Haus der deutschen Funkindustrie

/Funkhalle (Messegelände)
Charlottenburg,
Witzleben/Messegelände.

In den 1920er Jahren begann sich die Entwicklung des Rundfunks geradezu zu überschlagen. 1923 gab es in Deutschland 1 500 Rundfunkempfänger, 1927 etwa 2 Mio. Im Frühjahr 1924 hatte der Verband der Radio-Industrie auf der Leipziger Messe erstmals mit einer Sonderschau für seine Geräte geworben. Nach der Messe beschloss er, noch im Herbst desselben Jahres eine Funkausstellung in Berlin zu veranstalten, die fortan in jedem Jahr stattfinden sollte. Dies kam der Intention der Verantwortlichen in Berlin entgegen, die Stadt als überregionale Messestadt zu etablieren. Für den Bau einer Ausstellungshalle auf dem bis 1924 bereits entstandenen Ausstellungsgelände ( Kontext zu: MessegelaendeMessegelände) in Witzleben erhielt eine extra zu diesem Zweck gegründete Messegesellschaft von der Stadt Berlin ein Darlehen von 2,5 Mio. Reichsmark. 1924 wurde binnen vier Monaten in Witzleben nach Plänen von Heinrich Straumer (1876-1937) das H. gebaut sowie mit dem Bau des benachbarten  Kontext zu: FunkturmFunkturms begonnen. Um Störungen beim Sende- und Empfangsbetrieb zu vermeiden, wurde das H. - eine langgestreckte Halle (Länge 131 m, Breite 41 m) in fünfstufigem Aufbau und mit Galeriegeschoss - überwiegend aus Holz errichtet. Im zweigeschossigen Vorbau war ein Vortragssaal mit Bühne und 483 Plätzen untergebracht. Da die Halle aus Holz war, mussten bestimmte Vorschriften der Feuer- und Theaterpolizei beim Bau beachtet werden. Zu der zehntägigen 1. Großen Deutschen Funkausstellung kamen sensationelle 114 000 Besucher. In schalldichten Kabinen oder mit Hilfe von Kopfhörern lauschten sie den Tönen, die aus den Röhrengeräten kamen. Auch bei den folgenden Funkausstellungen war das technisch Neueste im H. zu bestaunen, so 1927 die ersten Fernseh-Versuche und 1935 das für Aufzeichnungen wichtige Magnetophonband. Die Besucherzahlen blieben hoch: vierte Funkausstellung (1927) 96 000, fünfte (1928) 153 000, neunte (1932) 175 000 und elfte (1934) 325 000 Menschen. Das H. sowie der Funkturm und das gesamte Ausstellungsgelände wurden rasch zu einer beliebten Berliner Sehenswürdigkeit. Gelegentlich wurden im H. auch repräsentative Feierstunden abgehalten, die über den Rundfunk eine breite Öffentlichkeit erreichen sollten (11.8.1927 Feier zum Verfassungstag, 14.11.1932 Feier zum 70. Geburtstag von Gerhart Hauptmann (1862-1946)). Am 19.8.1935, während der 12. Funkausstellung, vernichtete jedoch ein Brand die Funkhalle. Zwei Menschen starben. Das Feuer erfasste auch den Funkturm und verursachte geringe Schäden am Funkturmrestaurant. Trotz ihrer kurzen Lebensdauer nimmt das H. in der Geschichte der Holzbauwerke einen anerkannten Platz ein. Seine Neugestaltung und Erweiterung übernahm Richard Ermisch (1885-1960). Dort wo das H. stand, wurde die "Gläserne Galerie" errichtet (heute Halle 14 und Halle 15 am Messedamm).

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ BuB X Bd. B., Rundfunk ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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