Ebert-Platz (früher Ebertstraße 3031/Reichstagufer).
Das Haus errichtete der Architekt des Reichstages Paul Wallot von 1900 bis 1904. Die Bildhauerarbeiten stammen von Heinrich Giesecke, August Vogel (18591932) und Wilhelm Widemann (18561915). Das dreigeschossige R. im Stil des Historismus ist dem Reichtagsgebäude auf der anderen Straßenseite zugeordnet und mit ihm durch einem Tunnel verbunden. Der repräsentative Teil der Fassade des auf einem L-förmigen Grundriß errichteten Gebäudes zeigt zur Spree. Als erster Reichstagspräsident bezog Franz Xaver Graf von Ballestrem (18341910) hier von 1904 bis 1906 Amtssitz und Dienstwohnung. In der Weimarer Republik war das R. zudem außerparlamentarischer Treffpunkt von Abgeordneten des Reichstages. Am längsten wirkte in dem Haus Paul Löbe (18751967), Reichstagspräsident von 1920 bis 1932 (Unterbrechung 1924). Da Hermann Göring (18931946), der seit 1932 Reichstagspräsident war, das Haus nicht bezog, stand es leer. Eugen Fischer-Balling, Direktor der Reichstagsbibliothek, initiierte in den dreißiger Jahren die Verlagerung von Teilen der Bibliothek in das R. Dabei hielt er die Bestände, zu denen Judaica, kommunistische, sozialdemokratische und pazifistische Bücher gehörten, für jedermann zugänglich. Im II. Weltkrieg teilweise zerstört, wurde das Haus bis auf einzelne Nebengebäude nach 1945 wiederhergestellt und seit 1949 vom späteren Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED genutzt. Nach dem Umbau 1960 zog hier der VEB Deutsche Schallplatte ein. 1997 begann ein erneuter Umbau nach Plänen von Thomas van den Valentyn (* 1945). Künftig ist die Parlamentarische Gesellschaft Hauptnutzer. Das Gebäude wird dann Bestandteil der Dorotheenblöcke sein, die als Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestages bezeichnet werden sollen. Das Palais steht unter Denkmalschutz.