STADTERWEITERUNG VON 1861

Am 1.1.1861 wurde die größte territoriale Erweiterung Berlins im 19. Jh. wirksam. Die StadtgebietsflächeStadtgebietsfläche vergrößerte sich um fast 70 Prozent: von 3 511 ha (= 35,11  km²) auf 5 923 ha (= 59,23 km²). Durch zahlreiche Eingemeindungen auf beiden Spreeufern wurde das Stadtgebiet nach langwierigen Verhandlungen mit der Regierung und den Nachbarkreisen sowie nach langem Zögern der Stadtverordneten "dem tatsächlichen Stadtgrundriß angepaßt" (CULLEN, M./KIELING, U. 1995/12). Auf dem linken Spreeufer wurden Grundstücke von Alt-Schöneberg bis einschließlich Botanischer Garten, Grundstücke von Tempelhof mit dem Kreuzberg (Viktoriapark), ein Teil der Hasenheide (Volkspark Hasenheide), Teile der Feldmark Lützow von Charlottenburg, Teile des Tiergartens ( Großer Tiergarten) eingemeindet, auf dem rechten Spreeufer Alt- und Neu-Moabit, Wedding, Luisenbad, ein Teil des Tegeler Forsts und das Areal der ehemaligen Pulvermühlen. Das vergrößerte Berlin wurde nunmehr in 16 Stadtteile gegliedert, von denen auf jeder Spreeseite acht lagen. Durch die St. kamen 35.500 oder 7 Prozent mehr Einwohner, 17 Prozent mehr Fabrikgebäude, Mühlen, Privatmagazine und 17 Prozent mehr Wohngebäude, Ställe und Schuppen zu Berlin. In diesem stark vergrößerten Berlin lebten nun 547.200 Einwohner, und zwar in 546 benannten und 93 nummerierten Straßen mit 34.000 Gebäuden. Mitte der 60er Jahre zählte man in Berlin 21.919 Wohnhäuser, 10.180 Ställe, Scheunen und Schuppen, 1.164 Fabrikgebäude, Mühlen und Magazine sowie 700 öffentliche Gebäude, von denen 200 der preußischen Staatsverwaltung, 172 der Militärverwaltung, 87 der Ortspolizei und Gemeindeverwaltung dienten und 107 für Lehr- und 61 für kirchliche Zwecke verwendet wurden (nach Angaben von BAUER, R./HÜHNS, E. 1980/150-151). Die folgende Übersicht verdeutlicht die erheblichen Veränderungen in der Berliner Stadtentwicklung im 19. Jh.

Ausgewählte Daten zur Stadtentwicklung 1800 bis 1871

1800 1871 Zuwachs
Stadtgebiet(ha) 1 330 5 920 4 590
Einwohner 172 000 774 452 602 452
Wohnungen (WE) 34 400 166 144 131 744
Unterrichtsgebäude usw. 33 144 111
Krankenhäuser u.a. Gebäude 20 46 26
Militärgebäude 68 66 -2
Fabriken u.a. gewerbliche Bauten 317 536 219
Ställe, Scheunen usw. 197 - -
Kirchen, Kapellen usw. 33 66 33
Straßen, Plätze, Gassen 268 607 334
Brücken 36 96 60
Wasserrohrnetz (km) - 251 251
Gasrohrnetz (km) - 403 403

Quelle: Peters, G. 1995/118

Mit der St. war noch längst nicht der Schlußpunkt der territorialen Entwicklung Berlins erreicht. Bis zum Vorabend des I. Weltkriegs dehnte sich die Reichshauptstadt auf 6 452 ha (= 64,52 km²), bis 1915 auf 6 572 ha (= 65,72 km²) aus. Immer mehr wuchs die Stadt über ihre administrativen Grenzen hinaus und verschmolz mit schon vorhandenen Siedlungskernen zu einem städtischen Großraum, der dem Verlauf der Stadtgrenzen längst nicht mehr entsprach. Und immer wieder gab es Versuche, das Stadtgebiet der tatsächlichen Entwicklung anzupassen. Aber erst mit dem Groß-Berlin-Gesetz
        (1920)Groß-Berlin-Gesetz (1920) zur Bildung der Einheitsgemeinde Berlin entstand die im Prinzip bis heute geltende StadtgebietsflächeStadtgebietsfläche.

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Streckfuß 1886-II/1324-1329; Kettig 1962/406; Kaeber 1964; Bauer/Hühns 1980/150-154; Heinrich 1981/199-237; Spitzer/Zimm 1987/34-50; Topographischer Atlas 1987/18; Demps/Materna 1987/416-427; Bauer 1988/348-350; Mieck 1988/478-521; Richter 1988/662-663; Engler 1991; Peters 1991; Peters 1991; Berlin Handbuch 1993/1129-1130; Cullen/Kieling 1995/10-12; Peters 1995/96-148

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Stadtentwicklung