Auf Veranlassung von Johann Anton Wilhelm von Carstenn kam der Baumeister O. im November/Dezember 1869 nach Lichterfelde und wurde Generalbevollmächtigter der Baugesellschaften von Carstenn. O. wurde 1871 Aktionär der Flora-AG und der Land- und Baugesellschaft in Lichterfelde, die Carstenn gehörten. In diesen Jahren baute er 1871 u. a. das Gesellschaftshaus in Lichterfelde, das Floraetablissement in Charlottenburg sowie einige Villen in Lichterfelde und von 1870 bis 1872 das Palais Wrangel in Charlottenburg. Mit zwei weiteren Architekten gründete O. 1872 die Moabiter Baugesellschaft im Kleinen Tiergarten, die allerdings 1902 liquidiert werden musste. Er trennte sich 1874 geschäftlich von Carstenn und wurde Privatarchitekt und Mitglied des Architektenvereins Berlin. Ab April 1878 lehrte O. an der Technischen Hochschule Charlottenburg (heute Technische Universität), die ihn im Oktober 1879 zum Professor berief. Er war an der Gründung der Vereinigung Berliner Architekten vom 8.6.1879 beteiligt, deren Ehrenmitglied er 1909 wurde. Am 20.9.1880 wurde er Mitglied der Bauakademie. 1883/84 leitete er deren Architekturabteilung. 1883 wurde er Mitglied und 1885 zum Senator der Akademie der Künste zu Berlin gewählt, leitete dort ein Meisteratelier und war von 1904 bis 1907 deren Präsident. O. legte wegen der hohen arbeitsmäßigen Belastung seine Professur nieder, führte seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule aber noch bis 1902 fort. O. war Geheimer Regierungsrat, Mitglied der Akademie der Künste Wien, Ehrenmitglied des Royal Institut of British Architects London und des Kaiserlichen Architektenvereins St. Petersburg. O. gehörte 1891 zu den Autoren des "Wiesbadener Programms" für den Bau evangelischer Kirchen und gilt als ein bedeutender Theoretiker des neugotischen Kirchenbaus. Engagiert war er an der Vorbereitung des I. Deutschen Kirchenbaukongresses beteiligt, der im Mai 1894 in Berlin stattfand. Zu seinen Werken zählen Kirchen und Villen in Deutschland. In Berlin lieferte er die Entwürfe u. a. für den Bau des Lehrter Bahnhofs (1879), für die Hl.-Kreuz-Kirche in der Blücherstraße (1885-1888), für die Lutherkirche am Dennewitzplatz (1891-1894) und die Georgenkirche am Alexanderplatz (1894-1898, kriegszerstört) sowie für Bauten für die Gewerbeausstellung 1896. In der Villenkolonie Wannsee, Am Sandwerder 9 (Steglitz-Zehlendorf), ist die neugotische Villa erhalten, die er 1882 für sich selbst gebaut hat. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof Wannsee II, Lindenstraße1/2 a (Steglitz-Zehlendorf). Die Otzenstraße in Schöneberg wurde nach ihm benannt.
Quellen und weiterführende Literatur: [ Wer ist's ? 1909, DBJ Bd. 16/1911, Kieling Privatarchitekten
]