Hochschule für die Wissenschaft des Judentums

Mitte (Spandauer Vorstadt),
Artilleriestraße 9 (heute Tucholskystraße 14).

Dia-Serie Hochschule für die Wissenschaft des Judentums Das dreistöckige Haus mit ausgebautem Dachgeschoß errichtete 1906/07 Johann Hoeniger (1850–1913) dank einer Spende von Nathan Bernstein. Das mittige Werksteinportal ist mit bildhauerischem Zierat versehen, Schmuckelemente verbinden je zwei bzw. drei Fenster. Am 22. 10. 1907 öffnete das Gebäude als Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Diese hatte sich am 5. 1. 1870 mit der Annahme eines Statuts konstituiert und den Lehrbetrieb am 6. 5. 1872 in angemieteten Räumen in der Straße An der Spandauer Brücke 6 A begonnen. Später befand sich die H. Unter den Linden 4 a und ab 1892 in der Synagoge Lindenstraße (Kreuzberg). Die Absolventen dieser Schule konnten das Amt des Rabbiners, Predigers oder Religionslehrers ausüben. Zu den bedeutendsten Dozenten der H. gehörten Ismar Elbogen (1874–1943) und Leo  Kontext: Baeck, Leo Baeck, die hier 1902–1938 bzw. 1913–1942 lehrten und sich an der Neubearbeitung des Handwörterbuchs für Theologie und Religionswissenschaft beteiligten. Am 30. 6. 1942 mußte der Lehrbetrieb eingestellt werden. Nach dem II. Weltkrieg nutzte die  Kontext: Charité Charité das Gebäude als Wohnhaus. Anfang der 90er Jahre wurde es an die Jewish Claims Conference übertragen, die es an den Zentralrat der Juden in Deutschland verkaufte. Dieser ließ es zu seinem neuen Sitz umbauen und eröffnete es am 19. 4. 1999 als Leo-Baeck-Haus. Ferner beherbergt das Gebäude heute Verlag und Redaktion der „Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung“ sowie das ständige Büro von European Jewish Congress und World Jewish Congress. Eine Tafel erinnert an die H. Das Haus steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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