Tiergarten (Moabit),
Gebiet westlich der Berlichingenstraße bis zum Charlottenburger Verbindungskanal und zwischen Spree und Westhafen.
Mit der Bildung der Großgemeinde Berlin im Jahr 1920 gehörte das Gebiet zum Bezirk Charlottenburg. 1938 kam es zum Bezirk Tiergarten. Verschiedene Quellen bezeichnen auch das gesamte Gebiet westlich der Beusselstraße zwischen Spree und Bahndamm als M., während in älteren Karten (um 1860) nur das Gebiet südlich der Huttenstraße als Martiniquefelde ausgezeichnet ist. Die Benennung leitet sich vom Namen des Wirtshausbesitzers Martin ab. Friedrich II. erhob vergeblich schriftlichen Einspruch gegen diese Bezeichnung und wollte den historischen Namen Rubabervorwerk (Rhabarberhof) erhalten, der sich aus dem Umstand ableitete, daß auf einem hier gelegenen Gehöft die erkrankten Leibpferde des Soldatenkönigs nach einer Rhabarberkur wieder gesundeten. Auf diesem Gehöft richtete der französische Kolonist Martin 1735 ein Wirtshaus ein, das zum Ausflugsziel für Moabiter und Berliner wurde, wobei letztere vor allem über den Wasserweg mit den sogenannten Moabiter Gondeln kamen. Martin wurde wegen seiner kleinen Statur von seinen Gästen Martinicken (Petit Martin) genannt und seine Schankwirtschaft beim Martinicken. Für das Sumpf- und Heideland westlich des Gehöfts bürgerte sich so die Bezeichnung Martinikenfelde (Martiniquefelde) ein. Bei diesem Namen blieb es auch, als das Gehöft um 1820 zum beusselschen Gutshof (bis 1910 existent) und das Gebiet zu Ackerland geworden war. Ausflugsziel blieb M. bis Ende des 19. Jahrhunderts, als die Randwanderung der Industrie in die Vororte einsetzte. Der Unternehmer Ludwig Loewe kaufte das Gebiet und errichtete hier ein modernes Industriequartier mit Waffen- und Werkzeugmaschinenfabriken, das sich in seiner Struktur trotz der Zerstörungen im II. Weltkrieg bis heute erhalten hat. An Stelle des Martinikengehöfts bzw. des Beusselhofs befinden sich heute Mietshäuser und ein Geschäftshausbau, zu dem das Restaurant und Café Tabuna mit Terrasse gehören.