ALTER
SCHLACHTHOF
Der
Standort des ehemaligen städtischen "Central Vieh- und Schlachthofes"
südwestlich der S-Bahn zwischen Landsberger Allee und Storkower Straße
erlebte einen mehrfachen Wechsel seiner Bezirkszugehörigkeit. Heute
gehört er zum Bezirk Prenzlauer Berg. Der einst bekannte Berliner
Großbetrieb, in dem erst 1991 der Schlachtbetrieb eingestellt wurde,
durchlief eine wechselvolle Geschichte.
Nachdem
1876 der Berliner Magistrat ermächtigt worden war, ein knapp 40 ha
großes Gelände auf der Feldmark Lichtenberg für den Bau
eines Zentralen Vieh- und Schlachthofes zu erwerben, begannen 1877 die
Bauarbeiten nach Entwürfen von Stadtbaurat Hermann Blankenstein (1829-1910).
Die Eingemeindung nach Berlin wurde jedoch erst durch Kabinettsorder vom
30.3.1878 vollzogen. Am 1.3.1881 wurde die Anlage eröffnet. Sie bestand
aus zwei Teilen: dem Viehhof als Zentrum des Viehhandels mit einem prächtigen,
1945 zerstörten Börsengebäude und großen Verkaufshallen
(ca. 220 mal 70 ) für Rinder, Hammel, Schweine und Kälber sowie
westlich davon dem Schlachthof mit Schlachthäusern und zugehörigen
Anlagen zur industriellen Verwertung. Die Stadt Berlin kaufte 1889 die
10,9 ha große Fläche zwischen Thaerstraße und Landsberger
Allee, 1895 erfolgte die Bebauung dieses Erweiterungsgeländes u.a.
mit neuen Schlachthäusern und -ställen, Verwaltungsgebäude
und Kühlhaus; weitere bauliche Änderungen und Ergänzungen
folgten nach 1900. Er wurde eine der größten und modernsten
Anlagen ihrer Art in Europa. Bei der Bildung Groß-Berlins ( Groß-Berlin-Gesetz
[1920]) kam der Zentrale Vieh- und Schlachthof zum Bezirk Friedrichshain.
1929 war der Großbetrieb des Vieh- und Schlachthofes durch die neue
Fleischgroßmarkthalle III in Verbindung mit Halle II sowie durch
ein großes Kühlhaus erweitert und der Betrieb in den folgenden
Jahren ständig modernisiert worden. Infolge Veränderung der
Berliner Bezirksgrenzen kam es 1938 zu einer Korrektur, von der auch das
Gelände des Zentral-Vieh- und Schlachthofes betroffen wurde: Es kam
vom Bezirk Friedrichshain zum Prenzlauer Berg. In DDR-Zeiten entwickelte
sich die auf etwa 100 ha erweiterte Anlage zum Leitbetrieb der fleischverarbeitenden
Industrie Ost-Berlins, der 1963 in den VEB Fleischkombinat Berlin umgewandelt
wurde und etwa 2 700 Arbeitskräfte in 10 Betriebsteilen beschäftigte.
Nachdem
1991 der Schlachtbetrieb nach 110 Jahren eingestellt wurde und das Areal
jahrelang ungenutzt blieb, soll das Gelände des ehemaligen Alten
Schlachthofes bis zum Jahr 2010 (ursprünglich bis 2006) zu einem
neuen Stadtquartier umgestaltet werden. Unter Einbeziehung einiger restaurierter
denkmalgeschützter Gebäude soll auf einem 50 ha großen
Kernareal des Alten Schlachthofes ein moderner Park von großer Nutzungsvielfalt
als Mischung von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitgestaltung entstehen.
Neben ca. 1 900 Wohnungen (ursprünglich 2 500) sind zahlreiche Handels-,
Gewerbe- und Dienstleistungseinrichtungen sowie über 10 ha Grünflächen
geplant. Bereits bis 1999 standen 200. Mill. DM Entwicklungskosten zu
Buche. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie die Vision "Neues Leben im
alten Schlachthof" Wirklichkeit wird.
Quellen
und weiterführende Literatur: 
Fege/Gringmuth/Schulze 1987/121; Herrmann 1987/244, 253; Berlin Handbuch
1993/1376; Alter Schlachthof 1995; Berlin-Central-Viehhof 1996; Berliner
Kurier v. 18. Juli 1999, S. 12/13
(c) Edition Luisenstadt (Internet-Fassung),
2004
Stadtentwicklung
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